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1826 - Das Nebelheer

1826 - Das Nebelheer

Titel: 1826 - Das Nebelheer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Frage zuerst nicht beantworten, dann sagte er: »Ein paar Monate.«
    »Und wer hat vorher hier gewohnt?«
    »Keine Ahnung.«
    »Wie?«
    »Das Haus stand leer. Und das auch über eine lange Zeitspanne hinweg. Das müssen Sie mir glauben.«
    »Kein Problem. Und trotzdem ist es zu diesen seltsamen Vorgängen gekommen. Und wer das Bild erworben hat, das wissen Sie auch nicht – oder?«
    »So ist es.« Er räusperte sich. »Ich würde sagen, dass es einer meiner Vorfahren gewesen ist. Den Namen kenne ich nicht, er ist auch nirgendwo verzeichnet.«
    »Dann wissen Sie auch nicht, wer der Maler gewesen ist?«
    »Nein. Außerdem habe ich mich darum nicht gekümmert. Es war mir egal.«
    »Verstehe.« Jane lächelte. »Darf ich mir das Bild denn mal näher anschauen?«
    »Klar doch.«
    »Danke.« So sicher, wie Jane sich gab, war sie nicht. Sie wollte nur keinen Rückzieher machen. Mit forschen Schritten ging sie auf das Bild zu und blieb dicht vor der leeren Leinwand stehen. Mit Argusaugen suchte sie nach einer Signatur, ohne sie allerdings zu finden, und Jane war schon leicht enttäuscht.
    »Und?«, hörte sie hinter sich die Stimme des Mannes. »Fanden Sie etwas?«
    »Bis jetzt noch nicht.«
    »Das dachte ich mir. Es ist sicher ein unbekannter Künstler, der seinen Namen nicht dafür hergeben wollte.«
    »Das kann sein. Darf ich Sie bitten, mir trotzdem noch zu helfen?«
    »Wobei?«
    »Beim Abhängen. Das Bild ist schon ziemlich groß. Da ist es besser, wenn sich zwei Personen bemühen.«
    »Aha. Und was wollen Sie damit erreichen?«
    »Ganz einfach. Ich will herausfinden, ob sich der Künstler auf der Rückseite verewigt hat.«
    »Das glaube ich nicht.«
    »Manche tun das aber.«
    »Na ja, okay, wenn für Sie so viel davon abhängt, können wir es ja mal abnehmen.«
    »Danke.«
    Drake trat an die rechte Seite des Bildes, Jane Collins blieb links. Sie hatte nur den Kopf gedreht und schaute Marian an. Dann zeigte sie ein Kopfnicken.
    Drake verstand. Er hob das Bild an, Jane tat es ebenfalls, und der Eisenhaken hielt es nicht mehr. Sie traten von der Wand zurück und konnten es drehen und dann auf den Boden stellen.
    Dazu kam es nicht mehr.
    Irgendwas passierte.
    Beide schauten sich an. Beide versuchten zu lächeln, was sie nicht schafften, denn etwas geschah, was sie nicht nachvollziehen konnten. Das hatte mit ihnen persönlich nichts zu tun, es ging einzig und allein um das Bild, und was da passierte, übertrug sich auch auf sie beide.
    »Aufhängen!«, zischte Jane.
    Marian Drake widersprach nicht. Sie hatten es plötzlich eilig, denn durch die Hände und anschließend die Arme zuckte es wie heiße Lava. Das war bestimmt nicht ohne Grund geschehen. Das Bild musste damit etwas zu tun haben.
    Es wurde schwer. Und wurde noch schwerer, das Bild aufzuhängen. Spaß machte es nicht mehr, keiner wollte die Rückseite mehr sehen, die beiden fühlten sich angegriffen.
    Dann hatten sie Glück. Sie schafften es beim ersten Versuch. Das Bild hing wieder an seinem Platz, sie traten zurück und schauten es sich genau an.
    Von den Maßen her hatte es sich nicht verändert. Wohl aber vom Motiv. Was sie da zu sehen bekamen, war wirklich unheimlich.
    Die Reiter kehrten zurück. Wo sie gewesen waren, das war nicht zu erkennen.
    Es war auch nicht herauszufinden, denn niemand klärte sie auf. Sie kamen mit dem Nebel. Sie ritten hinein in ihre Welt und bauten sich wieder dort auf, wo sie von ihrem Verschwinden schon gestanden hatten. Alles wurde so wie vorher. Sie hatten ihre Plätze wieder eingenommen, es gab keine Bewegungen mehr.
    Nur das Atmen der beiden Personen war zu hören. Marian Drake wischte über seine Wangen und flüsterte: »Sie sind wieder da. Aber was hat das zu bedeuten?«
    »Ich weiß es nicht.«
    »Ha, Sie wollen es nicht sagen.«
    »Wie kommen Sie darauf?«
    »Weil Sie Angst haben.«
    Jane schüttelte den Kopf. »Warum sollte ich Angst haben?«
    »Um Ihren Freund, der eigentlich schon hätte hier sein müssen, wenn alles glatt gelaufen wäre.«
    »Ja, das kann hinkommen.«
    Drake räusperte sich, bevor er sprach. »Dann glauben Sie auch, dass die Reiter möglicherweise kurzen Prozess mit Ihrem Freund gemacht haben?«
    »Nein, das glaube ich nicht.«
    »Und warum nicht?«
    Jane Collins konnte sich eine Antwort ersparen, denn im selben Augenblick schlug die Türglocke an …
    ***
    Ich hatte es geschafft.
    Der Wald lag hinter mir, und kaum dass ich ihn verlassen hatte, hatte ich freie Sicht auf das Drake House. Ich hatte

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