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189 - Die Regenbogenschlange

189 - Die Regenbogenschlange

Titel: 189 - Die Regenbogenschlange Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Schwartz
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der Stamm der großen Schlange huldigte. Und immer wieder sah er Kinder, die nicht normal waren. Ihre Augen waren zu groß und so schwarz wie die Augen von lichtscheuen Reptilien. Er wusste nicht, ob er die Vergangenheit sah, oder die Toten, oder beides. Tjaras Nähe gab ihm Kraft. Sein Geist öffnete sich auf eine Weise, wie es Chris nie für möglich gehalten hatte. Zugleich strömte eine große Ruhe in ihn. Alles war so, wie es sein sollte. Er hatte das Recht, hier zu sein. Er hatte das Recht, es zu sehen.
    Immer wieder hörte er die Stimmen, und obwohl er die Worte nicht verstand, begriff er doch nach einer Weile den Sinn: Sie huldigten den beiden Auserwählten. Dem Jungen und dem Mädchen, am selben Tag geboren.
    Chris sah eine Frau vor sich, die warnend den Kopf schüttelte. Er spürte, wer sie war.
    »Mutter!«, rief er in die Dunkelheit und einen Moment war er von Tjara getrennt. Seine Mutter verstand seine Sprache nicht. Aber sie zeigte ihm Fetzen aus ihrer Erinnerung.
    Verworrene Erinnerungen, die Chris zutiefst verunsicherten.
    Er sah seine Mutter bei einem Arzt in einer kleinen Stadt.
    Gemeinsam mit dem Mann im weißen Kittel starrte sie auf einen winzigen Monitor. Chris wollte auch sehen, was dort abgebildet war. Er konzentrierte sich auf die Fläche des Monitors, bis das Bild so deutlich vor ihm erschien, als würde er selbst vor dem kleinen schwarzen Kasten stehen. Es war ein Embryo, der dort sichtbar gemacht wurde. Da waren zwei Arme und zwei Beine, man sah das Herz schlagen. Chris zitterte. Er war zwar kein Arzt, aber er hatte sich viel mit Tieren beschäftigt und kannte Ultraschallaufnahmen. Es gab noch einen anderen Fortsatz, neben der Nabelschnur. Ein längliches Glied ragte aus dem unteren Rückenbereich des Wesens auf dem Bildschirm. Ein Glied, das ganz sicher nicht an diese Stelle gehörte.
    Was soll das?, dachte er zweifelnd. Soll ich das sein? Was willst du mir sagen?
    Wieder sah er seine Mutter vor sich. Schemenhaft winkte sie ihm zu. Ihre Gesten wirkten verzweifelt. Sie begann an Kontur zu verlieren.
    Chris spürte Tjaras Hand erneut in der seinen. Er hörte ihre Stimme. »Du siehst die Leben der Ahnen.«
    »Was… was ist mit den Kindern des Stammes?«
    »Du meinst die Abnormitäten?« Tjaras Stimme erklang aus unbestimmter Ferne, obwohl er sie neben sich spürte. »Es heißt, schon vor ungezählten Jahren habe es eine Frau gegeben, die die Kinder des Schlangengeistes gebar. Seit diesem Zeitpunkt sind die Lira Aranda die Diener der Großen Schlange.«
    Chris fragte sich, ob es sein konnte, dass die Kinder Reptilienschwänze hatten. Eine solche Mutation war ausgeschlossen. Er blickte tief in sich und suchte nach seiner Mutter. Sie war verschwunden. Auch die Bilderflut ließ langsam nach. Er näherte sich einem hellen Schein, dem Ausgang aus der Dunkelheit, wie er hoffte.
    Ich muss verrückt sein. Chris blinzelte, als das grelle Licht ihn umfing.
    Ihr seid auserwählt. Das auserwählte Volk des Schlangengeistes. Ihr seid die Kinder, ein Mädchen und ein Junge, am selben Tag geboren.
    Die Gedanken kreisten durch sein Gehirn, als seien es seine eigenen, aber Chris wusste und spürte, dass es die Ahnen waren, die mit ihm sprachen. Während er mit Tjara in das Zentrum der Sonne zu stürzen schien, begriff Chris plötzlich, dass es nichts gab, was außer diesem Stamm und dieser Vergangenheit eine Bedeutung für ihn hatte. Sein altes Leben verbrannte in einer unerträglichen Hitze. Es wurde zu der Asche, die es immer schon war. Eine Lüge, die vor IHM keinen Bestand hatte. Er war nicht Chris Parker. Er war der Auserwählte der Lira Aranda. Er war Tjaras Gegenstück. Ein namenloser Geist, der dem Volk zu dienen hatte.
    Die Erkenntnis traf ihn mit einer Heftigkeit, die ihn schwindeln ließ. Hilfe suchend packte er Tjaras Hand. Er presste ihre Finger zusammen.
    »Ruhig, Geliebter«, hörte er sie sagen. »Ganz ruhig.«
    Er konnte sie wieder sehen. Gemeinsam schwebten sie über dem Land. Die Wasserstelle und der Land Rover lagen weit unter ihnen.
    »Warum hast du mich nicht eher gerufen?«, fragte Chris anklagend. Er hörte den Vorwurf in seiner Stimme. Vielleicht hätte er das hier dann besser ertragen. Wenn er nicht solange in Sydney gelebt hätte, in der Geborgenheit eines mythenlosen Daseins.
    »Ich habe dich lange gesucht, Chris. Aber ich kann nicht alle Bereiche einsehen. Vor zwölf Jahren wollte ich dich bereits holen, doch ich war zu schwach. Ich verlor deine Fährte. Lange Zeit suchte ich

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