1844 - Bei Ebbe kam der Tod
klar, dass er verloren hatte.
Sein untoter Cousin ließ ihn nicht zu Boden fallen, er fing ihn auf. Hajo wuchtete ihn über seine linke Schulter, warf noch einmal einen Blick in den Raum und machte sich dann auf den Weg.
Er hätte auch durch das offene Fenster nach draußen gehen können, doch das tat er nicht. Er nahm die normale Tür und stellte fest, dass die Dämmerung schon so weit fortgeschritten war, dass man sie als Dunkelheit bezeichnen konnte.
Es kam ihm entgegen.
Sein nächstes Ziel stand für ihn schon fest.
Es war der Friedhof von Keitum und damit der Mörder-Mönch!
***
»Glauben Sie denn, dass wir alles richtig gemacht haben?«, fragte mich der deutsche Kommissar.
»Das weiß ich nicht.« Ich hob die Hände an und ließ sie wieder sinken. »Aber ist Ihnen eine bessere Möglichkeit eingefallen, auf die wir hätten zurückgreifen können?«
»Nein, leider nicht.«
Ich hörte den Kommissar neben mir etwas murmeln und wollte wissen, was Sache war.
»Nichts, lassen Sie mal. Ich musste nur meinen Frust ein wenig lindern. Ich hätte niemals gedacht, dass es so etwas gibt. Für mich gehören Zombies ins Kino oder in Horror-Romane. Und dort im Film sehen sie auch anders aus. Da sind sie wie Leichen, die schon länger tot waren und wieder lebendig wurden.«
Noch ein paar Meter mussten wir gehen, dann konnten wir in die Straße einbiegen, an der das Haus lag. Da waren es nur ein paar Schritte.
Durch die weiße Fassade war das Haus gut zu erkennen, und wir sahen auch, dass Licht brannte.
»Na, sie sind da«, sagte Kums.
Die Überraschung erwischte uns Sekunden später. Da wunderten wir uns nicht nur über die offene Haustür, da hörten wir auch das Stöhnen, und das war alles anderes als spaßig.
Wir blieben stehen.
Eine Männerstimme sagte: »Komm, ich helfe dir hoch.«
Die Worte waren draußen gesprochen worden. An der Stimme hatte ich Georg Bösing erkannt.
Heiko Kums und ich warfen uns noch einen Blick zu, dann schauten wir über eine Abtrennung an der Seite auf eine Rasenfläche. Es fiel auch Licht aus dem Haus auf den Rasen, und dort sahen wir zwei Menschen.
Das waren die Bösings. Er war dabei, seine Frau aufzurichten, die ziemlich angeschlagen aussah. Wir machten uns durch einen Ruf bemerkbar und eilten dann ins Haus. Den Weg fanden wir auf Anhieb. Durch das offene Fenster traten wir ins Freie.
Georg hatte es noch immer nicht geschafft, seine angeschlagene Frau aufzurichten. Mit unserer Hilfe war es dann kein Problem, sie ins Zimmer zu bringen und auf die Couch zu legen.
Georg Bösing stand neben uns und wischte durch sein Gesicht. Er blutete dort und nickte uns zu.
»Das war schrecklich.«
»Was ist passiert?«, fragte ich. »Hat Heinz Becker Ihnen einen Besuch abgestattet?«
»Das hat er.«
»Gut. Und weiter?«
»Nicht nur er kam. Auch sein Cousin war da, der eigentlich nicht mehr leben sollte. Er hat ihn geholt, nachdem er meine Frau und mich niedergeschlagen hat.«
Das hörte sich alles nicht gut an. Heiko Kums und ich schauten uns an. Beide nickten wir, und dann fragte der Kommissar: »Wissen Sie denn etwas, das uns weiterhelfen könnte?«
»Der Tote hat Heinz Becker mitgenommen, um mit ihm zu seinem Lieblingsplatz zu gehen.«
»Ist das der Friedhof von Keitum?«, fragte ich.
»Ja, wo der Mönch steht.«
Klar, das war es doch. Der Mönch. Der war für ihn wichtig. Er war es schon mal gewesen und das war auch so geblieben. Wir mussten so schnell wie möglich hin.
»Sind sie denn zu Fuß gegangen?«
»Ja.«
»Dann ist der Vorsprung nicht allzu groß«, sagte Heiko Kums.
Ich dachte an den hellen Mercedes, der vor dem Haus parkte.
»Können wir Ihren Wagen nehmen, Herr Bösing?«
»Ja.«
»Danke. Und der Schlüssel?«
»Liegt im Flur auf der schmalen Kommode.«
»Alles klar.«
Plötzlich hatten es der Kommissar und ich mehr als eilig. Denn wir wussten, dass es jetzt auf jede Sekunde ankam, wenn wir Heinz Beckers Leben retten wollten …
***
Hajo Becker sah zwar aus wie ein Mensch, aber er war keiner. Und er besaß Kräfte, die denen eines normalen Menschen überlegen war. Es gab keine Schwäche bei ihm, und es strengte ihn auch nicht besonders an, einen Menschen zu schleppen.
Das schaffte er über Kilometer hinweg, aber so weit musste er nicht gehen. Es waren nur etwa zwei Kilometer bis zum Friedhof.
Er ging in der Dunkelheit am Rand der Straße entlang. Um diese Zeit herrschte wenig Verkehr. Die Autos, die ihn überholten oder ihm entgegen kamen, tauchten
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