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188 - Der Rattenkönig

188 - Der Rattenkönig

Titel: 188 - Der Rattenkönig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A.F.Morland
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Das dunkle Bier rann ins Glas und bildete eine Schaumkrone.
    Zwei Meter links von Cruv hob ein Gast die Hand.
    »Komme sofort«, sagte der Wirt, schob Cruv das gefüllte Glas hin und entfernte sich.
    Als der Gnom die Hälfte des Biers ausgetrunken hatte, fiel ihm ein Mädchen auf, das ziemlich nervös war und immer wieder zur Tür schaute, als erwarte es jemanden, vor dem es sich fürchtete.
    Cruv war ein Ritter. Falls das Mädchen Hilfe brauchte, würde er sich für sie starkmachen.
    Sie trug eine beige Bluse und einen Minirock aus dunkelbraunem Rehleder. Ihre langen, schlanken Beine waren sehenswert. Sie war hübsch, aber keine strahlende Schönheit. Ihr Haar war so blond wie das eines Engels.
    Ihr Blick streifte den Gnom kurz. Sie schaute gleich wieder zur Tür, aber ihre Augen waren sich für einen winzigen Moment begegnet.
    Sie hatte schöne große, warme braune Augen, in denen sich die Unruhe spiegelte, die sie quälte. Cruv nahm wieder einen Schluck vom Bier.
    Das blonde Mädchen schien von ihm Notiz genommen zu haben, denn es sah ihn nach kurzer Zeit noch einmal an -diesmal sogar etwas länger.
    Cruv nahm sein Glas in die Hand und begab sich zu ihr. »Ich will mich nicht aufdrängen, Miß, aber Sie scheinen Hilfe zu brauchen.«
    Sie schluckte und leckte sich die Lippen. »So? Merkt man mir das an?«
    »Ihre Nervosität ist so ansteckend, daß ich schon eine Beruhigungstablette schlucken wollte.«
    »Haben Sie eine bei sich?«
    »Es sollte ein Scherz sein«, gab der Gnom von der Prä-Welt zurück. »Mein Name ist Cruv. Kann ich irgend etwas für Sie tun?«
    Sie musterte ihn von der Melone bis hin zu den blankgeputzten Schuhen. »Cruv«, sagte sie. »Ein eigenartiger Name. Kommt er aus dem Persischen?« Cruv schüttelte lächelnd den Kopf. »Er kommt von einer anderen Welt.« Wieder einmal machte er die Erfahrung, daß er den Menschen getrost die Wahrheit sagen konnte, sie glaubten ihm doch nicht.
    »Sie nehmen mich auf den Arm«, sagte das Mädchen. »Egal. Ich bin Dyan Blake. Und ich finde Sie nicht aufdringlich.«
    »Sie haben ein Problem, nicht wahr?«
    Dyan seufzte. »Kann man wohl sagen. Ein ziemlich großes sogar. Und wie immer, wenn eine Frau ein Problem hat, geht es dabei um einen Mann. Um einen verheirateten Mann in diesem speziellen Fall. Er sprach mich vor vier Wochen im Regent’s Park an. Ich fühlte mich einsam, und er war auch allein. Wir tranken etwas zusammen und gingen ins Kino. In der weiteren Folge ging ich mehrmals mit ihm aus. Ich fand ihn sehr sympathisch, und da er immer für mich Zeit hatte, kam ich nicht auf die Idee, er könnte verheiratet sein und Familie haben. Gestern begegneten wir seiner Familie mitten auf der Straße. Können Sie sich die häßliche Szene vorstellen, die sich daraus ergab? Zum erstenmal erlebte ich John, wie er wirklich ist. Er hatte sich die ganze Zeit verstellt und mir das sanfte Lamm vorgespielt, dabei ist er ein jähzorniger, hinterhältiger, brutaler Lügner, der über Leichen geht. Nichts ist ihm so wichtig wie die eigene Person. Und dazu gehört das private Vergnügen, seine Frau nach Strich und Faden zu betrügen. Sie kann einem leid tun. Es versteht sich von selbst, daß ich von John nichts mehr wissen will. Aber er läßt mich nicht in Ruhe. Wo ich wohne, weiß er nicht. Aber wo ich arbeite, habe ich ihm dummerweise verraten. Er rief mich heute x-mal an, und als ich aus der Firma kam, stand er mit dem Wagen davor und forderte mich auf einzusteigen. Ich bin weggerannt und habe mich in diesem Pub versteckt. Jetzt sucht er mich, und ich muß befürchten, daß er mich findet. Wenn ich dann nicht mit ihm gehe, schlägt er hier alles - mich mit eingeschlossen - kurz und klein…« Sie unterbrach sich. »Aber… warum erzähle ich Ihnen das alles?«
    Cruv lächelte. »Weil Sie spüren, daß Sie mir vertrauen können.«
    »Es interessiert Sie bestimmt nicht.«
    »Das ist nicht wahr«, widersprach der Gnom. »Wenn Sie erlauben, helfe ich Ihnen.«
    »Wie denn?«
    »Ich bringe Sie nach Hause.«
    »Warum wollen Sie sich solche Umstände machen? Ich ziehe Sie vielleicht in eine Sache mit hinein, die für Sie höchst unerquicklich werden könnte.«
    »Ich fürchte diesen John nicht«, erwiderte Cruv. »Was hatten Sie?«
    »Ein Lager. Ich habe es schon bezahlt«, antwortete Dyan Blake.
    Cruv legte das Geld für sein Guiness auf den Tisch und verließ mit dem Mädchen, das wesentlich größer war als er, den Pub. Als er sie zu Tucker Peckinpahs Rolls-Royce führte,

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