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185 - Ein Albtraum erwacht

185 - Ein Albtraum erwacht

Titel: 185 - Ein Albtraum erwacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael M. Thurner
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und stapfte zum nächstgelegenen Grill. Fröhlich gelaunte Tooner reichten ihr ausreichend Fleisch, sowie Tofanen und ein kleines Fässchen Biir.
    Sie seufzte tief und schüttelte den Kopf, als könne sie die trüben Gedanken dadurch vertreiben.
    Maddrax hatte sie verdorben. Immer und überall sah sie Gefahren und Risiken. Pflichtbewusstsein war eine jener Tugenden, die sie ihm verdankte und der sie nicht mehr entsagen konnte. Am liebsten hätte sie sich zu Syd oder Long Joon gesetzt, in Ruhe eine Scheibe Fleisch gegessen und mit den Toonern geplaudert und getanzt…
    Missmutig marschierte Aruula zum Lager der Männer im Wachturm zurück. Eisiges Schweigen begrüßte sie; fünf Männer und zwei Frauen nahmen ihr das Essen wortlos aus den Händen. Lediglich das kleine Fässlein sorgte dafür, dass sich ihre Gesichter ein wenig erhellten.
    Große Feuer brannten entlang des Roodtrens. Ständig marschierten drei ihrer Leute rund um den Zug und fütterten sie mit Holz, sodass sie die Umgebung halbwegs im Auge behalten konnten. Aruulas spezieller Freund Tello gehörte zu ihnen.
    Die Kriegerin ließ sich über die Holzleiter hinab und setzte sich auf das blecherne Dach eines Wagens. Sie fühlte keinen Hunger. Frust fraß an ihrer Seele.
    Sie zog die Beine an und entspannte sich. Es war höchste Zeit, die Umgebung zu belauschen. Bislang hatte sie weder Zeit noch Muße gefunden; aber nun, so meinte Aruula zu fühlen, war es dringend notwendig, einige Fronten genauer abzuklären.
    Sie konzentrierte sich auf Tello. Der Mann war ein gutes Versuchsobjekt. Er strahlte weithin Wut aus. Wut auf Aruula, Wut auf die ganze Welt. Sein Weltbild war einfach, so wie das vieler Wächter. Er unterteilte die Menschen in Leute, mit denen er soff, Leute, mit denen er schlief, und Leute, die er nicht mochte. Einen speziellen Stellenwert nahm das Volk der Anangu ein. Die Dunkelhäutigen fürchtete und hasste er mit aller Inbrunst.
    Aruula ließ Tellos Gedanken hinter sich und konzentrierte sich stattdessen auf die Lebewesen nahe dem dörflichen Lagerfeuer.
    Es fiel ihr schwer, das Sammelsurium buntester Eindrücke, das sie empfing, halbwegs zu ordnen. Emotionen beherrschten – noch mehr als sonst – die Geister der Menschen. Es ging hoch her; ekstatische Lustgefühle waren hier genau so vertreten wie glückselige Verwirrung im Alkrausch, Neid, Trauer, Liebe oder heitere Ausgelassenheit.
    Seltsam. Alle Informationen, die sie sammeln konnte, wirkten verschwommen und unrein. Als läge eine Decke über diesem Gedankenteppich.
    Ein Wesen stach allerdings aus der Menge heraus.
    Aruula ballte die Fäuste. Sie hätte es wissen sollen! Es handelte sich um Aluur! Der Junge war ein Lauscher wie sie!
    Er musste die Fähigkeit besitzen, seine Gabe gründlich zu verbergen.
    Damit ergaben sich einige sehr interessante Zusammenhänge. Sie würde ihn am Morgen mit ihrer Vermutung konfrontieren müssen…
    Ein Schauder erfasste Aruula. Von einem Moment zum nächsten zitterte sie, ohne etwas dagegen unternehmen zu können. Sie spürte einen weiteren Telepathen! Sein Geist stach wie ein helles Fanal aus der Dunkelheit, erfasste alles und jeden…
    Sie kannte dieses Wesen! Sie war ihm bereits begegnet und hätte gern jegliche Erinnerung daran aus ihrem Kopf verbannt.
    Aber das ging nicht. Narben waren zurückgeblieben, die sie immer an die Stunden ihrer Begegnung erinnerten.
    Aruula löste sich aus ihrer Trance und griff hilflos nach ihrem Schwert, während ihr Körper rebellierte und sie einem Kollaps nahe war.
    Es dauerte lange, bis sie wieder einen klaren Gedanken fassen konnte.
    Sie hatte geglaubt, dieses Monster getötet zu haben. Jetzt musste sie sich ihm ein zweites Mal stellen…
    Über rostige Stahlsprossen glitt Aruula hinab zu Boden, übergab dem völlig verdutzten Tello den Oberbefehl über die Wachen und machte sich auf den Weg zurück ins Dorf.
    Ihre Knie waren schwach, ihre Atmung noch immer unregelmäßig.
    Reiß dich zusammen!, machte sie sich selbst Mut. Auch er ist nur ein Mensch. Kein Daa’mure, kein Geisteswesen und auch keine Schimäre meiner Fantasie.
    Aber warum, bei Wudan, lebte er dann noch? Sie hatte ihn sterben sehen, hatte selbst für seinen Tod gesorgt…
    Einmal mehr betrat sie Toon. Die Festivitäten hatten einen neuerlichen Höhepunkt erreicht. Die Ausgelassenheit schien keine Grenzen zu kennen.
    Nahe dem größten Lagerfeuer stand der Rabbadaag im Gespräch mit einer beeindruckenden, freundlich wirkenden Gestalt.
    Mit einem Mal

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