183 - Die Hexe und die Bestie
Teufels-Aligator erblickt. Seine Augen weiteten sich in namenloser Fassungslosigkeit. Alle Badegäste verließen fluchtartig das Wasser.
Eine Frau rutschte auf den nassen Fliesen aus und brach sich den Arm. Das Pärchen, das vorhin ziemlich ungeniert geturtelt hatte, rannte zum Ausgang.
»Sammie!« brüllte David.
Seine Freundin war die einzige, die noch ahnungslos war. Vorhin war sie untergetaucht. Kaum wieder über Wasser, spritzte sie lachend hohe Fontänen gegen ihren Freund.
»Sammie, hinter dir!« schrie David aus vollen Lungen.
Sobbar glitt ins Bassin.
Davids Herz raste. Er wollte zu Sammie schwimmen und sie veranlassen, mit ihm zu fliehen, aber sie wich hüpfend zurück und näherte sich dadurch immer mehr dem Horror-Alligator.
Sobbar stieß mit der Schnauze gegen den Rücken des Mädchens. Sammie drehte sich um, und im selben Moment traf sie der Schock mit ungeheurer Wucht.
Ihr greller Entsetzensschrei erfüllte die große Schwimmhalle. Sie schaufelte sich durch das Wasser, stemmte sich gegen den Boden, stieß sich in wilder Panik immer wieder ab, doch das Wasser bremste sie.
Sie kam nicht schnell genug von Sobbar weg.
»Neiiin!« brüllte David Realston seinen seelischen Schmerz heraus, als er sah, wie das Riesenreptil seine Freundin unter die Wasseroberfläche riß.
Das Mädchen schlug verzweifelt um sich, seine Schreie wurden vom Wasser erstickt.
David dachte nicht an seine eigene Sicherheit. Er war bereit, sein Leben für Sammie zu geben. Wie von Sinnen wuchtete ersieh dem Alligator entgegen, der sich mit dem Mädchen wie eine Walze drehte.
»Laß los!« brüllte David. »Laß sie los, du verfluchter Teufel!«
Sally Middler in der Kasse griff zum Telefon und rief die Polizei an. Sie wußte nicht, ob sie damit richtig handelte, mußte nur irgend etwas tun.
David Realston griff mit beiden Händen nach dem Maul des Alligators. Er mobilisierte seine ganzen Kräfte, um die Kiefer des Reptils auseinanderzureißen.
Vergebens.
Sobbar war ein zu starker Gegner…
***
Cruv kämpfte verbissen gegen die magische Lähmung an. Noch konnte er nicht einmal den kleinen Finger bewegen, aber er gab die Hoffnung nicht auf.
Die Magie seines Dreizacks war stark.
Wenn er damit in Berührung kam, würde sie Amphibias lähmende Kraft zerstören. Aber dazu wäre es nötig gewesen, den Stock zu drehen.
Der Gnom versenkte seinen Geist tief in den Körper. Er gab Sehnen und Muskeln den trotzigen Befehl, sich dem äußeren Einfluß zu widersetzen und wieder seinem Willen zu gehorchen.
Kaum merklich begannen sich seine Hände zu drehen, während die sengende Hitze immer mehr zunahm. Schweißtropfen rannen ihm in die Augen und brannten wie Säure.
Ihm war klar, daß er nur diesen einen Versuch hatte. Wenn ihm der mißlang, würde er kein zweitesmal genug Willenskraft aufbringen, um zu siegen.
Er verstärkte seine Bemühungen -und die Spitzen des Dreizacks wandten sich ihm wie in Superzeitlupe langsam zu.
Und dann kam es endlich zum erlösenden Kontakt. Die Spitzen berührten Cruvs schmerzhaft ausgetrocknete Kehle. Fast gleichzeitig umgab ihn ein lautes Zischen und Fauchen. Die Kraft der Dämonin ließ von ihm ab. Er war frei und konnte sich endlich, endlich wieder bewegen. Gerettet war er damit aber längst noch nicht.
***
Wilbur van Cleef beugte sich in der Redaktion des »Morning Star« über die Fotos, die er im Hallenbad geschossen hatte. Die Bilder lagen vor ihm auf dem großen Schreibtisch und zeigten eine übel zugerichtete Mädchenleiche.
»Ich habe schon viele Tote fotografiert«, sagte der Reporter mit belegter Stimme. »Zumeist rollt bei mir ’ne Panzerjalousie runter, und ich tue nur noch meinen Job, ohne mir dabei etwas zu denken oder irgendwelche Gefühle aufkommen zu lassen. Irgendeiner muß es tun, sage ich mir, und das bist eben du. Aber diesmal ging mir die Sache an die Nieren, Don.«
Don Hargis, ein steifer, untersetzter Mann, war van Cleefs Vorgesetzter, der Chefredakteur des Blattes.
»Und dabei war all deine Mühe vergeblich«, meinte Hargis düster.
»Bist du mit den Aufnahmen nicht zufrieden?«
»Doch, aber ich kann sie unseren Lesern nicht zumuten.«
»Du hättest den Freund des Mädchens erleben müssen«, sagte van Cleef. »Bisher dachte ich, es gäbe nichts mehr, was mich erschüttern könnte, aber heute wurde ich eines Besseren belehrt. Was machen wir mit den Fotos?«
»Sie kommen ins Archiv. Was ist mit dem Alligator?«
»Nachdem er das Mädchen umgebracht hatte,
Weitere Kostenlose Bücher