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1887 - Unsichtbare Siganesen

Titel: 1887 - Unsichtbare Siganesen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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bleiben, und nur wenige waren in den Straßenschluchten unterwegs. Die Dscherro konnten jederzeit und überall wieder zuschlagen und Geiseln einfangen; eine Aura steter Bedrohung lastete deutlich spürbar über der Stadt.
    „Weiter nachlassen!" rief Domino Ross. „Ich kann die Plattform bereits erkennen. Und etwas mehr Tempo!"
    „Schneller geht’s nicht", brachte Wosken knirschend hervor.
    Paula hatte sich am Rand des Schachtes niedergelassen und bewegte leicht die Flügel. Ihre Fühlerbüschel, in denen Sensoren gebündelt waren, befanden sich unaufhörlich in Bewegung.
    Paul ließ soeben das Tau fallen, unzerreißbare Fasern von insgesamt einem Millimeter Durchmesser; für Terraner mochten sie aussehen wie ein zu dick geratenes Haar. Gleich darauf verschwand der Roboter kopfüber im Schacht. Paula folgte ihm wesentlich graziler, der Reflex ihres Flügelschlags war noch zu erkennen, als sie schon gut die Hälfte der Strecke überwunden hatte.
    Bis auch Rosa Borghan und Arno Wosken Domino erreichten, hatte er die Antigravscheibe schon neu justiert. Paula wartete auf einer der Transmitter-Energiezellen, während Pauls Kieferzangen knirschend mahlten und immer wieder den Abstrahlpol des Desintegrators freigaben.
    „Ist da etwas?" wollte Rosa wissen.
    „Keine aktuelle Ortung", antwortete Paul. „Aber die Dscherro waren vor längstens zehn bis zwölf Stunden hier."
    „Du registrierst ihre Infrarot-Abstrahlung?" fragte Ross. „Bekommst du eine klare Darstellung? Wie viele, in welche Richtung, wie waren sie ausgerüstet?"
    „Ich registriere eine ungewöhnliche Art von Duftstoffen", berichtigte Paul.
    „Das ist vermutlich noch vornehm ausgedrückt", platzte Wosken heraus. „Wenn ich ehrlich sein soll: Ich möchte meinen SERUN nicht öffnen." Vorsichtshalber die Nase rümpfend, schaute er an sich hinab. Bis über die Knöchel steckte er in zähflüssigem Schleim, und ein dünnes Rinnsal bahnte sich zwischen seinen Beinen einen Weg, die Überreste der Fäkalien, die irgendwann hier abgeflossen waren.
    „Ich kann ebenfalls Duftmoleküle wahrnehmen, die ich als eine Art Botenstoffe bezeichnen möchte."
    Paula schwenkte ihre buschigen Fühlerbündel. „Sie sind intensiver, aber in deutlich geringerer Konzentration vorhanden als der Fäkalgestank."
    „Ein Botenstoff, den die Dscherro absondern?"
    „Vergleichbar Pheromonen."
    „Und im Infrarot-Bereich?"
    „Keine Aussage möglich", behauptete Paul.
    „Überprüfe die Sensoren!"
    „Bereits vollzogen. Keine Fehlermeldung."
    Ross aktivierte die Infrarotmessung seines SERUNS. Das auf der Sichtscheibe eingeblendete Display zeigte seine Begleiter, die Roboter und ihre Ausrüstung in einer leuchtenden Aura, den Schacht, durch den sie herabgestiegen waren, als verwischte Wärmesäule. Aber nichts deutete darauf hin, daß die Gehörnten in der Nähe gewesen waren.
    Unvermittelt ein Reflex gleißender Helligkeit. Etwas sehr Warmes und Großes näherte sich aus der Richtung des Zoos von Terrania.
    Distanz noch sechsundzwanzig Meter, zeigte das Helmdisplay.
    Die Wärmequelle bewegte sich schnell, huschte von einer Seite des Rohres zur anderen, verharrte sekundenlang, kam wieder näher ...
    Ross Rechte glitt zur Waffe, seine Finger schlossen sich um den Griff.
    „Domino, was ist ...?"
    „Still!" herrschte er Rosa an.
    Er hätte es wissen müssen. Aber er hatte jeden Gedanken daran verdrängt. Weil die Erinnerung. lästig sein konnte.
    Mit dem bloßen Auge sah er nicht mehr als brackigen Schlamm, von Flechten überzogen vor sich hin gärend. Aber die Infrarotwiedergabe wurde deutlicher. Das Biest verharrte, hob witternd den Oberkörper, es war groß und fett, der spitze Schädel ruckte witternd herum.
    Auch Arno Wosken zog seine Waffe. Obwohl sie sich auf die Schutzwirkung der SERUNS verlassen konnten.
    „Das Vieh gehört mir!"stieß Ross hervor.
    Die Mikrophone fingen eine Reihe schriller Laute auf. Damals, in Fornax, hatten diese Schreie ihn fast erstarren lassen. Diesmal war es anders.
    Die Ratte griff an.
    Domino Ross feuerte, als sie nicht einmal mehr zwei Meter entfernt war. Einen Augenblick lang sah es so aus, als hätte er nicht getroffen, doch dann überschlug sich das Tier und blieb zuckend auf der Seite liegen.
    Schon die Nagezähne waren so groß wie Ross’ Unterarme, der im Todeskampf peitschende Schwanz hätte einem Siganesen alle Knochen brechen können.
    „Was ist?" herrschte Ross seine Begleiter an. „Habt ihr nie eine terranische Ratte gesehen? Also

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