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1812 - Ein historischer Roman (German Edition)

1812 - Ein historischer Roman (German Edition)

Titel: 1812 - Ein historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ludwig Rellstab
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Verdammten im Schwefelpfuhl. Fluch, Fluch, ewiger Fluch!«
    Rasinski schauderte. Diese drohende Gestalt war furchtbar, aber sie erregte keinen Abscheu! Weite, schwarz und graue Gewänder umhüllten sie; ein blutigrotes Tuch, halb einer Mütze, halb einem Turban ähnlich, war um das Haupt gewunden. Das ergraute Haar flatterte im Winde um ihre Schultern, ihr Auge blitzte und rollte wild in seinen Kreisen, der Mund hatte sich zum lauten Fluch geöffnet, sie erhob die Hände beschwörend zum Himmel. Alle männliche Kraft zusammenraffend, rief Rasinski noch einmal mit seiner Löwenstimme: »Wollt ihr Gnade verschmähen, Rasende?«
    Ein wildes Gebrüll, mit drohenden Gebärden begleitet, übertönte seine Worte, noch bevor er geendet hatte. Durch einen Wink bedeutete er dem König, daß alles vergeblich sei; dieser gab ein Zeichen, das Tor zu sprengen. Die bereits aufgefahrene Artillerie gab Feuer. Drei Schüsse, deren Donner furchtbar in der öden Stadt widerdröhnte, krachten gegen das Tor. Es stürzte zersplittert zusammen. Sowie es sich öffnete, drang der verworrene Knäuel jener Wütenden aus der Pforte hervor und stürmte in die Reihen der Krieger ein. Man hatte ihrer schonen wollen, da es zu wenige waren, um einen überlegenen Feind zu nutzlosem Blutvergießen zu veranlassen; der fanatische Patriotismus der Unglücklichen aber machte es unmöglich. Gleich wilden Tieren brachen sie grimmig in die dichte Schar der Gegner ein, um wenigstens deren so viele zu vertilgen, als sie vermochten. Ein Wütender schlug mit einem Baumast, der einer Keule glich, zwei Franzosen zu Boden und hatte in einigen gewaltigen Sprüngen schon den König, der, wie immer, einer der Vordern bei der Gefahr, erreicht, als Rasinski noch eilig herbeisprengte und einen Säbelhieb gegen den Rasenden führte. Doch er fiel flach, und mit der Wut eines gehetzten Hundes packte ihn jetzt der halb Getroffene an, riß ihn mit überlegenen Kräften vom Pferde herab, schleuderte ihn zu Boden und warf sich über ihn her. Bernhard war schnell wie eine heranschießende Schlange vom Pferde und riß den Wütenden, der Rasinski zu erdrosseln versuchte, zurück. Ein französischer Offizier sprang ihm bei. Mit Mühe brachen sie die Arme des Russen auseinander, mit denen er Rasinski gepackt hatte; als er dieser nicht mehr mächtig war, fletschte er die Zähne ergrimmt und drohte den Unterliegenden damit zu packen. Doch jetzt hatte auch Rasinski wieder einen freien Arm gewonnen, und indem der Wütende nach ihm biß, schlug er ihn, eine andere Abwehr war unmöglich, mit der geballten Faust so gewaltig in den Mund, daß ein dicker Strom schwarzen Blutes daraus hervor- und ihm über Brust und Antlitz stürzte. Dennoch ließ der Barbar nicht ab, sondern trotzte den drei Männern mit der ungeheuern Kraft seines muskulösen Körpers, bis ihn die Kugel aus der Pistole eines Chasseurs, der ihn kalt mit auf die Brust gesetztem Feuerrohr mitten durchs Herz schoß, leblos zu Boden streckte.
    Rasinski und Bernhard schauderten über diesen Kampf; er glich zu sehr dem Mord, dem wahren Abschlachten der Barbaren, um ein edles männliches Herz nicht mit dem tiefsten Abscheu zu erfüllen. Indessen waren die übrigen, welche noch Widerstand leisteten, teils niedergehauen worden, teils hatten sie mit verzweiflungsvollem Geheul die Flucht ergriffen. Es schien nicht der Mühe wert, sie zu verfolgen; man ließ sie daher sich in den öden Gassen der Stadt zerstreuen, und der König von Neapel setzte den Marsch mit den Seinigen weiter fort.
    Doch mehr als jemals wurde es jetzt notwendig, sich nicht ohne die größte Vorsicht in das labyrinthische Gewinde der Gassen zu vertiefen. Der Soldat, der alle diese reichen Häuser und Paläste von den Einwohnern verlassen sah, richtete seine Gedanken auf die Beute, die er an dem zurückgelassenen Gute zu machen hoffte. Einzelne versuchten hier und da sich von dem Zuge zu entfernen, um sich plündernd in den Häusern zu zerstreuen; doch der strengste Befehl untersagte es ihnen, und als Beweis, daß er befolgt werden würde, schoß ein General mit eigener Hand einen Dragoner nieder, der sich in eine Seitengasse stehlen wollte. Dies wirkte; die Menge gehorchte dem Gebote pünktlich. Doch hielten die Führer Vorsicht für nötig und sandten daher, wo sie an ein bedeutendes Gebäude, das öffentlichen Zwecken gewidmet schien, oder an eine Gruppe ansehnlicher Häuser kamen, immer starke Abteilungen seitwärts, um dieselben unter deren Schutz zu stellen.
    So

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