1886 - Nach der Apokalypse
diversen Veranstaltungsräumen, Anlagen für Vorführungen, Ablagen für Reiseunterlagen, Andenkengeschäften und allem möglichen Weiteren. Das Haus selbst war in seinen Mauern weitgehend unversehrt, nur völlig verwüstet und ausgeplündert worden. Die Schotten waren aufgesprengt, und in den Wänden gab es mehrere Einschußlöcher. Es war groß und verwinkelt genug, um den Gegner an der Nase herumzuführen.
Der Dscherro folgte ihnen allein, die anderen draußen waren immer noch in den Kampf gegen die Terraner verwickelt.
Wenn sie es schafften, ein gutes Versteck zu finden, wo er sie nicht erreichen konnte, war es überstanden. Außerdem hatte Harro sich in den letzten beiden Tagen eine Menge zusätzlicher Ausrüstung beschafft; er hatte alles an sich gerafft, was herumgelegen hatte, funktionstüchtig aussah und tragbar war. Auch Dscherro-Waffen gehörten dazu. Diese konnte er bestimmt gegen den Gehörnten anwenden ...
Mimis Aufschrei ging in der Hand unter, die ihren Mund von hinten verschloß. Sofort begann sie, wild um sich zu treten und zu beißen, dennoch wurde sie nach hinten in. einen Raum gezerrt. Sie konnte kaum etwas sehen, aber Harros zornige Stimme hören, sie sofort loszulassen.
Derjenige, der sie festhielt, gehorchte augenblicklich, denn plötzlich war sie frei. Sie stolperte zu Harro und lehnte sich schutzsuchepd an ihn. Wütend funkelte sie um sich.
Und erkannte ungefähr ein Dutzend Erwachsene, die sich um sie herum versammelt hatten: Es waren nur Männer, die meisten bestimmt schon über hundert Jahre alt. Sie wirkten abgerissen und abgekämpft, ihre Gesichter waren grau, faltig und ungepflegt. Der unstete Blick ihrer Augen gefiel Mimi nicht. In ihren Händen hielten sie erbeutete leichte Dscherro-Waffen, Neuropinsel und ein paar Handstrahler.
„Die Kleine ist wie eine Furie" sie hat mir die Schienbeine blau getreten und beinahe die Hand durchgebissen", schnaubte der Mann, der Mimi gehalten hatte. Er hielt seine Hand, und Blut tropfte zwischen den Fingern zu Boden Mimi schämte sich nicht, das war ihm ganz recht geschehen.
„Bist du verrückt, hier mit einem Kind herumzulaufen?" fuhr ein großer, hagerer Mann, der jünger als die anderen wirkte, Harro an.
„Wir werden verfolgt", versetzte Harro mit ruhiger, kühler Stimme.
„Er hat die verdammten Dscherro auf uns gehetzt!" zischte ein anderer, und zwei, drei rückten plötzlich bedrohlich näher.
Mimi drückte sich noch fester an ihren Freund, der beruhigend eine Hand auf ihre Schulter legte.
„Es ist nur einer", erwiderte Harro, weiterhin gelassen. Er blieb entspannt stehen, die Hände so weit wie möglich von den Waffen entfernt.
Er hatte Mimi einmal erklärt, daß das wichtig sei. Die meisten erwachsenen Einwohner waren nach diesen Tagen ziemlich verstört und mißtrauten jedem, wie die Kinder auch. Sie waren übernervös und würden möglicherweise einfach losschießen, wenn sie erschreckt wurden.
„Wir können aber hier abwarten, die Verstärkung ist bereits draußen. Hört ihr nicht den Kampflärm?"
Ein ‘kleiner, grauhaariger Mann spuckte verächtlich aus. „Auf die können wir uns nicht verlassen. Sieh dich doch um! So weit sind wir schon gekommen. Terrania ist gefallen, und du willst uns was von Verstärkung erzählen!"
„Seid doch still", mischte sich plötzlich ein anderer Mann ein.
Er war ziemlich groß und massig, seine Haare waren weiß, und Mimi fand ihn irgendwie autoritär. Da die anderen verstummten, war er wohl so eine Art Anführer.
„Diese Hysterie nutzt keinem", fuhr der Weißhaarige fort. „Hier seid ihr beide erst einmal sicher. Wir verschanzen uns bereits seit zwei Tagen hier, aber allmählich gehen uns die Vorräte aus. Oben gab es eine Kantine, die nicht vollständig ausgeplündert war."
„Keine Sorge, wir haben euch hier umgehend herausgebracht"; versprach Harro. „Wenn ich den Dscherro ausgeschaltet habe, werde ich euch zu meinem Gleiter bringen."
Mimi fuhr zusammen, als der hagere Mann plötzlich dicht zu ihnen trat.
„Habt ihr meinen Sohn gesehen?" fragte er mit heiserer Stimme. „Wißt ihr, ich bin erst vor ein paar Tagen eingetroffen, um ihn zu besuchen. Er hatte keine Zeit, und ich quartierte mich in einem Hotel ein. Ich möchte ihn gern sehen, wenigstens jetzt. Wir haben uns zwanzig Jahre nicht gesehen und nicht miteinander gesprochen. Erst vor einem Monat hat er sich bei mir gemeldet ..." Er schluchzte trocken auf. „Ich muß ihm sagen, daß ich im Unrecht war, deshalb bin ich
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