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18 Geisterstories

18 Geisterstories

Titel: 18 Geisterstories Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Kluge
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ge­reist; das war für ihn nichts Neu­es. Es wi­der­streb­te ihm al­ler­dings, sei­ne na­tür­li­che Um­ge­bung mit zu­viel Plötz­lich­keit zu ver­las­sen. Er ver­lang­te ein Ze­re­mo­ni­ell. Des­halb leis­te­te er je­des­mal ge­spiel­ten Wi­der­stand. Der Co­lo­nel ach­te­te die­se Ei­gen­heit. Als der Ka­pi­tän sich um­sah und rief: »Hil­fe von­nö­ten, Sir?«, lau­te­te sei­ne Ant­wort: »Nicht er­for­der­lich.« Ei­gen­hän­dig führ­te er Black Damn an Bord und in den Stall un­ter Deck.
    Sein Pferd mit ei­nem Heu­vor­rat im Stall; Ge­ne­ral Wa­shing­tons De­pe­sche an den Kon­greß in sei­ner Sat­tel­ta­sche; er selbst auf dem Boot; das Boot in Fahrt. Der Co­lo­nel kehr­te zu­rück auf Deck. Sie schwam­men be­reits mit­ten im Fluß.
    Über­all an den Ufern sah man die Res­te ver­brann­ter Schif­fe, von see­tüch­ti­gen Fracht­schif­fen bis zu Nach­en. Die Ort­schaft Yorktown äh­nel­te ei­nem von Ge­schos­sen zer­pflüg­ten Wirr­warr aus Mau­er­werk. Die Bri­ten hat­ten ge­brannt und ge­plün­dert, Brun­nen ver­gif­tet und Zi­vi­lis­ten miß­han­delt. Sie hat­ten Skla­ven da­zu ver­lockt, ih­re Her­ren zu ver­las­sen, ih­nen Frei­heit ver­spro­chen, aber ihr Wort nicht ge­hal­ten, son­dern die Skla­ven in Pfer­che ge­sperrt, wo vie­le von ih­nen star­ben. Er­eig­nis­se, Be­stand­tei­le ei­nes Krie­ges, des­sen Ganz­heit jetzt Co­lo­nel Tilgh­man be­her­berg­te, nun zu­sam­men­ge­faßt in ei­nem Wort – vor­über ! Corn­wal­lis hat­te ka­pi­tu­liert.
    Der Co­lo­nel war mit dem York ver­traut. Er kann­te auch die Ches­a­pea­ke-Bucht. Und ihm war zu­mu­te, als se­ge­le er über einen neu­en Strom in ei­ne neue Gren­zen­lo­sig­keit. Er war, so be­griff er, al­lein mit sei­nem ge­wal­ti­gen Wis­sen. Nur er wuß­te vom Sieg. Er brach­te die Neu­ig­keit. En rou­te …
    Im Jah­re 1974 war der Fluß in die­sem Mo­ment Schau­platz ei­nes spon­ta­nen Mo­tor­boot­ren­nens. Drei En­thu­sias­ten je­ner Art, die die Mo­tor­boot­sai­son bis zum En­de des Was­ser­hoch­stands aus­zu­kos­ten pfleg­ten, röhr­ten fluß­auf­wärts, und noch das lang­sams­te der Boo­te ent­wi­ckel­te ei­ne Ge­schwin­dig­keit von fünf­zig Mei­len je Stun­de; die Rümp­fe wa­ren nichts als Ver­klei­dun­gen für die Mo­to­ren, Mo­to­ren mit der zwei­hun­dert­fa­chen Kraft ei­nes Black Damn. Der Kurs ei­ner die­ser brül­len­den Mücken kreuz­te sich mit dem des Scho­ners, so daß die bei­den Fahr­zeu­ge sich wech­sel­sei­tig ei­nes durch das an­de­re pas­sier­ten. Der von Gischt um­schäum­te Bug des Mo­tor­boots des zwan­zigs­ten Jahr­hun­derts drang in den Rumpf des Schiffs im acht­zehn­ten Jahr­hun­dert dicht un­ter­halb der Fü­ße Co­lo­nel Tilgh­mans ein und glitt dar­un­ter wei­ter durch das Geis­ter­pferd. »Jip­piii!« hat­te der Mann am Steu­er­rad ge­schri­en. »Jip­piii …!« schrie er, als er wei­ter­braus­te.
    Co­lo­nel Tilgh­man kann­te sich auch mit Boo­ten aus, ge­wiß. Er war an Ma­ry­lands Ost­küs­te ge­bo­ren, ei­nem mit den Ge­zei­ten ver­trau­ten Land, des­sen Be­woh­ner sei­ne Flüs­se ein­hun­dert­fünf­zig Jah­re lang ganz na­tür­lich als Stra­ßen be­nutzt hat­ten. Der Sitz sei­ner Fa­mi­lie war am Tred Avon ge­we­sen, in der Nä­he ei­nes blü­hen­den Welt­han­dels­ha­fens – Ox­ford. Schon als Kna­be hat­te er ein ei­ge­nes Boot er­hal­ten, und man er­war­te­te von ihm, daß er da­mit gut um­zu­ge­hen ver­stand. Da­her war er des Trei­bens auf dem Scho­ner so­wie der Strö­mun­gen in der Luft und im Was­ser, die das Tun an Bord be­ding­ten, mit vol­lem Ver­ständ­nis ge­wahr – und doch reg­te sei­ne Auf­merk­sam­keit sich nur un­ter­be­wußt; sie ver­zeich­ne­te, daß der Scho­ner sechs Kno­ten schaff­te und der Ka­pi­tän an­schei­nend sein Hand­werk be­herrsch­te. Der ge­sam­te Rest von des Co­lo­nels Be­wußt­sein rich­te­te sei­ne Ge­dan­ken vor­wärts. Der Fluß schim­mer­te, denn die Son­ne je­nes Ta­ges warf al­le Schat­ten nach hin­ten.
    Die Sie­ges­bot­schaft. Er wür­de die De­pe­sche dem ame­ri­ka­ni­schen Haupt­ge­schäfts­füh­rer über­ge­ben, dem Vor­sit­zen­den im Kon­greß

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