1840 - Schattenreich Atlantis
ebenfalls?«
»Ich will es nicht hoffen, Mister Sinclair, aber plötzlich drängt sich alles zusammen. Ich lerne Mrs Prentiss kennen, und es ist, als hätte das Schicksal mir den Weg gewiesen.«
Purdy Prentiss hatte zugehört und dabei gegessen. Jetzt ließ sie ihr Besteck sinken und ergriff das Wort. »Bisher habe ich noch keine Veränderung gespürt so wie Sie, Mister Fuller. Und ich hatte schon des Öfteren Kontakt zu Atlantis. Ich weiß auch, dass ich dort als unruhige Kriegerin gelebt habe, bis ich dann im Kampf umkam. Da ist meine Seele jahrelang umhergeirrt, bis sie einen neuen Körper fand.«
»Und die Erinnerung ist gelöscht?«
»Ja, aber nicht gänzlich. Hin und wieder kommt sie hoch.«
»Aha.« Victor Fuller nickte beeindruckt. »Sie haben mich überzeugt, Mrs Prentiss. Es stellt sich jetzt nur die Frage, was wir unternehmen können, um nicht in eine Falle aus der Vergangenheit zu laufen.«
»Ist sie denn schon da?«, fragte ich.
»Ich würde sagen, dass unsere Feinde auf der Lauer liegen.«
Das brachte uns auch nicht weiter. Wir mussten wirklich warten, bis sie zuschlugen.
»Wie sieht das denn bei Ihnen aus, Mister Fuller? Haben Sie Angst, sich durch den Tag und auch durch die Nacht zu bewegen?«
Er senkte den Blick. »Die habe ich nicht direkt, aber ein blödes Gefühl ist es schon.«
»Das kann ich mir denken.«
»Wissen Sie, Mister Sinclair, es ist so. Man hat immer wieder Furcht davor, dass plötzlich einer hinter einem steht. Diesen Kontakt habe ich ja nicht nur in den Nächten gehabt, sondern auch am Tage. Da habe ich so manches Mal etwas in meinem Nacken gespürt. Ich hatte den Eindruck, als würde jemand hinter mir stehen.«
»Wer, zu Beispiel?«
»Die Frau, die mir damals weggelaufen ist. Daran habe ich mich sehr gut erinnert, doch den Grund kenne ich nicht. Ich weiß nicht, warum sie ging. Wir haben gut zusammengepasst und harmoniert, aber plötzlich war sie weg. Einfach so. Als hätte ein Ruf sie erreicht, dem sie unbedingt folgen musste.«
»Auch das kann passieren.«
»Ich weiß. Aber ich weiß nicht, wie ich damals gedacht habe. Ich wollte sie wohl zurückholen, aber das ist jetzt nicht mehr wichtig. Ich bin jedenfalls froh, Sie getroffen zu haben, Mrs Prentiss. So sind wir wie Verbündete im Geiste.«
»Das kann man so sagen. Und wir sollten in Verbindung bleiben. Wenn es einen neuen Kontakt mit Ihnen gibt, dann rufen Sie mich bitte an.«
»Das werde ich. Umgekehrt aber auch.«
»Bestimmt.«
Die beiden redeten noch miteinander, und ich lehnte mich zurück.
War das ein Fall für mich? Ja, wenn sich plötzlich die Zeiten kreuzten, dann könnte es auch für mich zu einer direkten Konfrontation kommen. Ansonsten würde ich mich zurückhalten.
Victor Fuller schaute auf seine Uhr. »Ich denke, dass es Zeit für mich wird.«
»Sie müssen noch zum Dienst?«
»Ja, zu den Proben. Die Premiere ist erst in zwei Wochen. Aber die Proben laufen schon.«
»Dann viel Spaß.«
»Na ja, ein Spaß ist das nie. Theaterleute verlieren oft schnell die Nerven.«
Er drehte sich um – und blieb stehen.
Ein leiser Schrei drang aus seinem Mund.
»Was ist los?«, fragte ich.
Purdy gab die Antwort. »Ich fürchte, dass wir es mit dem Schattenreich zu tun bekommen …«
***
Zu sehen war noch nichts. Aber ich wollte Purdy auch nicht als Lügnerin ansehen. Ihr war noch nichts passiert. Bei dem Mann verhielt es sich anders.
Er stand dicht neben einem Tisch im Gang und starrte nach vorn. Dabei hielt er beide Hände ausgestreckt, als wollte er einen Gegner abwehren. Aber der war nicht zu sehen.
Purdy wollte zu ihm gehen. Ich hielt sie mit einer Handbewegung zurück. »Lass mich das machen.«
»Okay.«
Es saßen noch andere Gäste im Restaurant. Sie hatten uns bisher ebenfalls für normale Gäste gehalten. Das änderte sich nun, denn Victor Fullers Haltung war alles andere als normal. Er stand starr da, hatte die Beine leicht gespreizt und seinen Körper etwas zurückgedrückt, als stünde vor ihm ein Gegenstand, der ihm Angst machte.
Ich ging auf Victor Fuller zu und blieb dicht an seiner rechten Seite stehen, ohne ihn zu berühren. Dafür sprach ich ihn mit leiser Stimme an.
»Was haben Sie?«
Er wollte eine Antwort geben, musste allerdings erst Luft holen. Dann brach es aus ihm hervor. Jedes seiner Worte war von einem Zittern begleitet.
»Sie sind da!« Er kreischte plötzlich los. »Ja, sie sind da. Ich spüre es!«
»Und wo? Ich sehe sie nicht.«
»Sie versperren mir den
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