189 - Die Nebelhexe vom Central Park
könne.
Er spürte, daß diese Gewißheit von der Höllenhand ausging. Ein Gefühl der Unbesiegbarkeit durchströmte ihn. Obwohl McQueen die Waffe auf ihn gerichtet hatte, lächelte er.
»Du armer Irrer«, sagte er mitleidig und verächtlich. »Was willst du mit dem Schießeisen? Mich umlegen? Das kannst du nicht, denn dazu fehlt dir die Courage.«
»Du machst einen großen Fehler, Lee«, keuchte McQueen. Schweiß glänzte auf seiner Stirn und auf der Oberlippe. »Du unterschätzt mich!«
»Weg mit der Kanone!« befahl Diamond und setzte sich langsam, mit schleichenden Schritten, in Bewegung.
»Ich knall’ dich ab und lass’ deine Leiche im Hudson River verschwinden!« kündigte McQueen mit belegter Stimme an.
»Weißt du, wieviel Mumm dazugehört, einem Mann in die Augen zu sehen und abzudrücken? Hast du das schon einmal gemacht? Das schaffst du nicht, Lorenzo! Gib mir den Revolver!«
»Wenn du noch einen Schritt näherkommst, drücke ich ab!« keuchte McQueen.
»Okay, Junge, aber vergiß nicht, mir dabei in die Augen zu sehen!« erwiderte Diamond ungerührt.
Seine Kälte machte McQueen unsicher. Wieso war Diamond so verdammt überzeugt davon, daß er nicht schießen würde?
Diamond machte den verbotenen Schritt, und McQueen krümmte den Finger nicht.
Jetzt schlug Diamond mit der Höllenhand ansatzlos zu.
Der Treffer war so hart, daß McQueen beinahe umgefallen wäre, und er spürte den süßlichen Geschmack von Blut auf seiner Zunge. Das machte ihn rasend. Nun war er soweit. Der Schlag hatte ihm die Hemmung genommen.
Blitzschnell drückte er ab, und die Kugel stanzte in Herzhöhe ein Loch in Diamonds Hemd. Der Getroffene taumelte zwei Schritte zurück, hätte zusammenbrechen müssen, blieb aber stehen, als hätte McQueen eine Platzpatrone abgefeuert.
Daraufhin flippte Lorenzo McQueen aus. Er schoß die Trommel auf Diamond leer, und es klickte noch zweimal, als McQueen weiter abdrückte. Aber Diamond lebte immer noch und war offensichtlich unverletzt. Nur die Löcher im Hemd zeigten, daß McQueen getroffen hatte.
Diamond grinste. »Wer überschätzt hier wen, Lorenzo?«
Er riß ihm die Waffe aus der Hand und schleuderte sie in eine Ecke des Raums. Dann traf der Rücken der Höllenhand McQueens Gesicht.
McQueen flog gegen den Schrank und drückte mit der Schulter das Glas der Vitrine ein. Mit der bloßen Rechten riß Diamond einen dolchartigen Glassplitter aus dem Rahmen, ohne sich zu verletzen, und stach damit gnadenlos zu.
***
Noel Bannister spielte am Detektor herum.
Tony Ballard hatte sich nach nebenan begeben, um seine magischen Waffen in seiner Suite zu verstecken. Sobald er zurückkam, würden sie sich in den Central Park begeben und das neue Gerät an Ort und Stelle ausprobieren. Auf Tony Ballards Ring und all die anderen Dinge hatte der Detektor hervorragend angesprochen, deshalb fand Noel Bannister ein gewisses Vertrauen in das Gerät gerechtfertigt.
Obwohl sich die magischen Waffen nicht mehr in Noel Bannisters Suite befanden, knatterte das Geistersuchgerät immer noch, Der CIA-Agent hatte dafür nur eine Erklärung, daß der Detektor auf eine gewisse magische Reststrahlung reagierte.
Aber diese Annahme war falsch.
Das Gerät reagierte zum erstenmal auf Sesima!
***
Blutüberströmt lag Lorenzo McQueen vor Lee Diamonds Füßen, und wieder spürte der Mann mit der Höllenhand keine Reue. Er hatte gemordet, weil seine Hand es wollte. Genau genommen hatte die Hand den Mord begangen, und er war nur dabei gewesen.
Das Erlebnis in McQueens Apartment hatte Diamond um eine Erfahrung bereichert. Kugeln hatten ihn getroffen, und er war am Leben geblieben.
Er öffnete sein zerschossenes Hemd und fand nicht den geringsten Kratzer. Diese Un Verwundbarkeit eröffnete für Diamond völlig neue Aspekte. Er mußte umdenken.
Nichts von all dem, was bisher Gültigkeit gehabt hatte, zählte jetzt noch. Er konnte auf einmal in ganz anderen Dimensionen denken, brauchte niemanden mehr zu fürchten.
Wer konnte ihm noch etwas anhaben? Er hatte soeben locker sechs Revolverkugeln geschluckt. Er konnte sich ab sofort alles erlauben.
Die Höllenhand hatte ihn ›übernommen‹. Er stand unter ihrem Schutz. Das machte ihn selbstsicher und tatendurstig.
Um so mehr drängte es ihn nun, Candon aufzusuchen und sich ihm aufzudrängen. Er würde wieder für Jack Candon arbeiten und mehr Geld als bisher von ihm bekommen. Neue Bedingungen standen Candon ins Haus. Er würde sie akzeptieren müssen, wenn er am
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