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189 - Die Regenbogenschlange

189 - Die Regenbogenschlange

Titel: 189 - Die Regenbogenschlange Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Schwartz
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hören, groß wie das eines Ochsen. Sie barg die Welt in sich. Sie war der Anfang und das Ende. Die Erde war ihr Tempel. Sie roch wie ein Morgen nach lebensrettendem Regen.
    Immer wieder drückte sie zu und ließ los, bis es Chris schwarz vor Augen wurde. Er hörte ihr Zischeln über sich, spürte ihre gespaltene Zunge auf seinem Gesicht. Spitze Zähne senkten sich herab. Dann umgab ihn die Dunkelheit.
    Als er erwachte, war er nicht mehr allein. Chris fühlte sich ausgelaugt und kraftlos, als habe er wirklich mit einer Riesenschlange gerungen. Er blickte auf und sah gegen das strahlende Licht der aufgehenden Sonne eine junge Frau. Sie stand vor ihm. Die Frau aus seinen Träumen. Ihr Körper war halbnackt, die bronzefarbene Haut makellos. Weiße Linien schlängelten sich über ihren Leib. Er blickte in ihr freundliches Gesicht mit den onyxschwarzen Augen. Das Mal an ihrer Schläfe leuchtete scharlachrot.
    Instinktiv fasste er sich ans Gesicht und spürte ein scharfes Brennen. Er wollte sich aufrichten, sank aber kraftlos zurück.
    Das Wasserloch verschwamm vor seinen Augen. Gequält schloss er die Lider und versuchte sich zu erinnern, warum die Fremde für ihn so wichtig war. Warum es so überraschend war, sie vor sich zu sehen, an einem Morgen in der Wüste, obwohl er doch genau das erwartet hatte.
    »Du… Es gibt dich wirklich«, brachte er hervor.
    Sie trat noch näher heran, ließ sich in die Hocke nieder und beugte sich über seinen Schoß.
    Chris wollte protestieren, als ihre kleinen Hände seinen Oberschenkel berührten. Sie zeigte ihm einen weißen Verband.
    »Ganz ruhig«, flüsterte sie in gut verständlichem Englisch.
    Ihr Akzent war kehlig, und ihre Stimme klang so melodiös, als würde sie singen. »Ich muss deine Wunden verbinden.«
    Chris sah an sich hinab und sah eine Bisswunde von erschreckender Größe. Zwei scharfe spitze Zähne schienen sich in sein Bein gebohrt zu haben, lang wie Dolche.
    Seltsamerweise fühlte er keinen Schmerz. Der Jeansstoff um die zwei Löcher war blutbedeckt.
    Das Mädchen flüsterte leise Worte, und Chris spürte, wie die Wunden kleiner wurden. Er fragte sich, ob er doch noch träumte, aber sein Bewusstsein behauptete steif und fest, er sei wach.
    Er musterte den schlanken Körper der jungen Frau. Sie trug nur einen einfachen Lendenschurz. Ihre bemalten Brüste lagen frei vor ihm, und trotz all seiner Schmerzen wünschte er sich, sie zu berühren.
    Sie lächelte und blieb vor ihm hocken, nachdem sie die Bisswunde versorgt hatte. »Mein Name ist Tjara. Auch ich trage das Mal der Ahnen. Das Mal der Schlangenfrau. Du wurdest auserwählt, Chris.«
    Parker schämte sich für seine Lust. Am liebsten hätte er sie ohne weitere Umstände zu sich gezogen und ihren zarten Körper verführt. Hitze stieg in seine Wangen.
    »Sind… sind wir Geschwister, Tjara? Bist du meine Zwillingsschwester?«
    »Nein.« Ihre Stimme klang wie ein Lied über die Erschaffung der Welt. Er hätte ihr den ganzen Tag lauschen können. Tjara setzte sich neben ihn auf die Wolldecke.
    »Wir sind beide Angehörige der Lira Aranda. Wir wurden am selben Tag zur selben Stunde geboren. Du an der Südspitze unseres Territoriums, ich im Norden. Unser Stamm spaltet sich in zwei Teile, und wir beide gehören jeweils einem an. Wir dürften also heiraten, wenn wir das wollten.«
    Chris nickte schwach; er hatte schon von den komplizierten Heiratsbestimmungen der Anangu gehört.
    »Wir beide wurden von Yurlunggur auserkoren. Unser Stamm schützt einen heiligen Gegenstand, der nun zum Uluru gebracht werden muss. So möchte ER es, der erwacht ist und mich in meinen Träumen ruft. Ich soll zum Uluru kommen. Aber das darf ich nur, wenn wir die Aufgabe erfüllt haben. Wenn wir bergen, was ihm heilig ist.«
    Chris spürte Bitterkeit in sich aufsteigen. »Ein schönes Märchen. Aber wenn ich ein ›Auserwählter‹ bin, warum habt ihr mich dann gleich nach meiner Geburt in der Wüste ausgesetzt?«
    Sie streckte den Arm aus und strich über seine kurzen Haare. Parker fühlte sich augenblicklich besänftigt.
    »Chris, das waren nicht wir, sondern deine Mutter. Margani fürchtete, die Aufgabe sei zu groß für dich. Sie wollte dich nicht verlieren an den Schlund, in dessen Tiefe das Ei verborgen ist, das IHM gehört.«
    »Meine Mutter heißt Margani? Und von welchem Ei sprichst du?«
    »Deine Mutter ist schon vor langer Zeit zu den Geistern der Ahnen gegangen, Chris. Sie war vom Geistfieber besessen, und Dunkelheit griff nach ihr.

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