1834 - Vier grausame Jäger
Zeugen. Erst nach den Taten waren sie wieder aufgetaucht. Da hatte die Polizei sie in Ruhe gelassen und ihr keine Fragen mehr in diese Richtung gestellt.
Hinter ihr auf der Ladefläche wurden die Hunde unruhig. Sie fuhren nicht gern lange Auto. Die Dunkelheit machte sie aggressiv.
Lucy Miller rollte in die schmale Straße hinein, die in Richtung Wald führte. Hier standen keine Bäume, dafür wuchs das Gras der Wiesen in einer satten Farbe.
Zwei Nachbarn hoben kurz die Hände zum Gruß, als sie vorbeifuhr. Sie winkte zurück.
Ihr Haus lag auf der rechten Seite. Sie rollte noch ein paar Meter, dann stoppte sie. Noch stieg sie nicht aus. Für eine Weile blieb sie sitzen, strich durch ihr Gesicht und schüttelte dann den Kopf. Sie musste sich zusammenreißen. Es würde schon wieder alles ins Lot kommen.
Lucy Miller stieg aus. Sie dachte dabei an ihre Eltern, aber dieser Gedanke war nur kurz. Zu lange wollte sie sich nicht damit beschäftigen, andere Dinge waren wichtiger. Sie durfte jetzt keinen Fehler machen.
Die vier Hunde stürmten von der Ladefläche, als Lucy die Hecktüren geöffnet hatte. Sie rannten ins Freie, sie bellten, sie sprangen sich gegenseitig an, ohne allerdings zuzubeißen.
Bis Lucy einen Pfiff ausstieß.
Da gehorchten die Tiere, machten kehrt und rannten auf ihre Herrin zu. Die streichelte und kraulte ihr Fell als Belohnung, dann ging sie zur Haustür und schloss auf.
Auch jetzt waren die Hunde wieder schneller.
Sie sprangen über die Schwelle, rannten ins Haus und verteilten sich dort.
Das Fressen würden sie erst später bekommen. Erst mal konnten sie sich austoben, dabei wollte Lucy Miller sie auch nicht stören und blieb zunächst mal für sich.
Sie ging in die Küche. Dort stellte sie sich vor das Fenster und zündete sich eine Zigarette an. Den Rauch blies sie gegen die Scheibe.
Es war schon seltsam. So unruhig wie an diesem Tag hatte sie sich seit Längerem nicht mehr gefühlt. Es war schon ungewöhnlich. Den Grund dafür kannte sie nicht. Es war eigentlich alles nach ihren Wünschen gelaufen. Bis auf die Begegnung mit dem Fremden. Ihr hatte er nichts getan, nur ihre Hunde hatten sich so ungewöhnlich verhalten. Sie hatten sogar gewinselt. Das war ihr an ihnen neu.
Jeden Hund hatte sie Zerberus genannt. Und das aus einem bestimmten Grund. Zerberus war der Höllenhund. Wahrscheinlich ging er an der Seite des Teufels, und es gab keine Person, die sie so faszinierte wie diese alte Legende.
Die Zigarette war ausgedrückt, die Hunde hatten sich beruhigt und würden an ihren Stammplätzen liegen. Auch sie hätte Ruhe finden können, aber sie war innerlich zu aufgeregt.
Noch war nichts passiert. Aber es würde etwas passieren, das stand fest. Und sie wollte keine Veränderung in ihrem Leben. Niemand sollte wissen, was hier wirklich geschehen war.
Es war nicht üblich, dass die Häuser, die hier errichtet wurden, Keller hatten. Lucys Vater hatte anders gedacht. Er hatte einen Keller bauen lassen. Allerdings nur einen kleinen. Er umfasste nur die Hälfte der Grundfläche.
In diesen Keller ging sie und schaltete das Licht ein.
Es wurde nicht besonders hell. Für einen Keller gerade richtig, hatte ihr Vater gesagt. Einer der Kellerräume war besonders groß. In ihm standen die beiden großen Kühltruhen.
Sie ging zu der ersten hin und hob den Deckel an. Viel war nicht von einem Inhalt zu sehen. So etwas wie ein vereister Deckel nahm der Frau die Sicht.
Sie hob ihn ab und schaute nach unten.
Sie lachte plötzlich auf und kicherte, denn dort unten lag die Tote.
Scharf zeichnete sie sich nicht ab. Ein grauer Nebel schien sie umgeben zu haben.
Trotzdem war sie zu erkennen.
Es war Iris Miller, Lucys Mutter!
***
Die Tochter stand da und schaute auf die vereiste Tote nieder. Über ihre Lippen glitt ein Lächeln, das darauf hindeutete, wie zufrieden sie war. Sekundenlang ließ sie den Deckel oben, dann klappte sie ihn wieder nach unten.
Es war noch alles so wie vorher, aber sie wollte auch die zweite Truhe öffnen. Es war kein Problem, und auch hier verdeckte so etwas wie ein Deckel die Sicht auf den Inhalt.
Lucy entfernte ihn.
Dort lag noch ein Mensch. Diesmal war es ein Mann. Auch den kannte sie gut, denn es war ihr Vater. Auf ihm lag die Eisschicht nicht so dicht, er war besser zu sehen, und Lucy konnte sogar den weit geöffneten Mund sehen, als wäre der Mann dabei, noch mal richtig Luft zu holen, bevor er das irdische Leben hinter sich ließ.
So konnte es sein, aber ob es
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