1815 - Die Wiege des Teufels
waren gut durchgekommen, über die M1 waren wir gefahren, hatten die M25 überquert und waren in Epping abgefahren, wohin wir nicht brauchten, denn unser Ziel lag in Epping Upland. Es war der zweite Teil des Ortes, und der lag einige Meter höher, auf einem großen Plateau.
Der Weg war leicht zu finden, und wir hofften, dass Pfarrer Norwood die Verabredung einhielt.
Suko sprach mich von der Seite an. »He, du bist so ruhig.«
»Ich weiß.«
»Ist was mit dir?«
»Eigentlich nicht.«
»Und sonst?«
»Habe ich ein komisches Gefühl.«
»Im Bauch?«
»Wo sonst?«
»Okay, Alter, dann lassen wir uns mal überraschen. Wo wollte uns der Pfarrer erwarten?«
»An der Kirche.«
»Super. Da sind wir ja schon so gut wie.«
Das stimmte zwar nicht ganz, aber die nicht sehr große Kirche war bereits zu sehen, und auch der Weg dorthin ließ sich leicht finden. Das komische Bauchgefühl oder der leichte Druck – beides blieb bei mir bestehen, aber es zeigte sich nichts, was uns hätte gefährlich werden können.
Suko hatte den schmalen Weg gefunden, der hoch zur Kirche führte. Vor der Tür stoppten wir, und auch das Geräusch des Motors verschwand. Jetzt hätte eigentlich der Pfarrer kommen müssen, so war es verabredet, aber er kam nicht.
Nachdem ungefähr eine Minute vergangen war, drehte Suko mir sein Gesicht zu. Dann meinte er: »Ich will ja nicht sagen, dass der gute Mann nicht gekommen ist, das sehen wir ja. Aber ich habe schon noch eine Frage. Was macht dein Bauchgefühl?«
»Es ist noch da.«
»Das hört sich nicht gut an.«
»Ich weiß.«
»Und was machen wir?«
Ich lachte auf. »Ganz einfach. Wenn der Prophet eben nicht zum Berg kommt, dann kommt der Berg eben zum Propheten.«
»Also steigen wir aus.«
»Du hast es erfasst.«
Wir öffneten die Türen. Das geschah recht behutsam. Wer uns beobachtet hätte, der hätte meinen können, dass wir auf irgendetwas lauerten oder damit rechneten, angegriffen zu werden. Das trat nicht ein. Allerdings schauten wir uns schon beim Aussteigen um. Es war kein Mensch zu sehen, und es gab auch keine Gefahr.
Ich sprach die Frage aus, die ich mir auch schon im Kopf gestellt hatte. »Wo steckt der Pfarrer?«
»Keine Ahnung. Hat er uns vergessen?«
Ich warf Suko einen schrägen Seitenblick zu. »Nein, das hat er bestimmt nicht. Für ihn war das Treffen zu wichtig. Ich weiß auch nicht, wo er sich herumtreibt.«
»Er wird noch kommen.«
»Sicher.« So ganz überzeugt war ich nicht. Etwas störte mich gewaltig, und das war mein ungutes Gefühl, das einfach nicht weichen wollte.
Ich ließ meine Blicke schweifen, ohne etwas zu sehen, das meinen Verdacht erregt hätte. Möglicherweise litt ich auch an Einbildung, obwohl ich daran nicht so recht glauben wollte.
»Hat der Mann dir nichts von einer Wohnung oder einem Haus erzählt, wo er zu finden ist?«
»Nein, er sprach nur von der Kirche.«
»Worauf warten wir noch?«
Suko hatte recht. Es brachte nichts, wenn wir hier länger herumstanden. Wir mussten in die Kirche.
Es gab kaum ein Geräusch, als wir die Tür öffneten. Wir glitten hinein in die Kirche und erlebten die übliche Stille, für die Kirchen bekannt sind. Suko ging hinter mir. Gemeinsam schoben wir uns an dem Taufbecken vorbei, und wir gerieten in eine Zone, die heller war, denn hier sammelte sich etwas Licht, das durch die Fenster fiel.
Der Blick über die Bänke bewies uns, dass sich kein Mensch dort aufhielt.
Weiter vorn sahen wir den Altar. Eine recht schlichte Platte, auf der ein Blumenstrauß stand. An den Wänden hingen einige Bilder. Kinder der Gemeinde mussten sie gemalt und dort aufgehängt haben.
Kein Pfarrer in Sicht. Keiner, der sich meldete. Es blieb alles ruhig, und wir gingen Schritt auf Schritt dem Altar entgegen, wobei wir uns nicht bewegten wie normale Kirchgänger, sondern wie zwei Männer, die angespannt wirkten.
Stille kann gut tun, Stille kann auch bedrohlich sein. Diese hier schätzte ich als bedrückend ein, nicht gefährlich, und sie schien etwas zu verbergen, das wir erst noch entdecken mussten.
Als wir den Altar erreichten, blieben wir stehen. Bis zur Wand dahinter waren es nur ein Paar Schritte, die wir nicht gingen, denn unsere Blicke tasteten die Umgebung des Altars ab.
Warum wir das taten, wussten wir auch nicht. Es war mehr die Routine, und die zahlte sich mal wieder aus, denn auf dem Boden sahen wir einen Fleck. Er schimmerte feucht, und ich hatte sofort den Verdacht, dass es kein Wasser war.
Ich schaute Suko an,
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