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188 - Der Rattenkönig

188 - Der Rattenkönig

Titel: 188 - Der Rattenkönig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A.F.Morland
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verletzte.
    Etwas huschte über den blanken Parkettboden, erreichte hüpfend eine Ecke des Raumes. Ich sah den dunklen Fleck, zielte und schoß. Die geweihte Silberkugel traf den Nager voll. Ein greller Lichtblitz flammte auf.
    Jetzt war alles klar: Wir hatten es mit schwarzen Tieren zu tun. Das bedeutete, daß sie als äußerst gefährlich einzustufen waren.
    Gewöhnliche Ratten greifen Menschen zumeist nur dann an, wenn sie keine Fluchtmöglichkeit mehr haben. Solange sie ausrücken können, tun sie es.
    Höllenratten hingegen greifen so gut wie immer an!
    Ich hörte Cruv einen Wutschrei ausstoßen, eilte zu ihm und sah ihn mit seinem Dreizack wild um sich stechen. Er tötete vier der Nager, sie zerplatzten in einer magischen Explosion, als die magischen Spitzen sie durchbohrten, und sie lösten sich auf.
    Eine Ratte verletzte der Gnom nur.
    Er wollte sofort noch einmal zustechen, doch ich hinderte ihn daran. »Laß sie!« stieß ich rasch hervor.
    »Tony, es sind Höllentiere!« erwiderte Cruv verständnislos.
    »Vielleicht haben sie irgendwo ein Nest«, sagte ich. »Wenn wir Glück haben, führt uns das verletzte Tier dorthin.«
    Die Ratte kroch aus dem Raum. Ein letzter schriller Pfiff ertönte, dann war ein tappendes Wischen und Huschen zu hören, und eine Sekunde später herrschte Stille in Tucker Peckinpahs Haus. Die Ratten hatten es verlassen.
    Und das verletzte Tier torkelte ebenfalls hinaus.
    Es schleppte sich durch den Garten.
    Wir folgten ihm.
    Eine schwarze Blutspur kennzeichnete den Weg. Das Tier fiel in die Gosse, rollte auf den Rücken und hatte Mühe, wieder auf die Beine zu kommen. Ich hätte den Qualen der Höllenratte ein Ende bereitet, wenn es nicht wichtig gewesen wäre, das Versteck der Nager zu finden. Ich bin der Ansicht, daß man schwarze Feinde vernichten muß, aber ich halte nichts davon, sie unnötig leiden zu lassen.
    Mr. Silver, Cruv und ich ließen das geschwächte Tier keinen Moment aus den Augen. Von den anderen Ratten war nichts zu sehen. Sie schienen sich in Luft aufgelöst zu haben, kümmerten sich nicht um ihren verletzten Artgenossen.
    Dieses Verhaltensmuster war allen schwarzen Wesen eigen - vom niedrigsten bis zum höchsten. Sie halfen einander nur dann, wenn es ihnen selbst einen Vorteil brachte. War dies nicht der Fall, konnte einer neben dem anderen ohne Hilfe krepieren.
    Ihre Uneinigkeit, ihre rücksichtslose Ichbezogenheit schlugen für uns zu Buche. Hätten sie mehr Einigkeit gezeigt, hätte es nicht gut für ihre Gegner ausgesehen.
    Die blutende Ratte kroch unter Autos, kam wieder zum Vorschein, schleppte sich weiter - einem Ziel entgegen, das wir noch nicht kannten.
    »Fällt euch nichts auf?« fragte Cruv mit rauher Stimme. »Sie wächst!«
    Der Gnom hatte recht. Die Ratte war während der letzten Minuten um einige Zentimeter größer geworden. Cruv hatte aber auch wiederum nicht recht, denn richtig gewachsen war der Nager nicht. Sein Körper hatte sich nur aufgebläht, er ähnelte immer mehr einer haarigen Kugel mit vier Füßen.
    »Das ist das Ende«, bemerkte Mr. Silver. »Die Ratte kommt nicht mehr weit.«
    Ich orientierte mich.
    Auf der gegenüberliegenden Straßenseite befand sich eine Mauer, die einen Park einfriedete. Der Park gehörte zu einem alten Krankenhaus, dem St. Paul’s Hospital.
    Wollte die Ratte da hinüber?
    Sie kam keinen Meter weiter, atmete schnell, zitterte, und ihr schmutziges Fell sträubte sich. Mit jedem Atemzug pumpte sie ihren prallen Körper mehr auf, und schließlich zerplatzte sie mit einem puffenden Geräusch.
    ***
    Tucker Peckinpah stand in diesem unsichtbaren magischen Käfig. Er war sich keiner Schuld bewußt, aber das würde ihm nichts nützen. Nalphegar war ein grausamer Dämon, und er wollte ihn sterben sehen, weil er Moma nicht beschützt hatte. Der Gehörnte war nicht davon zu überzeugen, daß Peckinpah nichts für Moma hätte tun können. In Nalphegars Augen war der Industrielle mit schuldig am Tod der Wolfshexe und sollte das büßen.
    Wie, das hatte er nicht verraten, aber Tucker Peckinpah war sicher, daß der Schwarzblütler sich für ihn etwas Besonderes ausgedacht hatte.
    Daß er zum Werkzeug der schwarzen Macht geworden war, fiel überhaupt nicht positiv ins Gewicht. Nalphegar wollte den Industriellen sterben sehen. Nur aus diesem Grund hatte er ihn in die Hölle geholt.
    Und er hatte sich von Rat-Tar, dem Ratten-Dämon, sicherheitshalber den Rücken freihalten lassen. Rat-Tar hatte ihm einige Nager zur Verfügung

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