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185 - Ein Albtraum erwacht

185 - Ein Albtraum erwacht

Titel: 185 - Ein Albtraum erwacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael M. Thurner
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normal bewegen.
    Aruula gelangte an einen ausgetrockneten Bachlauf, in dessen Mitte ein Rinnsal Wasser floss, kaum breiter als ein dicker Faden. Sie folgte dem spärlichen Wasserlauf, hatte ihre Augen darauf gerichtet und wunderte sich, dass die Flüssigkeit in der Hitze nicht augenblicklich verdampfte oder in den durstigen Boden versickerte. Als sie wieder einmal aufschaute, fand sich Aruula zwischen zwei Reihen aus niedrigen Büschen wieder, die an den sanft abfallenden Bachufern wuchsen. Das Licht hatte sich von den violetten Tönen zu einem schmutzig dunklen Rosa gewandelt, das den Abend ankündigte.
    Höchste Zeit, ein Lager einzurichten, ein Feuer zu machen…
    Aruula hatte den Gedanken noch nicht zu Ende gedacht, als vor ihr kleine Zweige wie lange Würmer aus dem Unterholz der Büsche krochen. Erschrocken wich sie zurück, sah entgeistert dabei zu, wie sich die dürren Äste aufschichteten und zu brennen anfingen.
    Sie war geistig zu erschöpft, um Verwirrung zu empfinden.
    Sie wiederholte immer wieder dieselben Fragen, war sich aber über deren Inhalt überhaupt nicht im Klaren.
    Was mache ich hier? Wo bin ich? Das Dorf, OZZ, wo ist das alles?
    Sie näherte sich dem flackernden Lagerfeuer. Hoch über ihr blinkten die Sterne am klaren Nachthimmel, der sich innerhalb weniger Minuten über die Landschaft gespannt hatte.
    Die Barbarin ging in die Hocke, versuchte ihren Verstand zu ordnen, die wenigen verschwommenen Bilder und Fragen in ihrem Gehirn in eine Reihenfolge zu bekommen, die einen vernünftigen Gedanken zuließ. Immer wieder blitzte dabei in den Untiefen ihres Verstandes das Portrait eines Mannes auf.
    Eines Mannes, dessen betörende Schönheit sie einst eingelullt und dessen mentale Macht sie zu einer willenlosen Puppe gemacht hatte.
    Sie sah nur noch ihn, das menschliche Monster. Das Bild in Aruulas Kopf wurde kristallklar, schwebte über ihr wie ein Raubvogel. Mit ausgebreiteten Armen beugte sich der Dämon über sie, grinsend, ein erwachender Albtraum.
    Die Frau von den Dreizehn Inseln rieb sich den schmerzenden Stumpf des kleinen Fingers an ihrer linken Hand, während sie eine Ohnmacht in sich aufsteigen fühlte, die ihr den geistigen Blick und das Bild des Monsters vernebelte und die Welt um sie herum in weißem Dunst auflöste.
    ***
    Die Sonne ging unter, als Aruula mit Kopfschmerzen erwachte.
    Ihr Verstand kam nur träge in Bewegung. Ihr Instinkt hingegen drängte sie vom ersten Moment an, sich mit den Bastfesseln um ihre Handgelenke zu beschäftigen. Ja, sie waren zu öffnen – wenn man ihr ausreichend Zeit dazu ließ.
    »Habe ich etwa zu fest zugeschlagen?«, fragte Tello. Er saß neben ihr. Soeben setzte er eine Flasche Fuusel ab und rülpste glücklich. Dem Geruch nach befanden sie sich in einem der Reittierställe in der Mitte des Roodtrens. »Um ehrlich zu sein, bereue ich es ganz und gar nicht.«
    Aruula schüttelte den Kopf, versuchte die pochenden Schmerzen zu vertreiben. »Um das Wohl von OZZ willen bitte ich dich, Tello: Hör zu, was ich zu sagen habe. Der Maa’or ist ein böser Geist, der Menschen quält und sie nach Lust und Laune in den Irrsinn führt. Ich bin ihm schon einmal begegnet…«
    »Schweig!« Der Wächter schlug ihr mit der flachen Hand ins Gesicht. »Die Händler und der Rabbadaag mussten alles diplomatische Geschick aufbringen, um die Lage nach deiner Attacke gegen Meenor wieder zu beruhigen. Aber es ist ihnen gelungen, und du wirst ihnen kein zweites Mal dazwischenfunken.« Er zeigte erneut jenes bösartige Grinsen.
    »Es wird dich sicherlich freuen zu hören, dass ich meinen alten Rang zurückerhalten habe. Du hingegen bist degradiert zum… hm… Vieh ohne jeglichen Wert. Vielleicht wird man dich häckseln und verfüttern, vielleicht stößt man dich in ein Abteil von Wagen Eins. Mir ist es einerlei; Hauptsache, du kommst mir nicht mehr in die Quere.«
    Wieder schlug Tello zu, diesmal gezielt über jene Beule an ihrer Schläfe, die zweifellos vom gestrigen Hieb stammte.
    »Ich konnte dem Rabbadaag all diesen Unsinn ausreden, den du über die angeblichen Sicherheitsprobleme des Roodtrens verbreitet hast. Es ist einesfalls notwendig, irgendwas an den Wagen auszubessern. Was bisher funktioniert, wird auch weiterhin funktionieren.«
    Aruula unterdrückte ein Kopfschütteln. Diesem Schwachsinnigen konnte man nicht mit Argumenten kommen.
    »Was hast du jetzt vor?«, fragte sie mit mühsam unterdrücktem Zorn.
    »Ich wollte dir nur sagen, was Sache ist«, sagte

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