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1812 - Ein historischer Roman (German Edition)

1812 - Ein historischer Roman (German Edition)

Titel: 1812 - Ein historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ludwig Rellstab
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der Hand. »Ärger verdirbt den Appetit«, murmelte er vor sich hin. »Man kann aber noch durch schärfere Säuren geätzt werden; es gibt Dinge, die den Heißhunger verjagen; sie müssen aber bitterer sein als Galle!– Mich hungert jetzt nicht mehr. Aber ich will dich doch verschlucken, hartes Brot des Mitleids! Der Magen könnte am Ende unser Herr werden; aber jetzt müssen es Kopf und Herz sein. Ich bin nicht schläfrig; aber ich will auch schlafen auf dieser Bank, daß nicht Todesmattigkeit mir die Glieder bricht, wo sie fest sein müssen wie Eisen.« So streckte er sich auf die Bank hin, um zu schlafen. Doch hatte er seinem Wollen zuviel zugemutet. Denn schwerer als die Last der Ermattung lag die der Sorgen auf seiner Seele. Zu seinem Glück dauerte die Prüfung nicht lange, denn nach kaum einer Viertelstunde erschien der Sergeant, um auch ihn abzuholen. »Was ist mit meinem Freunde geschehen?« fragte er hastig. – »Ich weiß nicht«, lautete die Antwort, und in der Miene des strengen Soldaten war es zu lesen, daß er nichts geantwortet haben würde, wenn er es auch gewußt hätte.
    Mit trotzigem Antlitz trat Bernhard ein. An einem langen Tische saßen St.-Luces und Beaucaire; zwei jüngere Leute waren ihnen gegenüber eifrig mit Schreiben beschäftigt. »Wir sollten uns kennen?« fragte St.-Luces, indem er Bernhard scharf ansah. – »Möglich,« erwiderte dieser; »ich wüßte aber nicht, wie ich zu der Ehre käme.« Der verächtliche Ton, mit dem er die Worte sprach, gab ihnen den umgekehrten Sinn.
    »Sollte ich vielleicht so glücklich sein?« fragte Beaucaire mit höhnischem Lächeln. – »Ja, mein Herr! Ich habe euch in Pillnitz und in Dresden gesehen; vielleicht auch schon früher irgendwo, denn ihr habt so gewisse physiognomische Kennzeichen, die einem lange im Gedächtnis bleiben.« – »So? Sehr erfreulich! Vielleicht ist euch auch dieses Gesicht nicht ganz unbekannt«, entgegnete Beaucaire und drehte ein Blatt, das vor ihm lag, um. Es war Biankas Bild, das man in Ludwigs Brieftasche, die ihm abgenommen worden war, gefunden hatte. »Ich habe es gezeichnet«, sprach Bernhard trocken. – »Ich glaube mich dessen recht wohl zu erinnern,« entgegnete Beaucaire; »es wird zu London im Theater gewesen sein.«
    Diese Worte fielen wie ein leuchtender Blitzstrahl in Bernhards Brust; er blickte Beaucaire scharf an, und plötzlich hellte sich das Dunkel seiner Erinnerungen auf. Er hatte diesen widerwärtigen Menschen in derselben Loge mit Bianka sitzen sehen. Alle Gefühle und dunkeln Ahnungen seiner Brust wurden plötzlich aufgestört durch die nahe Möglichkeit, etwas Näheres von dem Wesen zu erfahren, das eine so rätselhafte Macht auf sein und Ludwigs Schicksal ausübte. Er vergaß das Verhältnis, in dem er jetzt vor Beaucaire stand, und rief hastig: »Wer ist diese Dame? Sie müssen sie kennen, denn Sie waren in ihrer Nähe! – Ich hätte noch andere Fragen wegen dieses Abends zu tun, jedoch nicht an Sie«, fuhr er stolzer fort, indem er sich des versäumten Duells erinnerte.
    Beaucaire lächelte teuflisch. »Sie gestehen, Herr von St.-Luces,« wandte er sich zu diesem, »daß wir mit feinen Leuten zu tun haben. Der Herr spielt die Rolle des Unwissenden mit großer Wahrheit!« – »Mein Herr!« fuhr Bernhard auf. – »Ihr schweigt!« erwiderte Beaucaire, indem er plötzlich den Ton eines Befehlenden annahm. »Meint ihr, wenn es uns nicht zu andern Zwecken dienlich erschienen wäre, wir würden einem Verbrecher wie ihr diesen verwegenen Ton nur einen Augenblick gestatten?«
    Bernhards Auge rollte wild; nicht der freche Befehl Beaucaires, sondern der überwallende Zorn raubte ihm für den Augenblick die Sprache. Er warf den Blick im Zimmer umher, ob er nirgends eine Waffe entdecken könne; glücklich für ihn, daß sein Auge auf keinen Gegenstand dieser Art stieß, denn er würde sofort den höhnenden Schurken Beaucaire damit zu Boden gestreckt und sein eigenes Leben dafür eingebüßt haben. Dieser nahm sein Verstummen für Furcht und fuhr fort: »Jetzt gebt Antwort auf die Fragen, die ich euch vorlegen werde. Wie seid ihr zum Dienst bei der Armee gekommen?«
    Bernhards erster Grimm hatte sich gelegt; er fühlte, daß er sich verachtend über den Unwürdigen zu erheben habe. Dies vermochte er nicht besser, als wenn er jetzt jenes starre Schweigen beobachtete, das ihm zuvor auferlegt werden sollte.
    »Hörtet ihr meine Frage nicht? Wie seid ihr zur Armee gekommen?« Bernhard nahm einen unweit

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