1856 - Shabazzas Gebote
beugte sich über die Liegende. Ihre Gesichtshaare zitterten, und der Mund bewegte sich.
„Du bist in Sicherheit", fuhr Atlan fort. „Wir haben ein Versteck gefunden."
Der Kiefer der Felidin knackte vernehmlich, und das rechte Augenlid fing an zu flattern. Die Mundbewegungen nahmen an Hektik zu, und ein leises Stöhnen drang an die Ohren des Arkoniden. Und dann brachte Dao-Lin-H’ay ein Wort hervor: „Tek?"
„Schon gut", murmelte der Unsterbliche. „Du bist in Sicherheit. Hier ist Atlan. Kannst du mich hören?"
„J... ja."
Es dauerte ein paar Atemzüge, bis die Kartanin die Augen aufschlug. Sie starrte ihm ins Gesicht und versuchte aufzuspringen. Mit einem Wehlaut sank sie zurück.
„Wo ist Tek?" hauchte sie matt. Ihre Augen blitzten den Arkoniden an. „Soeben war er noch hier."
„Du irrst dich. Ich war es, der mit dir gesprochen hat. Tek ist weit weg von diesem Ort. Wir befinden uns noch immer in der Traumblase."
Die Kartanin schloß ruckartig die Augen und riß sie ebenso ruckartig wieder auf. Sie tastete um sich und befühlte ihren Körper. Eine ganze Weile benötigte sie, bis sie begriff, was anders war. Der SERUN fehlte.
„Dein Anzug liegt ganz in der Nähe. Er hat bei der Flucht aus dem Bauwerk einen Schaden davongetragen. Myles versucht gerade ihn zu beheben."
„Bauwerk? Oja, das Bauwerk." In Zeitlupe richtete sie sich auf und nahm die Umgebung in sich auf.
„Das Versteck?" fragte die Kartanin leise.
„Ja. Wir bleiben hier, bis Myles deinen SERUN repariert hat."
„Das Bauwerk - die Kardia. Sie dehnt sich aus, Atlan. Ihre Macht nimmt zu. Irgendwann wird sie auch hierhergelangen."
„Keine Angst. Ich glaube nicht, daß die suggestive Kraft des Zentrums über die silberne Grenze hinausreicht", versuchte der Arkonide sie zu beruhigen. „Das Nebelfeld stellt so etwas wie eine Schranke dar."
Märchenonkel! spottete der Extrasinn. Aber du hast recht. Beruhige sie, so gutes geht. Ihr Blick ist fahrig, sie begreift noch immer nicht vollständig, was eigentlich los ist und wo sie sich befindet.
„Wir verstecken uns in einer derzeit noch ruhigen Sektion eines Gliederschiffes. Bis die Demontageroboter hierher vorstoßen, dauert es erfahrungsgemäß noch dreißig bis vierzig Stunden.
Vorausgesetzt, die Schiffe werden alle nach demselben Prinzip zusammengesetzt und zerlegt."
„Ich möchte zu Myles. Wie geht es Kallia?"
Atlan schwieg und half ihr auf die Füße. Die Kartanin schwankte, und sie benötigte mehrere Minuten, bis sie selbständig stehen konnte.
„Mein Kopf summt wie ein Hornissenschwarm", seufzte sie. „Meinst du, wir schaffen es?"
„Wovon sprichst du?"
„Von der Zerstörung der Kardia. Jetzt oder nie."
Sie begriff es noch immer nicht völlig.
Solange sie nichts Definitives über den Zusammenhang zwischen den zweiundfünfzig Planeten und der Traumblase wußten, konnte sich jede ihrer Handlungen negativ auf die betroffenen Welten auswirken. Und dieses Risiko war selbst einem Kämpfer wie Atlan zu hoch. Es stand einfach zuviel auf dem Spiel.
Atlan legte ihr den Arm um die Schultern und ging mit ihr in Richtung Tür.
„Tut mir leid", erklärte der Pikosyn. „Jemand hat euch soeben eingesperrt und die Energie abgestellt. Ihr könnt nur öffnen, wenn ihr umfangreiche Vorbereitungen trefft."
Was das hieß, wußte der Arkonide nur zu gut. Abtasten des Türrahmens und der umgebenden Wandfläche, Bohren nLöchern und Einführen eines SERUN-Tentakels, um dem Mechanismus Energie zuzuführen und ihn zu einer Reaktion zu verleiten. Die geschätzte Arbeitszeit betrug fünf bis sechs Minuten.
„Ich messe zudem starke Energieentfaltung an. Sie kommt aus dem Raum, in dem ihr Myles zurückgelassen habt."
„Ich will die Werte sehen!" sagte Atlan hastig.
Der Pikosyn projizierte sie. „Es handelt sich um eine gesteuerte Aktion. Etwas hat die Überschlagsenergien aufgefangen."
„Dann hat Myles es also geschafft?" Dao-Lin-H’ay verstand noch immer nicht ganz, worum es ging.
„Was ist mit meinem SERUN?"
Der Arkonide ging nicht darauf ein.
„Ich taste jetzt die Wand ab", erklärte er. „Kantors Aktivitäten sind garantiert irgendwo angemessen worden. Da er nicht genau weiß, in welchem Raum wir uns aufhalten, sollten wir ihm entgegengehen."
Er setzte die Kartanin zurück auf den Boden und ließ den SERUN zwei Taster ausfahren. In minutenlanger Kleinarbeit durchleuchteten sie die Wand um die Tür und machten den Mechanismus und die Steuereinheit ausfindig. Der Pikosyn
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