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18 Geisterstories

18 Geisterstories

Titel: 18 Geisterstories Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Kluge
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Bli­cke aus dem We­ge gehn? Warum ließ ich mich be­tö­ren, Blick mit Blick und nach­her Wort mit Wort zu er­wi­dern? Ja, sie war lie­bens­wert, edel und schön, aber in mei­nem Her­zen er­hob sich mit den bes­se­ren Ge­füh­len auch die Ei­tel­keit, daß ge­ra­de sie, die höchs­te, es war, die mich so aus­zeich­ne­te. Nun trat ich nä­her, dreis­ter, be­stimm­ter, und mein ge­läu­ter­tes, hoch­ge­stimm­tes Ge­fühl über­rasch­te und ge­wann sie. Sie schenk­te mir ihr Ver­trau­en. Ihr Herz war so schon und groß; ach! al­le die­se Ju­gend­ge­füh­le so zart und in­nig; es war ein Pa­ra­dies, was sich uns bei­den auf­tat. Wir glaub­ten, kin­disch ge­nug, es kön­ne kein hö­he­res Glück auf die­ser Er­de uns ge­bo­ten wer­den, die­se himm­li­sche Ge­gen­wart, der Mo­ment ge­nüg­te uns. Nun er­wach­te aber in mei­nem Her­zen die Lei­den­schaft. Das hat­te sie nicht er­war­tet, sie er­schrak und zog sich zu­rück. Das sta­chel­te mei­ne Ei­gen­lie­be, ich fühl­te mich un­glück­lich, zer­stört, der Krank­heit na­he. Das er­barm­te sie, sie kam mir wie­der nä­her. Durch ei­ne ver­trau­te Kam­mer­frau ward es uns mög­lich, uns oft oh­ne Zeu­gen zu sehn und zu spre­chen. Un­ser Ver­ständ­nis war in­ni­ger, uns­re Lie­be ge­wis­ser und zärt­li­cher, aber da die­se Ge­füh­le in Wor­te ge­faßt und be­wuß­ter aus­ge­spro­chen wur­den, so war auch auf im­mer­dar je­ner pa­ra­die­si­sche Hauch, je­ner über­ir­di­sche Duft ver­schwun­den. Es war ein Glück, aber ein an­de­res, ir­di­scher, freund­li­cher, ver­trau­li­cher, aber nicht von je­ner Ma­gie um­ge­ben, die mich in der frü­he­ren Zeit ent­zückt hat­te, so daß ich mich wohl oft im stil­len fra­gen konn­te: Bist du denn glück­lich? – Ach! mein Freund! in­dem wir uns oft sa­hen – wie­viel Ent­wür fe, tö­rich­te und wahn­sin­ni­ge, wur­den da ge­macht! Es war von un­se­rer Zu­kunft die Re­de, an wel­che der schwär­me­nd Lie­ben­de in den ers­ten Zei­ten sei­ner Ent­zückung nie­mals denkt. Ein­mal schi­en ei­ne Ge­le­gen­heit sich an­zu­bie­ten, sie zur Eh­re des Hau­ses zu ver­mäh­len. Da er­wach­te Wut und bö­ser Ha­der in mir. Sie ward von mei­nem Zorn bis in das in­ners­te Herz miß­han­delt, da es schi­en, als wenn sie die­ser glän­zen­den Ver­bin­dung nicht ab­ge­neigt wä­re. Ich war schlecht in mei­ner Lei­den­schaft, und tief fühl­te sie mei­ne Ent­ar­tung, mehr in ih­rer Lie­be um mei­net­wil­len, als ih­rer Schmer­zen we­gen. Oh, sie hat die­ses Bild mei­ner Ra­se­rei nie­mals wie­der in ih­rer See­le ver­til­gen kön­nen. Um mir die Schmer­zen gut zu ma­chen und mich ganz zu ver­söh­nen, stieg sie zu mei­nem ge­rin­gern wil­dern We­sen her­ab. Uns­re Her­zen hat­ten sich wie­der ganz aus­ge­söhnt, aber mit Sehn­sucht sah ich aus den schwe­fel­gel­ben Ge­wit­ter­wol­ken, die mich jetzt um­ga­ben, nach je­ner Him­mels­klar­heit zu­rück, die mich an­fangs so blen­dend an­ge­strahlt hat­te. Wir leb­ten in un­serm Dün­kel wie Ver­lob­te und träum­ten von un­se­rer Ver­mäh­lung, von un­er­war­te­tem Glück, von Freu­den al­ler Art und Wen­dun­gen des Schick­sals, die nie­mals ein­tref­fen konn­ten. Aber wir tapp­ten im Ne­bel um­her und hiel­ten das Un­mög­lichs­te für na­he und na­tür­lich.
    Die­se An­ge­wöh­nung in uns­rer Lie­be ver­tilg­te all­ge­mach die nö­ti­ge Vor­sicht. Die Au­gen der Spä­her er­wach­ten und schärf­ten sich an uns­rer Un­vor­sich­tig­keit. Ge­rüch­te ent­stan­den, die den Herrn selbst viel­leicht nie­mals er­reicht hät­ten, wenn nicht sein ei­ge­ner Blick un­ser Ver­hält­nis ge­ahn­det und er­ra­ten hät­te. Nun ver­nahm er auf sei­ne hal­b­en Fra­gen mehr, als er wis­sen woll­te, und weit mehr, als mit der Wahr­heit ver­träg­lich war. Er ließ mich zu sich kom­men, ganz al­lein in sein Ka­bi­nett. An die­sem fei­er­li­chen Abend ent­hüll­te sich mir die Schön­heit sei­ner großen See­le. Oh­ne mir Vor­wür­fe zu ma­chen, maß er sich selbst die nächs­te Schuld mei­ner An­ma­ßung bei, daß er mich mit zu großem Ver­trau­en fast wie einen Sohn be­han­delt ha­be, daß er für mich so viel vom Her­kom­men und

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