1888 - Drei gegen Gousharan
ausgemergelt beinahe, und das wirr auf die Schultern fallende Haar verstärkte den Eindruck noch. Niemand wäre auf die Idee gekommen, in diesem Zwei-Meter-Mann die derzeit wichtigste Führungsperson der LFT zu sehen.
„Wir müssen sie aufhalten!" Das klang wie ein Schwur. Atlan sah, daß Khan die Fäuste verkrampfte, daß seine Wangenknochen kantig hervortraten und ein wildes Feuer in seinen Augen loderte. „Wir werden die Stadtteile abriegeln, in denen die Dscherro hausen, die Raumer müssen Schirmfelder projizieren und ..."
Mehrere Schirme wurden dunkel. Kein Kontakt mehr zu den Truppen nordwestlich des Karakoto-Rings in der Aldebaran Area. Zweitausend Mann und ebenso viele Kampfroboter waren dort aufmarschiert, um den Fremden Widerstand zu leisten. Vergeblich, wie es schien.
Einsatz von Tokchern, erschien eine syntronische Einblendung.
Die Waffenarsenale der Dscherro machten es den Verteidigern schwer, Widerstand zu organisieren.
Zumal der Einsatz schwerster Waffen zumindest auf terranischer Seite ausgeschlossen blieb; das war schon eine moralische Verpflichtung der Bevölkerung gegenüber.
Tokcher wurden die dreißig Zentimeter durchmessenden fliegenden Minen genannt, die elektrische und hyperfrequente Quellen anpeilten und bei ihrer Explosion den Betrieb von Funkgeräten ebenso nachhaltig störten wie Transmittersendungen und Schutzschirme.
„Vielleicht", bemerkte Atlan leise, „sollten wir den Dscherro bald ein Verhandlungsangebot unterbreiten."
Khan wirbelte herum. Ungehalten blickte er den unsterblichen Arkoniden an; schien nicht glauben zu können, was er eben gehört hatte. Terrania aufgeben, vor Invasoren kuschen, die nichts weiter zu sein schienen als brutale Plünderer, denen frühere Erfolge zu Kopf gestiegen waren - niemals!
„Ich meine es ernst", bekräftigte Atlan.
Khan biß sich die Unterlippe blutig. Betretenes Schweigen herrschte im Hauptquartier der Verteidigung, ein Dutzend Augen und mehr hatten sich auf ihn gerichtet. Die Anspannung der Männer und Frauen war deutlich zu spüren. Jeder hatte Freunde oder Verwandte in Terrania und wußte nicht, was mit ihnen geschehen war, ob sie überhaupt noch lebten. Die Sicherheitsüberwachung der meisten Wohnungen durch die lunare Syntronik NATHAN hatte ein jähes Ende gefunden.
Der LFT-Kommissar bebte, als er sich dem Arkoniden zuwandte. „Ich hoffe, du hast gewichtige Gründe für deinen Vorschlag." Seine Stimme klang kalt. „Wenn die Dscherro sehen, daß sie uns kriegen, werden ihre Forderungen in astronomische Höhen emporschnellen. Ich will Terra nicht an diese Banditen verschachern, damit das klar ist."
„Ihre Forderungen werden horrend sein." Atlan nickte. „Aber wir gewinnen dabei Zeit. Einen Tag, vielleicht sogar zwei oder drei."
„Natürlich - falls deine Siganesen erfolgreich sind, hilft uns das weiter. Falls nicht ..." Cistolo Khan hob die Schultern und ließ sie langsam wieder sinken.
„Falls nicht, hat eine Atempause manchen das Leben gerettet oder ihnen eine Chance gegeben, sich in Sicherheit zu bringen. Sollte es das nicht wert sein, eine vermeintliche Schwäche zu zeigen?"
Khan blickte forschend in die Runde. Er sah müde Gesichter, nur in wenigen Augenpaaren schlummerte noch Hoffnung.
„Insgesamt fast neunzig Millionen Personen haben ihre Wohnungen verlassen und in der Regel nur mitgenommen, was sie am Leib trugen", faßte er zusammen. „Die Vororte sind geräumt, sind Geisterstädte, in denen Roboter patrouillieren, um Plünderungen zu verhindern. In Terrania selbst haben einige Millionen Menschen und Galaktiker die Chance nicht mehr nutzen können, sich in Sicherheit zu bringen. Viele haben sich verbarrikadiert, andere führen Partisanenkämpfe. Aber das sind Einzelfälle, und Mut und eine Handvoll Waffen ersetzen keine Kampferfahrung. Unsere regulären Truppen haben Befehl, jeden auszufliegen, den sie aufspüren."
„Abgesehen davon halten die Dscherro in den Straßen und Ruinen immer noch rund eine Million Geiseln gefangen", erinnerte Atlan mit Nachdruck.
Das gab den Ausschlag. Cistolo Khan begann zumindest zu überlegen, ob er ein Verhandlungsangebot an die Invasoren formulieren sollte.
*
Ungefähr zur selben Zeit strahlte Domino Ross einen weiteren Kurzimpuls an die bei der Faktordampf-Barriere zurückgebliebenen Siganesenroboter ab. Der gesamte Bildspeicherinhalt seines SERUNS wurde übermittelt.
In schweißtreibender Justierarbeit hatte Arno Wosken zwei weitere Schirmfeldaggregate der
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