183 - Die Hexe und die Bestie
Ein Mann wie Sie wird sicher mit Bettelbriefen bombardiert. Wenn Sie all diese Wünsche erfüllten, wären Sie selbst arm wie eine Kirchenmaus…« Sie gab sich einen Ruck. »Um es kurz zu machen: Auch ich möchte Sie um finanzielle Unterstützung bitten. Ich gehöre der Leitung einer Vereinigung an, die sich ›Zirkel des christlichen Worts‹ nennt. Wir möchten unseren notleidenden, bedürftigen Mitmenschen jedoch nicht nur mit tröstenden salbungsvollen Worten, sondern auch mit uneigennützigen Taten helfen. Das kostet leider sehr viel Geld, deshalb sind wir auf großzügige Spenden angewiesen.«
Tucker Peckinpah sagte, er stehe solchen Institutionen äußerst positiv gegenüber, gab Vera Grey seine Karte und forderte sie auf, ihn morgen in seinem Haus aufzusuchen, wo sie sich einen Scheck abholen könne, der sie zufriedenstellen würde.
Sie strahlte.
»Ich wußte, daß Sie mich nicht abweisen würden«, sagte sie unendlich erleichtert. »Sie sehen nicht nur gütig aus, Sie sind es auch. Es sollte mehr Menschen Ihrer Sorte geben.«
»Ich freue mich auf Ihren Besuch, Miß Grey.«
»Dann will ich Sie jetzt nicht länger stören. Danke, daß Sie sich für mich Zeit genommen haben.«
Vera Grey erhob sich, und der Industrielle stand ebenfalls auf. Er sagte, es wäre ihm eine Freude gewesen, ihre Bekanntschaft gemacht zu haben, und sie ging.
Fasziniert blickte er ihr nach.
Seit dem Tod seiner Frau Rosalind hatte ihn kein weibliches Wesen mehr interessiert. Erstmals regten sich plötzlich wieder Gefühle in ihm, derer er nicht mehr fähig zu sein glaubte.
Sie waren verschüttet gewesen.
Vera Grey hatte sie ohne große Mühe freigelegt.
Was für eine einmalige Frau, dachte Tucker Peckinpah voller Bewunderung.
***
David Realston betrat die Schwimmhalle. Er hatte sich eine neue, moderne Badehose gekauft, an deren Sitz er sich erst gewöhnen mußte.
Man hatte dafür nicht viel Stoff gebraucht. Er zupfte die Hose mal nach links, mal nach rechts, doch es nützte nichts, David hatte sich noch nie so nackt gefühlt.
Er hoffte, daß ihn Sammie nicht für einen Exhibitionisten hielt.
Als sie erschien, tasteten sie einander mit neugierigen Blicken ab.
»Du ähnelst tatsächlich mehr Tarzan als Cheetah«, meinte Sammie schmunzelnd. »Ich mag muskulöse Jungs.«
»Und ich mag Mädchen, die so phantastisch aussehen wie du«, erwiderte David heiser.
Sammie hatte runde Hüften, einen flachen Bauch und hübsche straffe Brüste, die von dem bunt bedruckten kleinen BH nicht gehalten zu werden brauchten.
»Wenn du genug gegafft hast, sollten wir ins Wasser gehen«, sagte das Mädchen amüsiert, »Entschuldige…« antwortete David verlegen. »Ich wollte nicht… Es tut mir leid… Ich hatte nicht die Absicht, dich… Du darfst nicht denken, daß ich…«
»Ich schlage vor, du hältst den Mund.«
»Ja, das wird wohl das Beste sein.«
Sie stiegen über die Sprossen der Chromleiter ins Schwimmbecken. Außer ihnen befanden sich noch zwei Frauen und drei Männer im Wasser.
Auf den gemütlichen Relaxing-Liegen turtelten ein Junge und ein Mädchen.
»Schau dir die beiden an«, raunte David.
»Neidisch?« fragte Sammie amüsiert. Das kristallklare Wasser umspülte ihren Busen. Sie schlang die Arme um Davids Nacken und küßte ihn. Ganz kurz berührten sich ihre nackten Körper, und David reagierte darauf wie auf einen elektrischen Schlag. Sammie kommentierte den Kuß mit den Worten: »Damit du nicht das Gefühl hast, zu kurz zu kommen.«
»Wir… wir sollten jetzt schwimmen«, stammelte er erregt und legte sich aufs Wasser.
Er paddelte im Crowl-Stil davon.
Sally Middler, die Frau an der Kasse, warf wieder einmal einen gelangweilten Blick auf die Monitore.
Alles in Ordnung - wie immer.
Wo nur Warren Blackmer so lange blieb? Er hatte doch nur kurz in den Heizkeller sehen wollen. Ob er einen Defekt gefunden hatte, den er selbst beheben konnte?
David Realston schwamm einige Längen, damit sich sein Blutdruck, den Sammie Stockers Kuß hochschnellen ließ, senkte. Seine Freundin schwamm ihm entgegen.
»Das Wettschwimmen fällt aus«, sagte sie lächelnd. »Ich habe gesehen, wie gut du schwimmst, da kann ich nicht mithalten.«
Plötzlich öffnete sich eine Flügeltür.
Sally Middler sah es auf einem der beiden Bildschirme. Sie konnte es nicht glauben. Ein Alligator im Hallenbad! Unmöglich! Das riesige Reptil bewegte sich auf das Schwimmbecken zu.
In der Schwimmhalle brach Panik aus.
Auch David Realston hatte den
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