Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
189 - Die Regenbogenschlange

189 - Die Regenbogenschlange

Titel: 189 - Die Regenbogenschlange Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Schwartz
Vom Netzwerk:
deinen Geist und fand ihn nicht. Ich hielt dich für tot und hatte die Hoffnung fast aufgegeben, bis ich wieder eine Spur von dir fand.«
    Langsam näherten sie sich der Erde, und Chris sah das Wasserloch unter sich, an dem ihre beiden Körper aneinandergelehnt saßen. Es zog ihn zu seiner Hülle zurück. Er fühlte einen kurzen Ruck, als habe er bei hoher Geschwindigkeit gebremst.
    Benommen öffnete er die Augen und atmete tief ein, als fürchte er zu ersticken.
    Tjara sah ihn aus unergründlichen Augen an. »Spürst du es jetzt, Geliebter?«
    Sie stand auf, und Chris tat es ihr gleich. Sein Körper fühlte sich gestärkt an, als sei ein Teil ihrer Kraft auf ihn übergegangen. Sie schmiegte sich an ihn.
    »Bring mich zu meiner Hütte am Wasser.« Sie wies auf die Berge. »Dann werde ich dir den Wunsch erfüllen, der dein Innerstes brennen lässt.«
    Chris wandte den Blick verlegen ab. Sie war schön. Schöner als jede Frau, die er kannte. »Komm mit«, meinte er heiser und ging mit ihr zu seinem Land Rover hinüber. Das Surfbrett auf dem Dach wirke vollkommen fehl am Platz. Sie beachtete es nicht weiter und stieg ein, als er ihr die Tür aufhielt.
    Sie fuhren schweigend. Chris betrachtete die Gegend, in der seine Mutter gelebt hatte. Er fühlte Trauer um sie, zugleich verstand er ihre Furcht nicht. Er war ein Anangu. Er war auserwählt. An Tjaras Seite war alles ganz einfach und klar.
    Sie mussten das Ei der Regenbogenschlange holen. Sie mussten SEINEN Auftrag erfüllen und das Ei zum Uluru bringen, wie ER es befahl. Der Ahne.
    Was denkst du nur für einen Unsinn, dachte er innerlich fluchend. Sieh zu, dass du hier wegkommst, ehe die Sonne den letzten Rest Verstand aus deinem Schädel brennt.
    Sie fuhren länger, als Chris angenommen hatte. Die Nähe der Berge trog. Ob Tjara den gesamten Weg zu Fuß zurückgelegt hatte? Er traute sich nicht, sie zu fragen. Das Schweigen war angenehm, anders als das Schweigen zwischen Joey und ihm. Tjara und er brauchten keine Worte. Chris hing den Gedanken nach, die ihn durchdrungen hatten. War er wirklich in einem Ahnenreich gewesen? Im Jenseits? Das alles war noch verrückter als seine Träume.
    Zwei Stunden später fuhr er auf Tjaras Geheiß langsamer.
    Der Land Rover befand sich auf Wegen, die Chris ohne die Hilfe seiner Begleiterin nicht gefunden hätte.
    »Dort kannst du halten.« Tjara wies auf einen sonderbaren Felsen, der entfernt an eine Eidechse erinnerte. Er war nicht höher als Chris’ Hüfte.
    Er parkte den Wagen im Schatten eines Akazienbaumes.
    Die weit gefächerte Baumkrone erhob sich über ihnen wie ein schützendes Dach. Sie stiegen aus. Gemeinsam, gingen sie einen kaum sichtbaren Pfad entlang. Tjara führte ihn. Chris fragte sich, ob sie wirklich mit ihm schlafen wollte – und ob er das konnte. Was, wenn er erneut versagte?
    Eine Hütte tauchte zwischen Felsen und Bäumen auf. Sie war den Hütten ähnlich, die Chris beim Stamm seiner Tante gesehen hatte. Aber diese Hütte stand verlassen unter den Akazienbäumen. Chris sah sich suchend um.
    »Wo sind die anderen Leute des Stammes?«
    Tjara drehte sich zu ihm hin und lächelte. »Wir sind sehr wenige. Die Männer sind Nomaden. Wir bekommen nur selten Kinder, musst du wissen. Es ist eine Strafe Yurlunggurs, weil wir sein Ei noch nicht geborgen haben. Er ist der Geist der Fruchtbarkeit.«
    Sie tauchten in den kühlen Schatten der Hütte. Tjara streifte ihren Lendenschurz unbefangen ab. Ihre Hände lagen auf ihren vollen Brüsten.
    »Ich träume von dir, Chris. Schon so lange. Lass mich nicht länger warten. Es wird niemand kommen, der uns stört. Meine Hütte ist tabu für alle. Erst in fünf Tagen, wenn der ewige, unsterbliche Mond sich in seiner ganzen Vollkommenheit zeigt, werden sie uns besuchen.«
    Chris wusste nicht, ob er so lange bleiben konnte. Er dachte schwach daran, seine Eltern in Sydney anrufen zu müssen. Er dachte an seinen Aufenthalt in Asien. Wie Schatten aus einer anderen Welt kamen die Gedanken über ihn.
    »Tjara… ich verstehe dich ja, aber ich kann nicht so lange bleiben. Ich bin schon so lange fort… Meine Eltern sind wahrscheinlich schon verrückt vor Sorge…«
    Sie trat näher. Ihre Hände legten sich um seine Schultern.
    »Vergiss das alles. Vergiss die Vergangenheit. Du bist jetzt zu Hause.«
    Ihre Stimme war wie ein süßes Gift, das ihn benommen machte. Seine Zweifel wurden ausgelöscht, und einen kurzen Moment begriff er im Ansatz, welche grausame Macht sie über ihn – seine

Weitere Kostenlose Bücher