1850 - Traumtod
Shigg. Der Plophoser schien eine große Nummer zu sein.
Als Norman an einem ausgebrannten Gleiter vorbeikam, den er sich gemerkt hatte, wußte er, daß es nicht mehr weit bis zu seiner Jet war. Nach einem halben Kilometer sah er die Glaskanzel der DISSENTER hinter einer Schutthalde auftauchen. Er überwand die Schutthalde und war nur noch hundert Meter von seiner Jet entfernt.
Shigg und seine Leute erwarteten ihn bereits. Bei ihnen stand auch Oswald.
„Deine Zeit ist abgelaufen, Terry!" rief ihm der Plophoser zu. „Deine Jet gehört mir."
„Aber ich habe noch mindestens eine Stunde Zeit", begehrte Norman auf.
Shigg legte den Kopf schief und fragte lauernd: „Willst du es wirklich darauf anlegen, mit mir um eine Stunde zu feilschen, Terry?"
„Laß dich nicht auf einen Streit mit diesen Burschen ein!" rief Oswald zu ihm herüber. „Ich habe mitgehört, was sie ausgeheckt haben. Die wollen dich nur provozieren."
„Aber wir haben eine Abmachung", beharrte Norman. „Ich werde nicht so einfach auf die Jet verzichten.
Wie sollen wir ohne sie jemals von Terra wegkommen?"
„Gar nicht", gab ihm Shigg höhnisch zur Antwort. „Du bist zu Hause, mein Junge. Sei froh darüber!
Endlich zurück an der Wiege der Menschheit. Für immer hier! Was könnte einem Terry denn Besseres passieren?"
„Gib nach, Norman!" meldete sich wieder Oswald. Der Roboter hatte seine Stimmlage auf seltsame Art verändert; Norman hatte ihn noch nie mit so vertraulicher Stimme reden gehört. „Shigg und seine Leute sollen die Jet haben. Wir finden schon was Passendes. Es bringt nichts, um eine Stunde zu streiten. Wir brauchen nur noch Minuten."
Norman war klar, daß Oswald irgend etwas eingefädelt hatte. Aber was?
Es war wohl nicht im Traum daran zu denken, die Jet gegen die Übermacht der Galactic Guardians zu erobern. Und selbst wenn das gelingen sollte, würden sie nicht weit damit kommen. Es würde den Galactic Guardians nichts ausmachen, sie einfach abzuschießen.
„Genug gequatscht!" sagte Shigg ungehalten. „Ich ..."
Weiter kam er nicht. Der heulende Wind wurde von einem Orkan übertönt, der keinen natürlichen Ursprung hatte. Aus dem dunklen Himmel sank ein schwarzer Körper herab und blieb über der Jet in Schwebe.
Während ein Fesselfeld die DISSENTER einhüllte, fiel eine mächtige, vierarmige Gestalt mitten in die Gruppe der Galactic Guardians.
Als sich diese so urplötzlich einem Haluter gegenübersahen, waren sie zuerst wie gelähmt. Yamo Dormat bedachte sie mit einem Schrei, der sie geradezu erstarren ließ. Dann fegten seine vier Arme durch ihre Reihen und ließen ihre Körper wie Puppen durch die Luft wirbeln.
Es war eine Sache von nur wenigen Sekunden. Anschließend nahm der Haluter Norman unter einen seiner beiden Handlungsarme und schwebte mit ihm zur Schleuse der HALPORA hoch.
Es ging alles so rasch, daß Norman kaum nach Luft schnappen konnte: Er fand sich an Bord wieder, und der schwarze Kugelraumer mit der Jet im Fesselfeld schoß mit unglaublicher Beschleunigung in die Höhe.
Norman machte sich keine Sorgen, daß die Galactic Guardians sie abschießen konnten. Die Mannschaften am Boden besaßen wohl kaum die Waffen, die HALPORA mit ihren starken Schutzschirmen ernsthaft zu gefährden.
„Hat sich das Risiko für Sie wenigstens gelohnt, Norman Erengast?" erkundigte sich Yamo Dormat ohne Sarkasmus, nachdem er die Überlicht-Etappe eingeleitet hatte, die sie erst einmal aus dem Solsystem bringen sollte.
„Das wird sich noch herausstellen", antwortete Norman.
Er dachte an den Datenträger mit den persönlichen Eintragungen der Tara Villada über die letzten Tage ihres Lebens.
Dann fiel ihm etwas anderes ein. Norman nahm an, daß eine Entschuldigung fällig sei.
„Es tut mir leid, daß ich nicht auf Sie gehört habe, Yamo Dormat, und Ihnen damit unnötig Schwierigkeiten bereitet habe", sagte er zerknirscht.
„Nicht doch!" rief der Haluter mit dröhnendem Lachen. „Es hat Spaß gemacht, ein wenig mit den Galactic Guardians zu spielen."
Dao-Lin-H’ay: 22. Juni 1289 NGZ 6.
An der BOX-1442 hatten fünfzehn Haluterschiffe angedockt. Das war ungewöhnlich genug. Aber noch erstaunlicher war für Dao-Lin-H’ay, daß ein Haluter sie über Interkom anrief und ihre Raumfähre zu einem der schwarzen Kugelschiffe lotste. Das Unglaubliche erwartete sie jedoch an Bord des Haluterschiffes, als sie dort insgesamt 17 Haluter auf einem Haufen antraf.
Haluter waren Einzelgänger, die sich nur zu besonderen
Weitere Kostenlose Bücher