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1803 - Der Riese Schimbaa

Titel: 1803 - Der Riese Schimbaa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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vermochte das hinterher keiner der Reporter mehr zu sagen, dann entstand in einer der Ziegelwände ein nicht zu übersehender Riß.
    Knirschend und mahlend verschob sich eine Seite der Kneipe, neigte die Wand sich bedrohlich weit nach innen. Die Herreach, die vor dieser Wand saßen, mußten das Unheil sehen, doch sie reagierten nicht - nicht einmal, als die Steine auseinanderbrachen und in einer Wolke aus rotem Staub alles unter sich begruben.
    Achzend kippte die Dachkonstruktion nach innen. Gloom Bechner sah noch, wie ein angespitztes Kantholz mit der Wucht eines Speeres herabsauste und einen der Zecher durchbohrte, dann hatte er Natos Krum hochgezerrt; er zog den willenlos wirkenden Herreach zum Ausgang.
    Unaufhörlich bebte der Untergrund, wenngleich schon weitaus schwächer als beim ersten Stoß. Es gab keine Panik, niemand drängte zum Ausgang.
    Dann war alles vorbei. Fünfzehn, wenn es hoch kam, zwanzig Sekunden hatte das Beben gedauert. Auch die Häuser im Umkreis der Kneipe hatten Schäden davongetragen, doch nichts am gewohnten Bild änderte sich.
    Einige Herreach waren gestürzt, sie rafften sich auf und setzten ihren Weg Richtung Tempel fort.
    „Ob die Wissenschaftler die Erschütterungen verursacht haben?" fragte Sibyll.
    Bechner zuckte mit den Achseln. Wortlos ließ er sich von der Menge mitziehen, die zum Tempel flutete.
    „Hat es solche Beben schon früher gegeben?" wollte er von Krum wissen.
    Der Herreach verneinte.
     
    5.
     
    Die ungewöhnliche Hitze und die geradezu qualvolle Enge wirkten einschläfernd, und nur das Schnaufen und Fauchen des Dampfrosses hielt ihn noch wach. Immer wieder -sank Gen Triokods Kopf für wenige Augenblicke vornüber auf die Brust, und dann produzierte sein beachtliches Nas-Organ ein abgehacktes Rasseln.
    Das Tor zum Tempel stehtoffen, aber eine unsichtbare Mauer hindert Kummerog daran, zu uns zu kommen. Die Nachricht, die ihn über den Telegrafen erreicht hatte, hatte sich tief in seine Gedanken eingebrannt.
    Das Tor zum Tempel steht offen ... Darauf wartete er, seiner denken konnte. Nie hatte er daran gezweifelt, daß er Kummerogs Ankunft erleben würde.
    Forschende Blicke trafen ihn. Er hatte im Halbschlaf seine Gedanken ausgesprochen. Neben ihm reckte sich einer der Pilger; er drängte Triokod weiter in die Ecke, die er sich gerade noch ergattert hatte.
    Das Oberhaupt der herrachischen Freiatmer zog sich die Kapuze tiefer ins Gesicht. Seine blütenweiße Kutte, die ihn als Clerea auswies, als Priester, hatte am Saum mittlerweile einige häßliche Flecken. Die Nacht im Zug war unerträglich kalt gewesen. Beinahe 2000 Pilger hatten sich aneinandergedrängt und sich gegenseitig gewärmt, aber die auf dem Dach und draußen auf den Plattformen waren dem schneidenden Wind und den an den Wagen wachsenden Eiskristallen schutzlos ausgeliefert gewesen. Achtzehn Herreach waren in dieser Nacht gestorben, ihre steifen Körper lagen inzwischen im Dreck verscharrt neben den Gleisen.
    Die Sonne hatte den höchsten Stand überschritten. ‘Ihre Hitze dörrte die Felder aus und verwandelte die Erde in unfruchtbaren Staub.
    Das sind deine Zeichen, Kummerog. Die Welt verändert sich, deine Prophezeiung wird sich in Kürze erfüllen.
    Das Land lag unter einer unbeschreiblichen Helligkeit. Gien Triokod hörte die Pilger reden. Viele glaubten, das Gleißen müsse sich verdichten und Kummerog würde daraus hervortreten. Das war Blödsinn.
    Kummerog wartete seit Anbeginn des Lebens im Tempel darauf, daß Schimbaa das Tor öffnete.
    Kummerog wartete auf den einen, der die Macht in sich spürte, Schimbaa tanzen zu lassen.
    Ich werde Kummerog in die Welt holen! schoß es Gen Triokod durch den Sinn. Das ist meine Bestimmung.
    Er schloß die Augen.
    Das Rattern des Zuges und die schweißtreibende Schwüle ließen ihn mehr und mehr den Bezug zur Realität verlieren. Ein unruhiger Halbschlaf führte ihn zurück in die Zeit seiner Jugend, als er zum erstenmal die Kraft gespürt hatte ...
     
    *
     
    „... du hast sehr wenig von deinem Vater, Gen Triokod. Das ist bedauerlich, aber wahr. Dein Vater war ein Mann, dessen Visionen jeden begeisterten ..."
    „Er ist nicht tot. Ich spüre seine Nähe in meinen Träumen. Er beschützt mich."
    „Du phantasierst, Gen Triokod. Wir halten dir deine Jugend und deine Unerfahrenheit zugute, aber finde endlich zu dir selbst, sonst wirst du Kummerog nie nahe sein. Dein Vater verließ den Cleros gegen den Willen aller. Es war ein Hirngespinst, in den kahlen

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