1837 - Rebekkas schwerster Gang
ausgefeilt, daß es überhaupt nicht vorkommen dürfte. Wer könnte dir nach dem Leben trachten? Hast du Feinde?"
„Wer hat die nicht. Selbst ein Universitätsprofessor wie du hat nicht nur Freunde. Aus Neidern werden sehr leicht Feinde. Auch ich bin in meiner Position nicht frei davon."
„Ich werde dafür sorgen, daß so etwas nicht wieder vorkommt."
„Und wie willst du das tun? Du müßtest zum Direktor vordringen, und der würde dich an die Ressortchefs verweisen. Rukkus Albasta ist für die Sicherheit des Spielerparadieses zuständig."
„Ja. Du hast recht. Es gibt aber auch die Möglichkeit, sich an die Öffentlichkeit zu wenden. Hilfe aus der Bevölkerung oder so."
„Das läuft dem Prinzip der Gastlichkeit zuwider. Wir dürfen die Gäste der BASIS nicht mit solchen Dingen belasten und belästigen. Sie sollen sich rundum wohl fühlen."
„Na gut. Ich werde über eine andere Möglichkeit nachdenken. Wie wäre es, wenn du deine Tätigkeit hier aufgibst und mit mir nach Ferrol kommst?"
„Ferrol ist im Vergleich mit der BASIS stinklangweilig. Und ich habe einen Kontrakt. Vielleicht später, Marcel. Nicht in diesem Jahr."
Er ging nicht darauf ein und zog sich an.
„Wir sehen uns bald wieder", versprach er ihr.
„Soll ich auf dich warten?"
„Es kann ein paar Stunden dauern. Bitte, sei mir nicht böse, Rebekka. Ich werde dich wissen lassen, wo du mich finden kannst." Er schloß die Magnetverschlüsse seiner Kombination und hauchte ihr zum Abschied einen Kuß auf die Lippen. „Bis bald."
„Bis bald."
Scheinbar entspannt und in aufreizender Pose lag sie auf dem Bett und wartete, bis er ihre Suite verlassen hatte. Dann sprang sie auf und trat nackt, wie sie war, an ihr Terminal. Sie gab den Kode ein und erhielt das Bereitzeichen.
„Ich brauche Informationen über Marcel Rembrandt", sagte sie. „Mit welchem Schiff kam er an, und was tut er? Hast du Erkenntnisse über seine Arbeitsweise?"
Die Antworten schockierten sie und ließen die Beziehungswelt abrupt in sich zusammenstürzen, die sie sich in den vergangenen zwei Stunden aufgebaut hatte.
„Tut mir leid. Ich habe hier zwar den Hinweis, daß er mit der WINDHAWK kam, aber ein solches Schiff hat in den vergangenen drei Jahren nicht angelegt. Die Information ist falsch oder beruht auf einem Irrtum."
„Durchsuche alle Passagierlisten."
Eine Pause von höchstens drei Sekunden trat ein.
„Der Name Marcel Rembrandt taucht .nirgends auf. Es ist auch kein Passagier bekannt, auf den das Aussehen des Mannes zutrifft."
„Was ist mit dem VIP-Sender?"
„Bisher wurden über ihn keine Impulsketten abgewickelt. Er liegt unbenutzt in seiner Kabine.
Überhaupt scheint er seine Kabine so gut wie nie aufzusuchen."
„Danke!" Sie schaltete ab, duschte und machte sich dann auf den Weg in die Zentrale, die von allen Ressortchefs genutzt wurde.
Dort fand sie endlich die Informationen über das Schiff, mit dem Marcel Rembrandt geflogen war. Und die Kabine meldete eine völlig normale Frequentierung durch ihren Benutzer.
Es gab nur eine mögliche Schlußfolgerung: Jemand hatte die Informationen geändert. Nur bei dem mehrfach kodierten Anschluß in ihrem eigenen Reich klappte das nicht oder nicht mehr.
Beunruhigt suchte Rebekka ihr eigenes Büro auf und ließ sich in einen Sessel sinken. Sie schloß die Augen und sah das offene Gesicht Marcel Rembrandts vor sich.
Wer bist du? fragte sie sich. Und warum machst du mir etwas vor?
Daß es sich nicht um einen arglosen Soziologen von Ferrol handelte, war ihr klar. Aber noch vermochte sie nicht, ihn einzuordnen. Sie beschloß, ihn bei der nächsten Begegnung zur Rede zu stellen.
Ein furchtbarer Verdacht keimte in ihr auf. War er der Mann, den sie suchte? Trachtete er ihr nach dem Leben?
Ihr Verstand sagte ja, ihr Gefühl nein. Sie besaß genug Menschenkenntnis, um zu wissen, daß das Erschrecken in seinen Augen echt gewesen war, als sie von dem Attentat berichtete.
In der BASIS gingen Dinge vor, die sie nicht einordnen konnte. Und sie hatten mit ihr zu tun: mit der Ressortchefin und TLD-Agentin.
Rebekka DeMonn begriff, daß der Boden unter ihren Füßen immer heißer und heißer wurde. Es war sinnvoll, wenn sie Darius Marlek eine Nachricht mit ihren Vermutungen zukommen ließ und sich heimlich auf ihre Flucht aus der BASIS vorbereitete.
*
Die Ereignisse spitzten sich zu. Yiltampenas Besuch lieferte den letzten Beweis. Die Ermordung von bisher fünf Guardians-Anführern riß die übrigen aus ihrer
Weitere Kostenlose Bücher