1820 - Karenas Liebesbiss
gesagt.«
»Keine Sorge, ich behalte meinen.«
»Dann wünsche dir viel Spaß, mein Junge.«
»Danke, den werde ich haben.« Johnny musste nichts mehr hinzufügen, denn seine Mutter verließ das Zimmer und zog die Tür hinter sich zu.
Johnny ließ sich nach hinten auf sein Bett fallen. Er mochte seine Mutter, aber manchmal ging sie ihm auch auf den Wecker. Tun konnte er dagegen nichts, was auch nicht tragisch war.
Er schaute gegen die Decke. Er lächelte. Er freute sich, aber er dachte nicht mehr über das ungewöhnliche Kennenlernen nach, auch wenn das alles andere als normal gewesen war.
Jetzt galt der Blick nach vorn. Und der konzentrierte sich auf einen bestimmten Namen – auf Karena …
***
Ich war ins Büro gefahren. Da Suko den Wagen genommen hatte, war ich in die Tube gestiegen. Wir Menschen kamen uns vor wie in einer Sardinenbüchse, aber wer in London lebte und unterwegs sein musste, der war daran gewöhnt.
Ich hatte einen Sitzplatz ergattern können, hockte dort und ließ mir das Geschehen noch mal durch den Kopf gehen. Wobei ich davon ausging, dass es kein Geschehen war. Ich hatte ja nur einen Anruf bekommen, das war alles gewesen.
Aber den Anruf einer ungewöhnlichen Person. Und jemand wie Nadine Berger malte den Teufel nicht an die Wand, die war keine Spinnerin.
Sie hatte Angst um Johnny. Sie fürchtete sich davor, dass er Fehler beging, die nicht nur für ihn tragisch enden konnten, sondern auch für uns.
Wer war Johnny eigentlich?
Diese Frage musste man sich schon stellen. Er war ein echter Conolly. Er war neugierig. Er wollte wissen, wie die Dinge liefen, und ihm war eigentlich kein Vorwurf zu machen, denn so dachte sein Vater, der Journalist, ebenfalls. Die Conollys waren eben keine normale Familie, auch wenn es nach außen hin so aussah.
Ich würde Bill anrufen und musste meine Worte dann vorsichtig wählen, damit er nichts in die falsche Kehle bekam. Wenn es um Johnny ging, waren er und seine Frau sehr sensibel.
Nun ja, wir würden sehen, wie sich die Dinge entwickelten. Ein gutes Gefühl hatte ich jedenfalls nicht. Nadine Berger hatte sich schon sorgenvoll angehört.
Sie war damals als Wölfin Johnnys Beschützer gewesen. Sie hatte auch bei den Conollys gelebt. Sie war akzeptiert worden und die Nachbarn hatten gedacht, die Conollys würden sich einen Schäferhund halten. Das alles war mir noch frisch im Gedächtnis, obwohl es schon länger zurücklag.
Ich hätte Johnny auch anrufen und Fragen stellen können. Das aber wäre genau das Falsche gewesen. Bei den Fragen wäre er nur misstrauisch geworden, und das wollte ich ebenfalls nicht. Johnny sollte nicht merken, dass man ihm möglicherweise nachspionierte.
Weit musste ich nicht fahren. Wieder mal stoppte der Zug, und ich ließ mich mit anderen Fahrgästen aus dem Wagen spülen.
Ich erreichte dann auch irgendwann mein Büro und grinste fröhlich, als Glenda Perkins mir ihr »Mahlzeit« entgegenschleuderte und ich Suko in unserem Büro lachen hörte.
»Ja, Mahlzeit, Mädel.«
»Und möchte der Junge noch einen Kaffee trinken, oder ist ihm das zu spät?«
»Er möchte, schöne Maid.«
»Wahnsinn, was du wieder für Komplimente auf der Zunge liegen hast.«
»So bin ich nun mal.«
Glenda deutete mit dem Kinn in Richtung Kaffeemaschine. »Du kannst dir da einen abholen. Er ist noch frisch.«
»Danke, holde Bürofee.«
Au, das war zu viel gewesen. Glenda suchte schon nach einem Wurfgeschoss, doch ich war schneller. Ich huschte in unser gemeinsames Büro, in dem Suko saß und E-Mails las.
»Alles klar?«, fragte er.
»Jetzt schon.«
»Super.«
»Ist sonst was passiert, was ich hören müsste?«
Suko schüttelte den Kopf. »Nein, nichts, was uns interessieren könnte.«
»Okay.«
»Und bei dir?«
Ich gönnte mir ein paar Schlucke und sah Suko mit einem bestimmten Blick an.
Er begriff. »Was war denn los?«
»Mich hat jemand angerufen.«
»Wer?«
»Nadine Berger.«
»He, das ist ein Ding.«
»Was wollte sie denn?«, fragte Glenda, die mal wieder alles mitbekommen hatte.
»Nicht nur guten Tag sagen.« Ich trank wieder einen Schluck und sprach dann weiter. »Es geht nicht um mich, sondern um ihren ehemaligen Schützling, den sie auch jetzt nicht aus den Augen gelassen hat.«
»Du meinst Johnny Conolly?«
»Genau, Glenda.«
»Und worum ging es?«
»Sie zeigte sich besorgt.«
»Zu Recht?«, fragte Suko.
»Das steht noch nicht fest.« Ich wollte die Neugierde der beiden befriedigen und erklärte, was man mir
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