1811 - Konferenz der Galaktiker
während er mit ihm sprach, fiel Voge auf, daß er ständig damit beschäftigt war, imaginäre Staubkörnchen von seiner Kleidung zu streifen oder zu blasen. Sein Auftreten und sein Gehabe machte deutlich, daß er sich selbst einer überaus strengen militärischen Disziplin unterwarf, und Voge war klar, daß er eine solche Disziplin von anderen erwartete.
Völlig unklar war, welche Funktion Rossom von Atalaya innehatte. Voge war lediglich bekannt, daß sein Gegenüber ein Offizier und mächtiger, einflußreicher Mann war. Er kannte aber keinen offiziellen Titel.
Die Bezeichnung Befehlshaber bedeutete ja nur, daß er zur Zeit die Befehlsgewalt über dieses Raumschiff hatte.
Er wußte nicht, welche Aufgaben Rossom sonst im Kristallimperium Arkons zu erfüllen hatte und auf welcher Position er in der Rangliste der Mächtigen stand. Es gab Vermutungen und allerlei Gerüchte, aber keine zuverlässigen Informationen.
„Was ist mit der vereinten Flotte der Blues und Unither geschehen?" fragte Rossom von Atalaya.
„Sie ist weitgehend vernichtet worden", berichtete der junge Arkonide. „Ich konnte mich im letzten Moment absetze. Kaum hatte ich den Diskus der Blues verlassen, als er auch schon explodierte."
Rossom nahm diese Nachricht ohne äußerlich erkennbare Regung hin. Er hätte es als unwürdig empfunden, einem Mann niederen Ranges gegenüber irgendwelche Gefühle zu zeigen. Er war Offizier und hatte alle Diplome mit Auszeichnung geschafft. Voge von Tissaque war er vor allem als Waffenspezialist, Verfechter des Kolonialismus und des neuen arkonidischen Nationalismus bekannt.
Für Rossom waren die Arkoniden eine Krönung der Schöpfung und dazu auserwählt, wenigstens über die Milchstraße zu herrschen. Daß sich dabei alle anderen Völker - einschließlich der Terraner - den Arkoniden zu unterwerfen hatten, war selbstverständlich.
Voge war fasziniert von diesem Mann, dessen politische Überzeugung er bedingungslos teilte und in dessen Schatten er eine große Karriere zu machen hoffte.
„Wir können ins Geschäft kommen", eröffnete Rossom von Atalaya ihm nach einem kurzen einleitenden Gespräch. „Wie ich hörte, ist deine Schwester schwer erkrankt und benötigt dringend Hilfe. Wir können sie ihr geben, allerdings ist die Therapie ausgesprochen teuer."
„Das ist mir bekannt", antwortete der junge Mann. „Ich bin bereit, jeden Preis zu zahlen."
„Jeden?" Rossom von Atalaya erlaubte sich ein kleines, herablassendes Lächeln.
„Jeden!"
„Hast du denn soviel Geld?"
„Ich dachte an einen ganz anderen Preis!"
Rossom von Atalaya nickte anerkennend. Man hatte sich verstanden!
*
Kendix atmete auf, als sich überraschend doch noch jemand auf seine Rufe meldete. Das Gesicht einer jungen Frau erschien auf dem Monitor vor ihm. Mittlerweile war er über hundert Kilometer weit mit dem Gleiter geflogen und näherte sich nun dem größten Raumhafen von Ferrol.
„Was hier los ist?" stammelte die Frau auf seine Frage. „Panik! Alle Welt scheint den Verstand verloren zu haben."
Die Antwort genügte Kendix.. Er schaltete einfach ab.
„Was wirst du tun?" fragte Darrassag.
Der Berater des Abgeordneten hatte sich das Hemd über der Brust aufgerissen, um unbeschwert atmen zu können. Der leiseste Druck auf seinen Hals löste bei ihm offenbar Übelkeit aus.
„Was soll das?" gab Kendix zurück. „Du weißt, daß ich eine Aufgabe zu erfüllen habe."
„Du willst nicht hierbleiben und helfen, das Chaos wieder zu ordnen?"
Kendix schüttelte verständnislos den Kopf.
„Was ist los mit dir?" Er packte seinen Assistenten am Arm und zog ihn brutal zu sich heran. „Willst du mir etwa einreden, daß ich hier wirklich etwas ausrichten kann? Dazu sind andere Leute da, Spezialisten, die dafür ausgebildet sind. Ich habe Feuerwehr an anderer Stelle zu spielen - auf der Konferenz. Dort ist mein Platz, und da habe ich etwas für das Volk der Ferronen zu leisten."
Darrassag stöhnte auf, als Kendix den Gleiter noch mehr beschleunigte, obwohl sie nicht mehr weit vom Raumhafen entfernt waren. Der Berater erfaßte, daß der Abgeordnete den Planeten so schnell wie möglich verlassen wollte, um einem zweiten Angriff zu entgehen.
„Das kannst du nicht machen", protestierte er. „Das wird sich verheerend auf das Wahlergebnis auswirken. Man wird dir vorwerfen, daß du dein Volk in der Stunde der Not verlassen hast."
„Dazu wird es nicht kommen", behauptete Kendix, „denn wir werden dafür sorgen, daß ich einen
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