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18 Geisterstories

18 Geisterstories

Titel: 18 Geisterstories Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Kluge
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der Ver­ei­nig­ten Staa­ten, den die Kon­greß­mit­glie­der für je­weils ein Jahr aus ih­rer Mit­te wähl­ten, zur Zeit Mr. McKean aus De­la­wa­re. Ein An­walt. Da­mit wür­de der Kon­greß sei­ne Recht­fer­ti­gung ent­ge­gen­neh­men. Er hat­te die Ar­mee mit der Krieg­füh­rung be­auf­tragt, und nun schenk­te die Ar­mee ihm den Frie­den. Fort­an konn­te er un­be­hel­ligt sei­nen Auf­ga­ben nach­ge­hen, nicht län­ger bloß ei­ne Ver­ei­ni­gung von Re­bel­len, auf de­ren Häup­ter Be­loh­nun­gen aus­ge­setzt wa­ren, son­dern die Ge­setz­ge­bung der ame­ri­ka­ni­schen Na­ti­on.
    Was die­se Ge­setz­ge­ber zu tun hat­ten – dar­an dach­te der Co­lo­nel nicht, ob­wohl sie nun das Recht auf ei­ge­ne Ge­dan­ken er­run­gen hat­ten. Häu­fig war er Teil­neh­mer an Dis­kus­sio­nen über dies The­ma ge­we­sen, manch­mal hit­zi­gen Dis­kus­sio­nen, die in den Zel­ten und an den La­ger­feu­ern der Ar­mee statt­fan­den. Aus der Ernst­haf­tig­keit, mit der er und sei­ne Of­fi­ziers­ka­me­ra­den ih­re An­sich­ten über den Zweck des Krie­ges ver­kün­de­ten, hät­te man schlie­ßen kön­nen, sie al­le sei­en Pro­fes­so­ren der Staats­kunst; be­son­ders der jun­ge Co­lo­nel Alex­an­der Ha­mil­ton zeich­ne­te sich durch ei­ne kla­re Phi­lo­so­phie aus.
    Sie hat­ten al­le ih­ren Scharf­sinn ge­mes­sen, ih­re Ge­lehr­sam­keit, manch­mal auch die Laut­stär­ke ih­res Ge­schreis, bis­wei­len fehl­te auch nicht viel zu ei­nem Mei­nungs­aus­tausch mit den Fäus­ten – Schlamm an den Stie­feln, Stop­peln im Ge­sicht, Hun­ger in den Ge­där­men. Der Kampf ge­gen den Feind war der Grund ih­res Da­seins, und da­für hiel­ten sie stets Blei, Pul­ver, Schieß­ei­sen, Klin­gen und Pfer­de be­reit. Und den­noch hat­ten sie theo­re­ti­siert und dis­ku­tiert.
    Was moch­ten sei­ne Ka­me­ra­den an die­sem Mor­gen tun? frag­te sich flüch­tig der Co­lo­nel. Nicht re­den. Des­sen war er sich si­cher. Da nun die Zu­kunft sich in die Ge­gen­wart ver­wan­delt hat­te, be­durf­te sie zur Nah­rung nicht län­ger des Re­dens. Was moch­ten sei­ne Ka­me­ra­den wohl tun? Selbst­ver­ständ­lich die all­täg­li­che Ar­mee­rou­ti­ne er­le­di­gen. In­spi­zie­ren, Be­feh­le er­tei­len und emp­fan­gen, ein schar­fes Au­ge of­fen­hal­ten. Aus­schließ­lich Rou­ti­ne – ab­ge­se­hen da­von, daß nichts, wo auch im­mer, jetzt Rou­ti­ne war oder je­mals wie­der sein wür­de. Die Re­vo­lu­ti­on hat­te ge­siegt. Die Zu­kunft – ja, sie war an­ge­bro­chen.
    Co­lo­nel Tench Tilgh­man, Ad­ju­tant, Se­kre­tär und Ku­ri­er Ge­ne­ral Ge­or­ge Wa­shing­tons, ver­blieb den Mor­gen hin­durch auf Deck des Schiffs, das ihn fort­trug. Vom York ge­lang­ten sie hin­aus in die Bucht. Am Nach­mit­tag be­gab sich der Co­lo­nel auf Ein­la­dung des Ka­pi­täns in die Ka­bi­ne und nahm ein Mahl zu sich – et­was kal­tes Fleisch, Zwie­back und Bran­dy. Seit dem Nach­mit­tag des Vor­tags hat­te er nichts ge­ges­sen. Nie­mand in Wa­shing­tons Feld­quar­tier hat­te ans Es­sen ge­dacht.
    Dann stieg er hin­un­ter, um nach Black Damn zu schau­en. Der Hengst war ru­hig – oder so ru­hig, wie zu sein er es ver­moch­te, und das war nicht völ­lig ru­hig. Auch wenn Black Damn kei­nen Huf rühr­te, er­weck­te er doch den Ein­druck, er sei in schnel­lem Lauf. Selbst reg­los glich er dem Bild ei­nes Pfeils im Flug. Er war aus Be­we­gung ge­schaf­fen. Er grüß­te den Co­lo­nel mit ei­nem Au­gen­rol­len und sei­nem üb­li­chen ka­me­rad­schaft­li­chen Grimm. »Ja, ja, Sir«, sag­te der Co­lo­nel und grunz­te und brumm­te ein paar zur Be­kräf­ti­gung ih­rer Be­zie­hung ge­eig­ne­te Lau­te. Black Damn ver­stand ihn. Wenn der Co­lo­nel ihn re­spek­tier­te, dann re­spek­tier­te er sei­ner­seits den Co­lo­nel. Der Mann er­neu­er­te das Heu, das Pferd rieb sei­nen Kopf an dem wohl­tä­ti­gen Arm, und bei­de wa­ren gut ge­launt. »Ja, du, Sir«, sag­te der Co­lo­nel, leg­te sich auf den großen Heu­hau­fen und schlief. In der ver­gan­ge­nen Nacht wa­ren ihm nur drei Stun­den Schlaf ver­gönnt ge­we­sen.
    Ei­ne Be­we­gung weck­te ihn, von der er au­gen­blick­lich wuß­te, daß sie ei­ne

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