1882 - Die 48 Stunden von Terrania
ununterbrochen Zischlaute von sich, als ob er sich in großer Erregung befände. Er hatte eine klaffende Wunde auf dem Spann seines rechten Fußes. Grünes Blut quoll daraus hervor und rann auf den Fußboden.
Der Student verharrte regungslos, um den Dscherro nicht auf sich aufmerksam zu machen, denn er fürchtete, augenblicklich Opfer dessen Wut zu werden.
Endlos langsam verstrichen die Sekunden, bis das fremdartige Wesen neben ihm sich endlich abwandte und zur Tür hinausstampfte, wobei es einem der abgesprengten Robotteile einen kräftigen Fußtritt versetzte.
Danach wurde es still.
Abraham wartete. Er sagte sich, daß er alle Zeit der Welt habe, warten konnte und nicht das geringste Risiko einzugehen brauchte. Auf keinen Fall wollte er sich der Gefahr aussetzen, doch noch von dem Dscherro erwischt zu werden.
Er blickte auf sein Chronometer, und als etwa fünf Minuten verstrichen war, beschloß er, sein Versteck zu verlassen.
Gerade in diesem Moment vernahm er ein heiseres Röcheln, und ein anderer Dscherro eilte an ihm vorbei. Er mußte irgendwo in seiner Nähe gestanden haben.
Abraham erstarrte. Der kalte Schweiß rann ihm von der Stirn und brannte in den Augen, und es schien, als sei das auf ihm lastende Gewicht plötzlich größer geworden. Er rührte sich nicht und wartete noch einmal zehn Minuten. Danach schob er den Container zur Seite und stieg darunter hervor.
Keine zehn Schritte von ihm entfernt lag eine Frau auf dem Boden. Sie war von einer scharfen Waffe getötet worden.
Er meinte, die Fußkrallen der Dscherro vor sich zu sehen, und glaubte zu wissen, welche Waffe sie getötet hatte..
Aus einem offenen Schrank nahm er eine Plastikfolie und deckte die Frau damit zu. Mehr konnte er nicht für sie tun.
Danach tastete er sich vorsichtig voran, jederzeit bereit, den Rückzug anzutreten, wenn ein Gehörnter in sein Blickfeld geraten sollte. Doch die Gefahr schien vorbei zu sein.
Er stieß auf die ausgeglühten Reste von mehr als zwanzig Robotern der TARA-V-UH-Klasse und fand zwei weitere Tote, entdeckte aber nirgendwo einen Dscherro. Eine grüne Blutspur führte hinaus auf von den Trümmern übersäten Campus.
In der Kellertür blieb Abraham stehen, fuhr dann aber erschrocken zurück, denn er entdeckte, daß draußen vor dem Universitätsgebäude Hunderte von Studenten zusammengetrieben wurden.
Er zögerte kurz und wechselte dann in einen etwas höher liegenden Kellerraum über, weil er hoffte, durch seine Fenster einen besseren Überblick zu haben. Er geriet in eine Automatenstraße, in der Wäsche, Hemden, Speichermedien mit Unterhaltungsmaterial und allerlei für Studenten nützliche Utensilien angeboten wurden.
Am Ende des Ganges erhob sich ein etwa ein Meter hoher Holo-Würfel, auf dem er das Geschehen auf dem Campus aus der Vogelperspektive beobachten konnte.
Staunend trat er näher an das Gerät heran. Er konnte sich zunächst nicht erklären, wie das Bild zustande kam, entdeckte dann jedoch das Logo von SolTel in einer Ecke des Holos und begriff.
Ein Reporter des kommerziellen Senders hielt sich in der Nähe auf, und eine seiner Kameras lieferte dieses Bild. Erfand sich bestätigt, als die Bilder nun in rascher Folge wechselten und ihm eine totale Übersicht über das Geschehen auf dem Gebiet der Universität lieferten.
SolTel berichtete von einem bereits beendeten Kampf um die Lehranstalt, der von den Dscherro auf der ganzen Linie gewonnen worden war. Tausende von Studenten waren aus den Gebäuden geholt und zusammengetrieben worden. Sie wurden von Dutzenden von mit Neuropeitschen ausgerüsteten Dscherro in Richtung Faktorelement gelenkt.
Die Reporterin setzte die Kameras überaus geschickt ein. Die Art, wie sie die Bilder kombinierte, weckte Emotionen.
Immer wieder schaffte sie es, Dscherro in den Mittelpunkt zu rücken, wenn sie mit ihrer Neuropeitsche gegen die Geiseln vorgingen und sie quälten.
Eine eingeblendete Schrift und ein kleines Bild informierten darüber, daß die Reporterin Katie Joanne hieß.
Abraham erkannte sie wieder.
Sie war die Frau, die dabeigewesen war, als einer der Dscherro seiner Mutter das Baby entrissen hatte!
Sie mußte somit in unmittelbarer Nähe sein.
Er ging zu einem Syntron, der sich unmittelbar neben dem Holo-Würfel befand, und bat ihn um eine Verbindung zu Katie Joanne.
Sie meldete sich nach wenigen Sekunden. Er sagte ihr, wer er war, und er bat sie, ihm zu helfen.
„Zu zweit haben wir bessere Chancen", beschwor er sie, da er auf keinen
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