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1841 - Der Engeljäger

1841 - Der Engeljäger

Titel: 1841 - Der Engeljäger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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er hatte schon etwas Engelhaftes an sich, doch ein richtiger Engel sah eigentlich anders aus. Er war mehr ein Geistwesen.
    Nun ja, jetzt war er weg, und der alte Bischof konnte ihm nur die Daumen drücken, dass er es schaffte. Wenn jemand Verständnis für ihn aufbringen konnte, dann war es John Sinclair.
    Der Bischof kannte den Mann nicht persönlich, er hatte nur genug von ihm gehört, das meiste von seinen Kollegen. Aber offen hatten sie nie über ihn gesprochen, stets nur flüsternd und unter der Hand.
    Daniel Carver hatte minutenlang am Fenster gestanden und nach draußen geschaut. Jetzt hatte er genug davon. Er wollte zudem etwas trinken und verspürte auch einen leichten Hunger. Den wollte er mit einer Scheibe Toast besänftigen.
    Eine Tasse Kaffee war jetzt nicht schlecht. Er ging in die Küche, wo die Maschine stand. Es dauerte nicht lange, da gluckerte bereits das Wasser.
    Der Bischof hatte sich an den Tisch gesetzt und schaute ins Leere. Dabei waren seine Gedanken aber nicht leer, sie drehten sich um eine bestimmte Person, und die hieß Julian.
    Er war derjenige, um den es ging. Er war der Junge, der aussah wie ein normaler Mensch, aber keiner war. Der sich mit den Engeln unterhielt, weil sie seine Brüder waren, wie er behauptete. Das war schon ungewöhnlich und eigentlich nicht zu fassen, aber das Gegenteil war auch nicht bewiesen.
    Der Kaffee war jetzt durchgelaufen. Mindestens zwei Tassen konnte der Bischof sich gönnen. Und es waren recht große Tassen. Man konnte sie schon als Becher bezeichnen.
    Die Scheibe Toast bestrich er mit Kirschmarmelade und aß mit großem Appetit.
    Für eine Weile hatte er die Stressgedanken vergessen. Er ließ sich Zeit. Aß langsam und trank genussvoll. Es waren seine Minuten der Entspannung, die mussten sein. Jeden Tag gönnte sich der Bischof diese kleine Pause.
    Dann horchte er plötzlich auf.
    Etwas war an seine Ohren gedrungen, das ihm nicht passte. Es war in der Nähe zu hören gewesen, aber nicht in seinem Haus, sondern außen.
    Dan Carver trank die Tasse leer, aß auch das letzte Stück Toast und erhob sich. Er stellte fest, dass seine Beine ein wenig zitterten und sein Herz schneller schlug.
    Was hatte er gehört?
    Er hatte es vergessen, aber er wusste auch, dass er sich nicht geirrt hatte. Und es war direkt an der Hausmauer aufgeklungen. Sogar nicht weit von einem Fenster entfernt.
    Dort schlich er hin. Eine Gardine hing davor, aber sie reichte nur knapp bis zur Hälfte, der untere Teil des Fensters lag frei.
    Der Bischof ging in die Knie und schaute nach draußen. Um das Haus herum herrschte ein Zwielicht, das er schlecht mit seinen Blicken durchdringen konnte. Da musste er sich schon auf sein Gehör verlassen.
    War dort etwas oder nicht?
    Er wusste es nicht. Dabei wäre es besser gewesen, wenn er das Fenster geöffnet hätte, aber das erschien ihm zu riskant. Die Fenster wollte er so lange wie möglich geschlossen halten.
    Der Bischof ging zurück in sein Wohnzimmer, das mit alten Möbeln eingerichtet war. Sie sahen aus, als würden sie aus den Anfängen des letzten Jahrhunderts stammen.
    Er ging an dem durchgesessenen Sofa vorbei und blieb vor dem Fenster stehen.
    Dann der Blick nach draußen.
    Er sah die Kirche als schwachen Umriss auf dem Grundstück, aber keinen Besucher, der ihm hätte Angst einjagen können. Da war nichts zu entdecken, und allmählich kam ihm doch der Gedanke, dass er sich geirrt hatte. Er war nervös geworden, und da hatten ihm seine Nerven einen Streich gespielt.
    Mit dieser Erklärung gab er sich zufrieden, auch wenn er nicht glücklich dabei war. Aber er kam sich trotzdem vor wie ein Held, der dem Bösen einen Streich gespielt hatte.
    Wichtig war, dass Julian nicht mehr bei ihm wohnte. Wer immer ihm auch auf den Fersen war, er musste jetzt woanders suchen, und wenn er es bei John Sinclair tat, würde er sich eine blutige Nase holen. Der alte Bischof traute dem Geisterjäger sehr viel zu.
    Er begann zu beten. Nicht für sich, sondern für seinen jungen Schützling, den er aufgenommen hatte, weil es sonst keiner getan hatte.
    Er wollte sein Gebetbuch und den Rosenkranz holen, als er mitten in der Bewegung stutzte. Erneut war das Geräusch aufgeklungen, doch jetzt wusste er genau, von wo es ihn erreicht hatte. Von der Eingangstür her.
    Also doch!
    Dan Carver wusste nicht, was er unternehmen sollte. Ihm war klar, dass er sich nicht verstecken, geschweige denn verschwinden konnte. Er musste sich stellen.
    Sein Herz klopfte stark.

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