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18 Geisterstories

18 Geisterstories

Titel: 18 Geisterstories Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Kluge
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Ner­ven­fie­ber lag. Was ha­be ich in mei­nen De­li­ri­en ge­spro­chen? Ich mei­ne, wor­aus setz­ten sich mei­ne Fan­tasi­en zu­sam­men?«
    »Bruch­stücke aus Ham­let zu­meist. Von Ophe­lia kam viel vor und auch von Laer­tes. Du nann­test sie mit ih­ren bür­ger­li­chen Na­men und warfst die Be­zie­hun­gen durch­ein­an­der. Ein we­nig Wirk­lich­keit war auch da­bei, denn ich den­ke, das Ge­rücht von dei­nem Ver­hält­nis mit der Wit­te hat­te doch recht.«
    »Un­sinn!«
    »Al­so nicht? Ich dach­te, weil sie doch gleich nach­her mit Pö­na­le aus dem En­ga­ge­ment ging. Man sprach da­von, und ei­ni­ge woll­ten wis­sen, daß es zwi­schen euch we­gen des Laer­tes-Tie­fen­bach einen großen Krach gab.«
    »Un­sinn! Un­sinn!«
    »Es scheint dich aber doch be­un­ru­higt zu ha­ben. Du sprachst … frei­lich wa­ren das Fie­be­ri­de­en.«
    »Nichts als Fie­be­ri­de­en. Mein Ge­hirn nahm auf, was es da­von fand und meng­te al­les durch­ein­an­der. Ich dan­ke dir … aber du sprichst nicht da­von, über­haupt ist es am bes­ten, wenn wir nicht mehr da­von spre­chen. Komm, Geist mei­nes Va­ters, wir wol­len ge­hen und Dä­mon Al­ko­hol be­schwö­ren.«
    Sie rüs­te­ten sich, gin­gen an der fei­er­lich be­mal­ten Wir­tin vor­bei, groß­ar­tig wie Kö­ni­ge und ver­schlos­sen wie Ver­schwö­rer und zi­tier­ten im Hin­ter­zim­mer der ›Blau­en Af­fen­gat­tin‹ den Dä­mon Al­ko­hol.
    Die Pro­ben zu ›Ham­let‹ wur­den dies­mal sehr gründ­lich ge­nom­men. Prinz, der mit zu­sam­men­ge­bis­se­nen Lip­pen, bleich und ent­schlos­sen auf der Büh­ne stand, wehr­te sich ge­gen je­den Schlen­dri­an und al­les zit­ter­te da­vor, einen zwei­ten sol­chen Aus­bruch zu er­le­ben, wie bei der ers­ten Pro­be. Er hat­te einen nach­läs­si­gen Sta­tis­ten ge­packt und mit zwei Ohr­fei­gen in die Ku­lis­sen ge­wor­fen, daß er win­selnd zu den Fü­ßen des Po­lo­ni­us nie­der­stürz­te. Der Sta­tist hat­te nun den rau­hen Ham­let ge­klagt, aber die an­de­ren hü­te­ten sich doch, durch die Un­ar­ten der Pro­ben sei­nen Zorn auf­zu­ru­fen. Fast un­heim­lich, re­gungs­los wie der stei­ner­ne Gast stand Prinz un­ter den in ih­rer Stim­mung sehr ge­drück­ten Kol­le­gen, und die leich­ten Wit­ze schli chen ge­bun­den in den dun­keln Win­keln um­her. Vor sei nem un­er­bitt­li­chen Ge­sicht zer­bra­chen die im­mer be­rei­ten Scher­ze in arm­se­li­ge Wor­te vol­ler Be­schei­den­heit und Angst, als ob hier et­was vor ih­nen stün­de, des­sen Be­deut­sam­keit weit über al­lem Schein der Büh­ne wä­re.
    »Wie ei­ner, der sei­ne ei­ge­nen To­ten­spie­le in­sze­niert«, flüs­ter­te Kö­nig Clau­di­us dem Gu­stav Riet­schi zu, der den Geist von Ham­lets Va­ter zu mi­men hat­te. Der jun­ge Dar­stel­ler des Laer­tes, der erst zwei Jah­re im En­ga­ge­ment war, wag­te die ge­fähr­li­che Fra­ge nach dem Un­fall sei­nes Vor­gän­gers. An Riet­schis Schweig­sam­keit prall­te sei­ne Neu­gier­de ab und er muß­te sich mit dem be­gnü­gen, was ihm Kö­nig Clau­di­us nach­mit­tags beim Ta­rock­spiel an un­zu­sam­men­hän­gen­den Ge­rücht­frag­men­ten, ba­ro­cken Bruch­stücken, ge­wag­ten Ver­mu­tun­gen und bos­haf­ten An­spie­lun­gen mit­tei­len konn­te. Was er da hör­te, reg­te ihn auf, und er emp­fand pri­ckelnd die lüs­ter­ne Sen­sa­ti­on, an ei­ne Stel­le zu tre­ten, die vom Tod ver­flucht und ge­weiht war. Prinz klei­de­te sich für sei­ne Fan­ta­sie in den Pan­zer des Son­der­ba­ren und Ge­heim­nis­vol­len, und aus dem einen ge­flüs­ter­ten Wort stie­gen ihm die köst­li­chen Won­nen furcht­sa­men Ab­scheu­es auf. Zwi­schen zwei Run­den hat­te sich Kö­nig Clau­di­us weit vor­ge­neigt, da­mit es Gül­dens­tern, der Kie­bitz, nicht hö­ren kön­ne: »Man spricht, aber du wirst da­von den Mund hal­ten, daß das da­mals nicht Zu­fall war, son­dern … na, al­so Ab­sicht, weil der Tie­fen­bach mit der da­ma­li­gen Ophe­lia …« Ein kräf­tig an­ge­sag­ter Pa­ga­tul­ti­mo brach­te Kö­nig Clau­di­us auf an­de­re Glei­se, und der jun­ge Laer­tes muß­te sich selbst in den Zau­ber­wald der Mög­lich­kei­ten auf die Su che be­ge­ben. Sein Ei­fer

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