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1812 - Ein historischer Roman (German Edition)

1812 - Ein historischer Roman (German Edition)

Titel: 1812 - Ein historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ludwig Rellstab
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Minuten, »was mich in der Sache so anwidert. Ist es eine fatale Ähnlichkeit dieses Herrn von Rosen mit jemand, den ich gekannt habe und an den ich mich ungern erinnere, oder hält mich sonst etwas zurück. Ich fürchte aber einmal einen übeln Ausgang.« Beaucaire lächelte. »Ich stehe für den besten. Der Graf Rasinski kann uns nicht mehr schädlich werden; er ist fort – und ich glaube, wir werden nicht viel von ihm und seinem Regimente wiedersehen.«
    »Der Kaiser schätzt ihn! Wenn er klagte–«
    »So könnte er dadurch die Gunst des Kaisers verlieren. Oder halten Sie es für eine Empfehlung, daß die beiden Verdächtigen in seinem Regimente dienen? Und bedenken Sie, wie erzürnt der Kaiser auf uns und unsere Kollegen ist, weil er die Magazine nicht so findet, wie er sie erwartete. Ich höre, einen Magazinaufseher in der Oberstadt hat er gestern erschießen lassen wollen. Findet er Zeit, unsere Rechnungen und Bestände genau zu prüfen, so wissen Sie, daß –« St.-Luces biß sich auf die Lippen. »Was kann uns also erwünschter sein, als ihn durch einen Beweis unsers Eifers günstig für uns zu stimmen? – Die Gelegenheit dazu ist gar nicht schicklicher zu treffen, denn der Argwohn des Kaisers gegen die fremden Bundesgenossen wächst mit jedem Tage, und seit den letzten Ereignissen in Paris ist er vollends mißtrauisch geworden. Unsere beiden Gefangenen sind Freunde, sind, was noch mehr ist, Deutsche, und dienen wahrscheinlich unter fremden Namen und auf alle Weise verkappt in einem polnischen Regimente. Das allein ist hinreichend, sie verdächtig zu machen.«
    »Nun denn,« rief St.-Luces, »tun Sie, was Sie wollen; aber ich wälze die Folgen ganz auf Sie.« – »Auch in betreff der angenehmen Folgen für uns?« fragte Beaucaire betonend. – »Wahrhaftig auch in dieser Hinsicht, Herr von Beaucaire,« erwiderte St.-Luces stolz, »wenn ich in dieser Sache meinen Namen nicht mit hergeben müßte.«
    »Ich war nicht der, der sie einleitete«, sprach Beaucaire kalt: »Sie genehmigen also, daß ich den Bericht für den Generalintendanten aufsetze und ihn ihm zur Vorlegung an den Kaiser einhändige?« – »Tun Sie, was Sie wollen!« – »Und Sie werden ihn mitunterzeichnen?«
    »Da ich's nicht vermeiden kann, ja.« – »Sehr wohl.« Mit diesen Worten verbeugte sich Beaucaire und ging.
    Bernhard wurde von dem Sergeanten und dem vor der Tür stehenden Soldaten, der ihm das Brot gegeben hatte, nach dem Gefängnis zurückgeführt. Alle drei schwiegen. Als die Tür des Gewölbes sich öffnete und der matte Schimmer der Laterne hineinfiel, sah sich Bernhard vergeblich nach Ludwig um. »Wo ist mein Freund, lieber Kamerad?« sprach er zu dem Sergeanten. – »Ich habe ihn drüben auf dem andern Flügel allein einschließen müssen.« – »Ist sein Gefängnis auch so wohl, so menschlich eingerichtet wie dieses?« fragte Bernhard weiter mit bitterm Tone, dem sich jedoch der Ausdruck eines tiefen Schmerzes beimischte.
    »Es ist wahr,« begann der Soldat, der sie begleitete, »dies ist ein Loch für einen Hund zu schlimm, geschweige für einen Menschen.« – »Du unterfängst dich, unter dem Gewehr zu sprechen, Cottin?« wandte sich der Sergeant streng um. – »Vergebt, mein Sergeant,« erwiderte dieser; »ich weiß, ich tue unrecht. Aber Gottes Gebot ist auch ein Gesetz, und das heißt mich reden. Ich bin aus dem Elsaß, ich spreche deutsch; ich habe gehört, daß die beiden armen Teufel Deutsche sind. Einen Landsmann, und wäre es nur ein halber, darf man nicht ganz im Stich lassen.«
    »Ich habe dir's oft gesagt, du bist ein guter Kerl, doch du hast keinen Dienst.« – »Aber ich habe recht, mein Sergeant.« – »Ich will's nicht leugnen. Allein was sollen wir machen?« – »Freund,« begann Bernhard, »tut euere Pflicht. Es wäre mir leid, wenn ihr meinethalben bestraft werden solltet. Zwar werde ich in diesem Kerker schwerlich die Nacht überdauern, und wenn ich morgen freigesprochen werde, wird es zu spät sein – aber tut nur, was ihr müßt; doch wenn ihr könnt, so seid barmherzig gegen meinen Freund, der ebenso unschuldig ist als ich.«
    Der Sergeant schien sich zu bedenken. »Wir müssen Rat schaffen!« sprach er plötzlich entschlossen. »Ich kann euch auch nicht in dem Gewölbe hier lassen, denn die Kälte ist zu streng und steigt mit jeder Minute. Zum Mörder sollen sie mich doch nicht machen, zumal diese Ritter von der Feder, die niemals Pulver riechen und nicht wissen, was der Soldat alles

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