1838 - Der Begleiter
aber es gab wohl keine andere Möglichkeit. Auf der anderen Seite war ich von Sir Peter an sein Totenbett gerufen worden, weil er wohl bereute. Und jetzt gab es von ihm nur noch den Astralleib. Ob jeder Mensch ihn abgab, wusste ich nicht. Bei ihm jedenfalls hatte ich es gesehen, und jetzt konnte ich mich fragen, wie dieser Astralleib wohl zu mir stand, wenn ich ihm begegnete. Ob das jedoch der Fall sein würde, das stand in den Sternen.
»Worüber denken Sie nach, John?«
Ich sagte es meinem Chef.
Der überlegte ein wenig, bevor er nickte. »Das ist keine schlechte Idee, aber wie kommen Sie an diesen Zweitkörper heran?«
»Keine Ahnung.«
»Kann ja sein, dass er zu John kommt«, sagte Suko.
Ich grinste. »Das wäre natürlich ideal.«
»Dann warten wir es ab«, erwiderte Sir James.
***
Noch immer war er in seiner neuen Welt gefangen und kam vor allem von dort nicht mehr weg. Nicht aus eigener Kraft. Er brauchte Hilfe, aber sein Helfer hatte sich erst mal nicht mehr blicken lassen, und so blieb er weiterhin in dieser für ihn noch fremden Umgebung zurück.
Er dachte.
Er existierte.
Es gibt mich.
Aber es gibt mich nicht mehr als einen normalen Menschen. Ich bin zu etwas anderem geworden, dennoch kann ich denken. Ich kann auch fühlen, aber ich bin nicht mehr so wie bei und nach meiner Geburt, ich kann mich nicht mehr als einen normalen Menschen ansehen. Ich bin, also bin ich. Aber mehr auch nicht. Eine andere Philosophie kommt für mich nicht infrage.
Und er wusste nicht, welche Welt ihn aufgenommen hatte. Er hätte sie bei einer Beschreibung nicht konkretisieren können, es war alles so gleich um ihn herum. Es gab keine Einzelheiten. Der Nebel verschluckte alles, und er blieb auch bestehen, denn Sir Peter hatte versucht, ihn durchzulaufen. Es war ihm nicht gelungen. Er war zu keinem anderen Punkt gelangt.
Also bleiben und warten. Als nicht dreidimensionaler Körper, auch nicht fest, sondern sehr anders, und so anders, dass es für ihn so gut wie keine Hindernisse gab.
Eine Zeit gab es für ihn nicht mehr. Er trug auch keine Uhr. In dieser Dimension war alles anders. Es gab auch nicht den Tag und die Nacht.
Er hörte die Stimme.
Und er hörte auch, wie sein Name gerufen wurde, und das mit einer leisen Stimme.
»Peter …«
Es war nur ein Wispern, das ihm entgegenwehte, aber er hatte sich nicht verhört.
»Was ist denn?«
»Die Zeit des Wartens ist vorbei.«
»Und jetzt?«
Ein Lachen war zu hören, dann schob sich die Person näher an ihn heran. Sie war von Moment zu Moment deutlicher zu sehen, und dann war sie genau die Person, auf die Sir Peter gewartet hatte. Sein Begleiter war da.
Er war beruhigt und nickte vor sich hin. Seine Lippen zuckten, er gestattete sich ein Lächeln und wartete dann, was sein Begleiter ihm sagen würde.
»Die Zeit der Ruhe ist vorbei«, sagte er. »Die Zeit des Versteckens ist um.«
»Gut.«
»Willst du deinen weiteren Weg erfahren, den wir dann gemeinsam gehen werden?«
»Ja, das möchte ich.«
»Dann hör zu.«
»Gern.«
Der Beschützer stellte sich neben ihn. Er sprach kein Wort, er fasste seinen Schützling nur an. Genau diese Berührung war es, die etwas anderes in Bewegung setzte, denn ein völlig neues Gefühl durchströmte den Astralleib. Es war so, als gäbe es so etwas wie eine zweite Geburt oder neue Kraft, die in den Körper hineinströmte und ihn letztendlich auch ausfüllte.
Es war eine Kraft in ihm, und es gab keinen Flecken, an der sie nicht zu finden war. Er spürte sie überall.
»Was ist das?«, flüsterte er.
»Die neue Kraft.«
»Aha. Welche Kraft?«
»Die der Engel.«
»Deine Kraft?«
»Ja, so ähnlich.«
Sir Peter war noch immer nicht von seinen anderen Gedanken befreit worden. Er wusste nicht, wie er sich fühlen sollte. Als ein Mensch oder als ein Geist?
Die Frage beschäftigte ihn, doch er traute sich nicht, sie seinem Begleiter zu stellen. Es war zu viel auf ihn eingestürmt. Er fühlte sich nicht mehr als Mensch, das konnte er auch nicht, da er tot war, und trotzdem kam er sich lebendig vor.
Angst?
Er dachte über den Begriff nach. Nein, er hatte keine Angst mehr. Auf keinen Fall. Angst war nicht sein Thema. Er fühlte sich aufgehoben, er war in ein neues Leben geraten, und das müsste ihn eigentlich freuen.
»Und wie geht es jetzt weiter? Bleibst du an meiner Seite?«
»Das werde ich.«
»Dann bin ich zufrieden. Aber warum tust du das? Warum hast du gerade mich ausgesucht?«
»Weil ich es für wichtig hielt. Das
Weitere Kostenlose Bücher