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189 - Die Regenbogenschlange

189 - Die Regenbogenschlange

Titel: 189 - Die Regenbogenschlange Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Schwartz
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die Menschen, die den Kreis bildeten, versanken zusehends in Trance, die Augen fest auf die Tänzer geheftet, deren Körper vor Schweiß glänzten.
    Auch Aruula schwitzte; sie merkte es erst, als ihr einige Tropfen in die Augen liefen. Sie blinzelte. Ihre Sicht war verschwommen; die Körper der Tänzer schienen immer länger und dünner zu werden und sich zu winden…
    Und da waren die Schlangen. Die Schlangen aus den Käfigen, nunmehr befreit, die über den Platz krochen, zwischen den Füßen der Tänzer hindurch, sich zischend aufrichteten, aber nicht angriffen. Immer mehr folgten dem Rhythmus der Tänzer…
    Aruula bemühte sich, die Augen offen zu halten. Eine bleierne Müdigkeit legte sich zusehends über ihren Verstand.
    Mit herabsinkenden Lidern sah sie Durangi, der den Kreis abschritt, Worte in seinem Dialekt murmelnd. Vermutlich Beschwörungen oder Weissagungen. Die Menschen in seiner Nähe fingen an zu singen, wenn er bei ihnen verharrte, und klatschten im Takt.
    Einige der Frauen wurden jetzt von der Ekstase überwältigt.
    Schreiend und zuckend wälzten sie sich auf dem Boden, zusehends in die Bewegungen der herumkriechenden Schlangen verfallend. Als der Schamane Aruula erreichte, blieb er auch vor ihr stehen, obwohl sie inständig gehofft hatte, er würde weiter gehen und sie nicht beachten. Allmählich hatte sie wirklich genug. Wenn sie nur nicht so müde wäre…
    Durangi bewegte sich auf geradezu obszöne Weise vor ihr, vor sich hin murmelnd. Aus seinem Mund tropfte Speichel, und seine Augen rollten scheinbar unkontrolliert in den Höhlen.
    Aruula befürchtete plötzlich, dass das Ganze in einem Fruchtbarkeitsritual enden würde, denn auch Hillulus Vater, deutlich erregt, näherte sich ihr. Unbeholfen und schwerfällig änderte sie die Sitzhaltung und tastete nach ihrem Messer. Sie würde keinesfalls an einer Massenbegattung teilnehmen, auch wenn es das einzige Vergnügen sein mochte, das sich diese Menschen jemals gönnten. Offensichtlich waren sie in der langen Abgeschiedenheit und durch den dauernden Inzest verrückt geworden.
    Auf alles gefasst, fand Aruula den Griff des Messers und umschloss ihn, plötzlich wieder von Zuversicht erfüllt.
    In diesem Moment erstarrte der Schamane, und Hillulus Vater hinter ihm hob den Arm. Augenblicklich erstarb die Musik, selbst die Tänzer hielten inne, und die schreienden Frauen verstummten.
    Durangi richtete seinen Stab, zwei ineinander verschlungene Schlangen, auf Aruula. Genauer gesagt, auf die mehrere Wochen alte Narbe an ihrem Bein, eine bleibende Erinnerung an den Kampf um Yngve.
    »Ich rieche Kayas Blut an dir!«, zischte er die Kriegerin an.
    Seine Zunge schnellte vor, die viel zu lang war für einen Menschen und in Aruulas Richtung züngelte. »Du«, setzte der Schamane zu einer fürchterlichen Anschuldigung an, wie seinem Tonfall zu entnehmen war. Er zeigte mit der anderen Hand auf sie.
    Und dann schrie er: »Du hast die Erwählte ermordet!«
    Schlagartig wurde es eiskalt an diesem Ort, und die letzten Sonnenstrahlen erloschen, als die Sonne tiefer sank. Die Dunkelheit, die zuvor in Aruulas Verstand geherrscht hatte, senkte sich nun über den Platz.
    Vierzig Augenpaare richteten sich auf Aruula, teils gespalten, doch alle erfüllt vom selben glühenden Hass.
    ***
    Chris hatte das Wasserloch gefunden. Es war späte Nacht und die Sterne standen wie blinkende Messerspitzen am Himmel.
    Ein warmer Wind umfuhr ihn, und Chris fühlte sich unendlich müde. Er wusste nicht, was er erwartet hatte: Ein Empfangskomitee? Ein großes Schild mit der Aufschrift: Anangu-Stamm von Chris Parker, zweihundert Meilen nördlich?
    Frustriert saß er im Schneidersitz auf einer Decke, die er sich aus dem Land Rover geholt hatte. Dicht neben ihm schlängelte sich eine braune Schlange auf die Wasserstelle zu.
    Ein Taipan; Chris erkannte es trotz der Dunkelheit. Die Zeichnungen auf dem Rücken und auf dem Kopf waren charakteristisch. Er unterdrückte den Wunsch, die Hand auszustrecken und das Tier zu berühren. Taipanschlangen waren sehr angriffslustig. Sie konnten in Sekundenbruchteilen von friedlichen Wegschleichern zu angriffslustigen Todesfallen werden. Vorsichtig zog er die Decke ein Stück fort.
    Was nun, dachte er, während er in die Bilder der Sterne am schwarzen Nachthimmel starrte. Was nun, Traummädchen? Ist dies das Ende meines Weges?
    Bist du am Ende doch nur ein Hirngespinst? Eine verrückte Einbildung?
    Es gab einen Weg, das herauszufinden. Chris sah zu seinem Land

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