1818 - Altar der Teuflischen
hielt sich immer im Schatten der Häuser, denn er wollte nicht unbedingt gesehen werden. Schon gar nicht nahe der Kirche.
Dort nahm er den Fußweg, der zum Hügel führte. Es gab noch einen breiteren an der anderen Seite. Der konnte mit Autos befahren werden. Und auch er führte an dem kleinen Friedhof vorbei, der nur ein paar Schritte von der Kirche entfernt lag. Früher hatte man hier die Toten bestattet.
Ich werde mir die Nische mit dem Altar genauer anschauen! Das nahm Johnny sich vor. Er ging einfach davon aus, dass die drei Gestalten schlimm waren, auch wenn es ihnen nicht anzusehen war oder man keine normale Erklärung fand.
Johnny Conolly schaute sich behutsam um, als er den unmittelbaren Bereich an der Kirche betreten hatte. Verfolger hatte er nicht gesehen, doch er musste davon ausgehen, dass sich hier oben noch irgendwer herumtrieb. Zudem war in der Kirche jemand ermordet worden, und es konnte sein, dass die Polizei einen Beamten als Wachtposten zurückgelassen hatten.
Das traf nicht zu. Johnny war sicherheitshalber einmal um die Kirche gegangen. Jetzt atmete er durch und blieb vor der normalen Eingangstür stehen.
Sie war versiegelt.
Es hätte ihn auch gewundert, wenn es nicht so gewesen wäre, aber wer etwas erreichen wollte, der musste auch was riskieren, und das tat Johnny auch.
»Sorry, Leute«, sagte und brach das Siegel.
Jetzt hatte er freie Bahn und wusste nicht mal, ob er sich darüber freuen sollte. Letztendlich wollte er nur eine Runde machen und nachschauen, ob sich etwas verändert hatte.
Johnny schlüpfte in die Kirche und ließ die Schneeflocken hinter sich. Viel wärmer war es im Innern auch nicht. Dafür aber trockener.
Johnny hatte eine Taschenlampe mitgenommen. Die aber ließ er stecken und sorgte dafür, dass sich seine Augen erst mal an die Dunkelheit gewöhnten.
Das klappte recht gut, denn graues Licht fiel noch durch die Fenster.
Es gab nur ein Ziel für Johnny. Das war das Gerüst, das auch in der Dunkelheit nicht zu übersehen war. Johnny ging darauf zu und ärgerte sich, dass er nicht lautlos gehen konnte, denn bei jedem Schritt knirschte es unter seinen Sohlen.
Das Gerüst rückte näher, und er blieb stehen. Johnny atmete einige Male tief durch. Er spürte die Gänsehaut auf seinem Rücken und fragte sich, ob er alles richtig gemacht hatte.
Er holte doch die Lampe hervor. Die Leiter sah er in greifbarer Nähe.
Er streckte seine Hände aus und klemmte die eingeschaltete Lampe in seinen Gürtel.
Dann ging es hoch.
Bei jedem Schritt, den Johnny hinter sich ließ, spürte er seinen Herzschlag. Er hatte sich verstärkt. Johnny wusste nicht, ob er das als Warnung verstehen sollte. Aber er hatte in den sauren Apfel gebissen und würde ihn auch essen.
Johnny erreichte die Höhe, die er haben musste, um an den Altar zu gelangen. Er holte seine Lampe wieder aus dem Hosenbund hervor und leuchtete über den Steg hinweg.
Er war leer.
Das beruhigte Johnny schon mal. Er holte tief Luft und konzentrierte sich auf das, was vor ihm lag. Es sah alles so leicht aus, und es war im Prinzip auch leicht, aber da gab es den Druck, der weiterhin auf ihm lag.
Er ging seinen Weg.
Zu ducken hatte er sich nicht brauchen. Er tat es trotzdem und setzte auch seine Füße vorsichtig auf. Die Lampe in seiner Hand zitterte etwas, und das Zittern übertrug sich auch auf den Strahl, der über die Bohlen glitt.
Es trennten ihn nur noch ein paar Schritte vom Ziel, als er stehen blieb. Etwas gefiel ihm nicht, aber er wusste nicht, was es genau war. Hier waren gewisse Dinge anders geworden, jedenfalls empfand er das.
Einen Beweis hatte er dafür nicht, doch Johnny war sich sicher, dass es ihn geben würde. Er roch den Staub, den er aufgewirbelt hatte.
Der senkte sich rasch, als er stehen blieb und dabei nach rechts schaute. Dort lauerte die Dunkelheit.
Wichtiger war die von ihm aus gesehen linke Seite. Dort schaute er hin und hatte als drittes Auge auch die Taschenlampe angehoben. Die drehte er nach links.
Er leuchtete in die Nische.
Er atmete auf.
Der Altar war noch vorhanden und damit auch die drei steinernen Gestalten …
***
Johnny Conolly hatte es geschafft, aber er verspürte kein Triumphgefühl. Irgendwie war er zufrieden, und dabei wollte er es auch belassen.
Er hob die Lampe an und leuchtete genau in die Gesichter. Dabei ließ er sich Zeit. Es dauerte eine Weile, bis er zur nächsten Figur wechselte und sich dabei die Gesichter genau anschaute.
Das waren keine normalen.
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