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1815 - Die Wiege des Teufels

1815 - Die Wiege des Teufels

Titel: 1815 - Die Wiege des Teufels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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ist unmöglich.«
    »Eine Taufe gehört in die Kirche.«
    »Ja, das schon, aber nicht so.«
    »Wieso nicht?«
    Der ehemalige Pfarrer rang nach Worten. »In dieser Kirche geht alles seinen normalen Weg. Taufen müssen angemeldet werden. Ich bin zwar kein Pfarrer mehr, aber ich weiß noch immer, wenn in dieser Kirche etwas Außergewöhnliches passiert. Bisher bin ich über jede Taufe informiert worden.«
    »Über diese aber nicht«, erklärte Blanke.
    »Das weiß ich jetzt auch.« Norwood deutete auf die Wiege. »Und wer soll dort hineingelegt werden? Kennen Sie den Täufling überhaupt?«
    »Aber sicher kenne ich das Kind, ich kenne auch die Eltern. Sogar die Verwandten, denn sie alle werden in diese Kirche kommen, um der Taufe beizuwohnen. Das Kind wird in diese Wiege gelegt und den ersten tollen Tag in seinem Dasein erleben. Denn es wird den ersten Kontakt zu der Person haben, die ein Leben lang das Kind begleiten wird.«
    »Und wer ist das?« Norwood war plötzlich gespannt.
    »Ein Mächtiger.«
    Der Herrgott? Das hatte der ehemalige Pfarrer fragen wollen, aber es war ihm nicht über die Lippen gekommen.
    Dafür kicherte Justus Blake. Er streckte seine rechte Hand aus und strich mit der Innenseite an der Wange des vor ihm stehenden Mannes entlang.
    »Ich will es dir sagen, Pfaffe. Es ist der wahre Herrscher der Welt. Der einzig wahre Herrscher, wenn du verstehst.«
    »Und weiter?«
    »Kennst du ihn nicht?«
    »Woher denn?«
    »Oh, du wirst ihn kennen. Jeder Mensch kennt ihn. Er ist etwas Besonderes.«
    »Wer denn?«
    »Der Teufel!«, lautete die Antwort.
    Es war seltsam. Es war ungewöhnlich. Martin Norwood wunderte sich darüber, dass er sich nicht bis in die Zehenspitzen erschreckte. Aber er hatte in den letzten Minuten schon so viel Seltsames erlebt, dass ihn selbst der Teufel nicht erschrecken konnte. Und irgendwie passte er zu dieser Wiege mit dem Totenkopf.
    »Hast du es gehört, Pfaffe?«
    Norwood nickte.
    »Ja, der Teufel, mein Freund. Er und nur er ist der wahre Herrscher der Welt. Und du hast das Vergnügen, vor seiner Wiege zu stehen, in die bald ein Kind gelegt wird. Die Taufe wird hier in der Kirche stattfinden, in einer normalen Kirche. Es geht um den Teufel, der sich freuen kann. Er wird diese Kirche übernehmen, und niemand kann es ihm noch verwehren.«
    »Nein …«
    »Wieso?«
    »Niemals, das sage ich Ihnen. Sie sind ja verrückt. Sie haben jede Beziehung zur Realität verloren. Das ist doch Quatsch, was Sie da gesagt haben. Ich gebe zu, dass die Wiege schon komisch ist, weil sie sichtbar einen Totenkopf trägt. Aber sie dem Teufel zuzuschreiben, darüber kann ich nur lachen.«
    »Das solltest du aber nicht.«
    Der ehemalige Pfarrer überhörte den lockeren Tonfall. Er blieb bei der sprachlichen Distanz. Mit scharfer Stimme forderte er den Mann auf, die Wiege aus der Kirche zu entfernen.
    Blake schaute erst erstaunt, dann fragte er: »Was soll ich tun? Sie wegschaffen? Hast du denn noch alle Tassen im Schrank? Sie bleibt. Ist das klar?«
    »Nein, sie bleibt nicht.«
    »Ist das dein letztes Wort?«, fragte Blake gedehnt. Er verengte dabei seine Augen.
    »Nicht nur das meine.«
    Die Antwort irritierte den Mann. »Was soll das denn heißen?«, fragte er.
    Plötzlich fühlte sich Norwood stark. Er wusste, dass er nicht mehr allein war. Im Moment zwar noch, aber es konnte nicht lange dauern, bis die beiden Polizisten eintrafen. Oder nur der eine Polizist. Er wusste jetzt nicht genau, was da ablief.
    »He, Pfaffe, ich habe dich was gefragt.« Nicht nur die Frage klang aggressiv, auch der Typ wurde es. Er packte zu und schüttelte den alten Mann durch wie einen Sack.
    Dann stieß er ihn von sich und Norwood prallte mit dem Rücken gegen die Wand.
    »So, du Erdenmensch, jetzt will ich noch mal hören, was du damit gemeint hast.«
    »Nichts, gar nichts. Es ist alles okay. Ich habe nur etwas lauter gedacht.«
    Blake verengte seine Augen. »Das glaube ich dir nicht. Das ist dir nicht einfach nur rausgerutscht. Dabei wirst du dir schon was gedacht haben.«
    »Nein, ich …«
    »Raus damit!«
    »Hauen Sie ab.«
    Justus Blake sagte nichts im Moment. Nur ein scharfer Luftstrom verließ seinen Mund. Dann fing er an zu lachen. Er lachte kurz und abgehackt, weil er noch etwas vorhatte, was sein musste. Dieser alte Idiot zeigte sich störrischer, als er gedacht hatte, und er glaubte auch daran, dass er ihm gefährlich werden konnte. Das konnte er auf keinen Fall zulassen. Er musste handeln, und er tat

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