1826 - Die Schrottsammler
hatte inzwischen wieder Fahrt aufgenommen. Die CANT flog mit Unterlichtgeschwindigkeit, so daß die optische und sensortechnische Beobachtung nicht unterbrochen wurde.
„Da ist ein anderes Objekt", meldete der Bordcomputer wenig später. „Ich vergrößere es."
Zuerst sah ich nur die Balkenspindel. An ihr schien sich nichts verändert zu haben. Das bestätigte auch die Haut, die eine genaue Erinnerung daran besaß, während ich mir nur aus ihrer Erzählung über Kummerogs Weg ein Bild machen konnte.
Eine große Plattform schob sich langsam auf die Balkenspindel zu. Es schien sich um ein Bergungsgerät oder um ein Schwebedock zu handeln. Die Absicht der Maoten war klar zu erkennen. Sie wollten das defekte Raumschiff darauf verankern und abtransportieren.
Es war alles so ärgerlich. Länger als zwei oder drei Tage waren die Maoten bestimmt noch nicht hier.
Wahrscheinlich war ich nur um die paar Tage zu spät gekommen. Aber jetzt konnte ich es nicht mehr ändern.
Ich mußte nach einer anderen Lösung suchen.
Die CANT schien nicht bemerkt worden zu sein. Ihre Tarnung, über die ich im Detail nichts wußte, war offensichtlich sehr hochwertig.
Dorota stoppte das Keilschiff.
„Eine weitere Annäherung beinhaltet ein nicht kalkulierbares Risiko", meldete sie. „Ich schlage daher vor, wir beobachten die Geschehnisse an der Balkenspindel von hier aus."
Ich war damit einverstanden, denn die Bilder waren gestochen scharf. Es kam genau so, wie ich es vermutet hatte. Die Maoten verankerten die Balkenspindel auf dem Schwebedock. Sie arbeiteten sehr schnell und zielstrebig. Die ersten Begleitschiffe brachen auf, bevor sich die Plattform in Bewegung setzte.
„Dorota", entschied ich, „wir folgen dem Schwebedock mit der Balkenspindel in gebührendem Abstand.
Aktiviere den Hyperraum-Orter. Wir dürfen das Schiff nicht verlieren."
„Ich habe dich verstanden, Alaska. Aber ich muß dich warnen. Die Maoten sind nicht auf den Kopf gefallen. Irgendwann werden sie uns dennoch bemerken."
„Verfügen sie über Hyperraum-Orter?"
„Das ist mir nicht bekannt, aber ich spüre erneut meine Brüder und Schwestern. Sie haben meine Ankunft in Bröhnder bemerkt."
„Mußt du gerade jetzt, wo wir in eine schwierige Phase geraten, wieder damit anfangen?"
„Es besteht kein Grund zur Unruhe. Im Gegenteil. Ich habe eine Schwester entdeckt, die auf einem Maotenschiff wohnt. Das Schiff gehört zum Begleitverband der Schwebeplattform. Ukaia könnte uns helfen, den Maoten zu folgen. Ich kann zwar noch nicht mit ihr kommunizieren, weil Zujandron nicht da ist, aber ich spüre die Richtung, in der sie sich befindet. Ich bin mir außerdem sicher, daß ich sie auch im Hyperraum wahrnehme, wenn sie sich in der Aktivphase befindet."
Ich verstand wieder einmal nicht alles.
„Willst du damit sagen", fragte ich daher, „daß diese Ukaia zuverlässiger wäre als der Hyperraum-Orter?"
„Ukaia ist passiv", lautete die Antwort. „Niemand kann sie wahrnehmen, außer einer von uns. Der HyperraumOrter jedoch ist aktiv. Seine Impulse werden die Maoten irgendwann entdecken."
„Und wo ist der Haken?"
„Ich weiß nicht, wie lange Ukaias Aktivphase dauert. Sie kann theoretisch jeden Moment enden."
„Das habe ich wohl verstanden. Wir setzen den Orter erst dann ein, wenn dein Kontakt zu Ukaia abreißen sollte."
„Es handelt sich eigentlich nicht um einen Kontakt. Eher könnte man von einem mentalen Echo sprechen."
In diesem Moment beschleunigte die Plattform mit hohen Werten. Es gab keinen Zweifel. Binnen weniger Minuten würde sie aus dem Einsteinraum verschwinden.
Wenn das hier überhaupt der wahre Einsteinraum war!
„Hinterher!" rief ich.
6.
Die Verfolgung der Plattform gestaltete sich als ziemlich problematisch. Dorota mußte zugeben, daß sie ihre Schwester Ukaia zwar noch spürte, aber auch, daß ihr Richtungssinn im Hyperraum gestört wurde.
Ich setzte daher in unregelmäßigen Zeitabständen für jeweils wenige Sekunden den Hyperraum-Orter ein. Wie das Gerät funktionierte, wußte ich natürlich nicht. Aber es lieferte verschwommene Echos, die mit zunehmender Entfernung schwächer wurden. Was „Entfernung" in diesem Zusammenhang bedeutete, war mir nicht ganz klar.
Es war jedoch offensichtlich so, daß sich das Schwebedock schneller bewegte als das 300-Meter-Keilschiff Kummerogs. Die Begleitschiffe der Maoten waren noch schneller. Sie hatte ich schon nach einer halben Stunde fast alle aus der Ortung verloren. Dorota
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