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1841 - Der Engeljäger

1841 - Der Engeljäger

Titel: 1841 - Der Engeljäger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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können. Hinter ihm sah ich die Gestalt des Verfolgers, aber nicht so deutlich, dass ich sie hätte detailgetreu erkennen können, denn sie war nicht nackt. Ihr Körper war umgeben von einer dunklen Kutte, bei der zudem noch die Kapuze hochgezogen war, die zwei Drittel des Kopfes bedeckte.
    Die Augen sah ich nicht, weil der vordere Rand der Kapuze darüber hinweg reichte. Überhaupt war es schwer, etwas von seinem Gesicht zu erkennen, weil das Zucken der Flammen durch ihre Unruhe einen normalen Anblick verzerrte.
    Was würde passieren?
    Bisher nichts. Wir standen uns gegenüber. Es war ein gegenseitiges Belauern, da warteten beide, dass der andere reagierte. Ich bekam die Gelegenheit, über ihn nachzudenken, und dabei fiel mir ein, dass ich seinen Begleiter nicht sah. Dieses hundeähnliche Wesen. War es nicht in der Lage gewesen, bei seinem schnellen Lauf auf der Verfolgung des Rovers mitzuhalten?
    Ich hatte keine Ahnung, und im Moment spielte es auch keine Rolle. Ich wollte mich einzig und allein auf die Gestalt konzentrieren, und ich ging auf sie zu.
    Mein Kreuz zeigte eine Reaktion. Ich spürte die Wärme durch meine Kleidung hindurch, und als ich den Blick senkte, da erkannte ich, dass dieses wunderbare Kreuz auch noch auf eine andere Weise reagierte. Über die Außenseite glitt ein geheimnisvolles Leuchten, als wollte es mir zeigen, dass es kampfbereit war.
    Gut gegen Böse!
    So kannte ich es. So hatte ich es unzählige Male erlebt. Und auch jetzt trafen die beiden Gegensätze wieder aufeinander.
    Ich wollte es noch nicht zu einer direkten Konfrontation kommen lassen und fragte: »Wer bist du?«
    Und die Gestalt tat mir den Gefallen, eine Antwort zu geben. Sie flüsterte. Nur war es kein richtiges Flüstern, sondern eine Stimmlage, die schon künstlich klang, als würde irgendein technisches Instrument die Töne abgeben.
    »Man kennt mich.«
    »Das mag sein, aber ich kenne dich nicht.«
    »Ich bin …«
    Ausreden ließ ich ihn nicht und fragte deshalb: »Bist du denn ein Engel?«
    Da lachte er. Dann folgte das Nicken. »Ja, du hast es erfasst, ich bin ein normaler Engel.«
    Das hatte wie eine Lüge geklungen, und ich schüttelte den Kopf. »Nein, du bist kein normaler Engel. Du bist jemand, der in einer anderen Zone geboren wurde.«
    »Das stimmt. Aber deshalb bin ich immer noch ein Engel. Luzifer, der große Sieger, war auch einer.«
    Ich lachte. »Stimmt, aber ihm ist nicht gelungen, was er schaffen wollte. Er landete in den tiefsten Tiefen der Finsternis und hat die Hölle entwickelt.«
    »Gut kombiniert. Er hat die Hölle entwickelt, aber es ist kein Sieg für ihn gewesen. Der Kampf zwischen den beiden Polen geht weiter, und das wird auch so bleiben – bis ans Ende der Tage. Ich bin jemand, der angetreten ist, um die Hölle in ihre Schranken zu weisen.«
    »Du bist ein Feind.«
    »Das stimmt.«
    »Und Feinde werden wir ausrotten«, erklärte er voller Siegesgewissheit. »Das haben wir uns geschworen.«
    »Dann willst du Julian auch ausrotten?«
    »Genau. Und das so bald wie möglich. Stell dich uns nicht in den Weg, dann bekommen wir keinen Ärger.«
    Ich war sprachlos geworden und konnte mich über diese Abgebrühtheit nur wundern. Er tat, als wäre er der King. Er verließ sich auf das Feuer und auf die Kräfte der Hölle, die ihn stark gemacht hatten.
    Ich wollte ihm durchaus glauben, dass er ein Engel war oder weitläufig dazu gehörte. Aber es war nicht sicher, denn es gab keinen weiteren Hinweis. Ich hatte genug mit Engeln zu tun gehabt, ich kannte sie, und ich kannte auch ihr Aussehen, und ich wusste, dass sie nicht immer Flügel brauchten, um dazu zu gehören.
    Er war ein Engel ohne Flügel, aber mit Kräften ausgestattet, die eines Menschen über waren.
    »Was willst du von Julian?«, fragte ich ihn. Es war für mich die wichtigste Frage, und ich wollte eine Antwort haben.
    »Das ist meine Sache.«
    »Du willst ihn töten – oder?«
    Da sagte er nichts. Aber er hatte mir die Antwort vorher schon gegeben. Ich sah dann auch, was mit ihm geschah. Der Flammenvorhang dünnte aus. Es bestand nur noch aus einem flachen Flackern, und ich nahm etwas anderes wahr.
    Seinen Geruch!
    Er war scharf. Und ich konnte ihn nicht eben als menschlich bezeichnen.
    Es war ein strenger Geruch, den ich nicht einordnen konnte. Auch ein alter, als wäre er dabei, irgendetwas zu transportieren, das aber nicht von dieser Welt stammte.
    Kannte ich ihn?
    Ich war mir nicht sicher, doch ein gewisser Verdacht erhärtete sich in

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