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1847 - Schiff der verlorenen Seelen

1847 - Schiff der verlorenen Seelen

Titel: 1847 - Schiff der verlorenen Seelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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seine Mannschaft sich der verfluchten Bande stellen mussten. Es war ja nicht nur einer, der aus der Luke kletterte, fünf seiner Artgenossen folgten ihm. Fünf widerlich stinkende nackte Gestalten mit schleimigen Körpern und großen Mäulern, die offen standen, sodass ihre spitzen Stiftzähne zu sehen waren.
    Da konnte man nur von gefährlichen Reißern sprechen, die sich in die Haut der Menschen schlugen, sie zerrissen und dort Wunden hinterließen. Sie würden die Stücke essen und …
    Das war bei dem Kapitän ein Punkt, der einfach kommen musste. Er wollte überleben. Er hatte schon zu lange gewartet, denn es war jetzt allen sechs Ghouls gelungen, ihr Versteck zu verlassen. Jetzt hatten sie freie Bahn, und sie sahen ihr erstes Opfer vor sich.
    Einer bewegte sich auf den Kapitän zu, und Arne Rundberg wusste, dass ihm jetzt nur noch die Flucht blieb.
    Wenn er sich zum Kampf stellte, hatte er verloren. Vielleicht gab es oben auf Deck eine Chance, da kannte er sich aus, und da hatte er auch Hilfe.
    Er gab Fersengeld. Er lief an den Mannschaftskabinen entlang, in denen sich niemand befand, und gelangte dann in einen schmalen Gang, an dessen Wänden Werkzeug hing. Unter anderem auch ein Enterhaken und eine Spitzhacke.
    Beides schnappte sich der Mann.
    Er schaffte es auch, an Deck zu gelangen. Sein erster Weg führte ihn auf die Brücke, wo Erik nach wie vor am Ruder stand. Er starrte den Kapitän an und musste nicht erst fragen, was geschehen war, er erkannte es an seinem Gesicht.
    »Wir müssen jetzt kämpfen, Erik!«
    »Was ist passiert?«
    »Sie sind frei.«
    Erik verzog das Gesicht. »Das habe ich mir gedacht, verflucht. Aber das wollte ich nicht, Käptn. Ich – ich – habe sie ja an Bord gelassen. Ich habe dafür gesorgt, dass sie – dass sie …«
    »Halt dein Maul, verdammt.«
    »Okay, aber …«
    »Kein Aber. Ich will es nicht hören. Ich werde das tun, was zu tun ist. Kämpfen. Sollten wir überleben, können wir noch darüber reden. Hast du verstanden?«
    »Ja.«
    »Dann komm!«
    »Und wohin?«
    »Komm einfach mit!« Der Kapitän hielt ihm die Spitzhacke entgegen. »Los, nimm sie.«
    »Ja, danke.«
    »Und denk daran, keine Rücksicht nehmen. Das sind keine Menschen, auch wenn sie so aussehen. Das sind Tiere. Widerliche schleimige Tiere. Die töten und fressen …«
    »Ja, ich weiß.«
    »Dann los.«
    Die beiden Männer verließen das Ruderhaus. Die graue See war zum Glück nicht so bewegt, als dass man den Segler unbedingt hätte steuern müssen. Man konnte ihn auch mal allein lassen und das Steuer festzurren.
    »Wo sind sie denn?«
    »Keine Ahnung.« Rundberg lachte. »Ich glaube aber nicht, dass sie sich noch unter Deck aufhalten. Ich denke, dass wir sie bald sehen werden.«
    »Dazu brauchen wir Licht.«
    »Ja.« Arne nickte. »Schalte die Lampen ein.«
    »Mach ich.«
    Sie befanden sich zwar auf einem Segler, aber als Lichtquellen dienten keine Petroleumlampen, wie das früher der Fall gewesen war. Es gab elektrisches Licht, und es gab starke Scheinwerfer an Deck, die kreuz und quer leuchteten, damit so viel wie möglich erfasst wurde. Es gab da einen Hauptschalter. Zu dem eilte der Steuermann hin.
    Der Kapitän blieb zurück. Er stand an einer strategisch günstigen Stelle und hatte von hier aus den perfekten Überblick.
    Noch lag das Deck im Dunkeln vor ihm. Er hörte nur das Rauschen des Windes und das Knattern des Segeltuchs. Es waren die üblichen Geräusche, die jeder Seefahrer kannte.
    Ab und zu wirbelten Wassertropfen und Sprüh über das Schanzkleid hinweg. Beides wurde zu glitzernden Perlen, als plötzlich die ersten beiden Lichtbalken die Dunkelheit zerschnitten.
    Endlich!
    Dem Kapitän fiel ein Stein vom Herzen. Er fühlte sich etwas besser. Eine Situation wie diese hatte er noch nie mitgemacht. Dadurch war er in Lebensgefahr geraten, aber er dachte auch daran, dass er sich wehren würde. Leicht würde er es der anderen Seite nicht machen, das stand für ihn fest.
    Er sah eine Gestalt über Deck laufen. Die bewegte sich mehr zum Bug hin, und es war der Steuermann, der diesen Weg nahm. Die Spitzhacke in seiner Hand war deutlich zu erkennen …
    ***
    Es hatte tatsächlich geklappt. Dank Sir James würde uns ein Hubschrauber aufs Meer und damit zu unserem Ziel bringen.
    Die Maschine war auf dem Dach des Gebäudes der Metropolitan Police gelandet. Der Pilot saß hinter dem Steuer und wartete auf uns. Er war ein Mann in unserem Alter und in seinem Gesicht war der Mund ein wenig schräg

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