1824 - Wenn Satan seinen Henker schickt
gefahren war.
Vielleicht hatte es daran gelegen, dass Wladimir schon so lange in der Klinik gelegen hatte. Sie aber lebte normal weiter. Sie war eine noch junge Frau, sie hatte ihre Bedürfnisse und die waren plötzlich aus ihr hervorgebrochen, was sie sich nicht erklären konnte.
Und jetzt?
Mein Gott, jetzt lag sie auf dem Rücken und überlegte, wie sie das alles wieder gutmachen sollte. Sie würde sich bei John Sinclair entschuldigen. Daran dachte sie immer wieder.
Und dann fiel ihr noch etwas auf. Ihre Mundhöhle schien sich in eine Wüste verwandelt zu haben, so trocken war sie. Das wollte sie nicht länger hinnehmen.
Es gab ein Waschbecken hier im Zimmer.
Sie stieg aus dem Bett und ging auf die Wasserstelle zu. Sie ließ das Wasser erst mal laufen, um es richtig kalt zu bekommen. Erst dann senkte sie den Kopf und trank.
Es schmeckte ihr nicht besonders. Irgendwie alt, muffig und nach Sumpf.
Über diesen Vergleich musste sie lachen, drehte das Wasser wieder ab und wischte über ihre Lippen. Sie richtete sich auf. Für einige Sekunden drückte sie die Hände gegen ihr Gesicht und verharrte in dieser Haltung. Dann sanken ihre Arme wieder nach unten, sie schüttelte den Kopf und ging zurück zu ihrem Bett.
Etwas stimmte nicht.
Sie hatte etwas gehört, was nicht in ihre gedankliche Welt passte. Es war nicht im Zimmer aufgeklungen, sondern außerhalb davon, und es konnte sich durchaus um einen Schritt handeln, den jemand zu heftig aufgesetzt hatte.
Mitten im Zimmer blieb sie stehen und hielt den Atem an, dann nichts sollte ihre Konzentration stören. Sie hatte keinen Beweis, aber sie ging davon aus, dass sich jemand auf der anderen Seite der Tür aufhielt. Und sie glaubte nicht, dass es John Sinclair war, denn der hätte sich anders verhalten. Der musste nicht durch den Flur schleichen.
Also ein anderer.
Aber wer?
Vielleicht Oleg Turew, der Bewohner des Hauses, der plötzlich daran gedacht hatte, die Frau zu besuchen, die allein in ihrem Zimmer schlief?
Das konnte sie sich auch nicht vorstellen. Oleg war nicht der Typ dazu.
Zu lange wollte sie nicht hier in der Mitte des Zimmers warten. Das war nicht gut. Wenn die andere Person ihr Zimmer betrat, wollte sie ihr auch eine Überraschung bieten. Also tat sie das einzig Richtige in ihrer Lage. Sie wollte dorthin, wo sie im Vorteil war.
Das war der tote Winkel neben der Tür.
Karina hatte es plötzlich eilig. Dann lauschte sie und spürte den Druck der Wand in ihrem Rücken. Jetzt war sie zufrieden.
Karina atmete nur durch den offenen Mund. Sie versuchte, so wenig Geräusche wie möglich zu machen, und fragte sich, wie die andere Seite vorgehen würde.
Das Zimmer lag im Dunkeln. Es war nicht richtig finster. Sie würde den Eindringling erkennen können, wenn er das Zimmer betrat, und nach wie vor glaubte sie nicht, dass es sich dabei um John Sinclair handelte. Das hatte er nicht nötig, sich so zu verhalten.
Sie hörte etwas an der Tür. Es war ein Geräusch, das beim Öffnen entstand. Und wenig später hielt Karina den Atem an, weil sie sah, dass die Tür zu ihrer Seite hin aufgeschoben wurde. Sie stand im perfekten toten Winkel, und jetzt war sie gespannt, wie sich der Eindringling verhalten würde, wenn er das Bett leer sah.
Noch musste er die Tür weiter öffnen. Karina sah ihn nicht, doch sie nahm seinen Geruch wahr. Er gab etwas Bestimmtes von sich, es war nicht der Geruch eines John Sinclair. Der hier stank nach alten Klamotten, auch nach Schweiß und Sumpf.
Die Tür war jetzt weit genug offen, um den Eindringling ins Zimmer zu lassen. Er trat auch über die Schwelle, aber sein Gesicht sah sie noch nicht. Mehr seinen Rücken und für einen Augenblick sein Profil.
Das war nicht John.
Das war überhaupt kein Mensch.
Das war ein Monster!
Karina bekam es nicht unbedingt mit der Angst zu tun, aber in ihrem Innern ballte sich schon etwas zusammen, das gegen den Magen drückte. Es war verrückt, das konnte es eigentlich nicht geben, aber es war eine Tatsache.
Der Kerl trug über seinem Kopf eine Teufelsmaske mit zwei abstehenden und gedrehten Hörnern.
Und er war bewaffnet. Denn kaum hatte er sich dem Bett zugedreht, da hob er sein Schwert und schlug zu, denn er wollte den Schläfer in zwei Hälften teilen …
***
Ich lag in einem fremden Bett und konnte nicht schlafen. Das lag weniger am Bett als an dem, was ich erlebt hatte, denn lange hatte mich mein Unterbewusstsein nicht schlafen lassen. Plötzlich war ich wieder voll da.
Ich drehte
Weitere Kostenlose Bücher