Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
189 - Die Regenbogenschlange

189 - Die Regenbogenschlange

Titel: 189 - Die Regenbogenschlange Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Schwartz
Vom Netzwerk:
ging. Das Gestein war feucht und feine Fontänen spritzen bis hierher, wo Aruula stand. Keinesfalls wollte sie dem Abgrund zu nahe kommen; wenn sie ausglitt, war sie rettungslos verloren.
    Es war feucht und kühl in dieser Höhle, und Aruula fröstelte, während sie den Blick umherschweifen ließ.
    Zwischen ihr und dem Wasserfall ging es nach einigen Schritten in eine Kuhle, in der etwas Weißes schimmerte.
    Vielleicht das Ei, hoffte Aruula.
    Als sie vorsichtig näher trat, begann das Weiß sich zu bewegen…
    ***
    Aruula erstarrte, als der weiße Haufen in der Kuhle anfing, sich zu entwirren und entringeln. Zusehends nahm die unförmige Masse Konturen an.
    Dann richtete sich eine riesige Schlange auf, deren Körper so dick war wie ihre eigene Taille. Sie blähte eine Haube an ihrem Hals auf, ihr Kopf war gedrungen, mit stumpfer Schnauze. Rot glühten ihre Augen durch das Weiß der Schuppen, und ihre ebenfalls rote Zunge zuckte in Aruulas Richtung. In der Mitte ihres Leibes lag ein riesiges Ei.
    Kaum zu glauben. Die Legende der Anangu stimmte zumindest in dieser Hinsicht – das Ei war hier. Aber von einem Wächter hatte niemand gesprochen!
    Aruula griff nach ihrem Schwert und hechtete zur Seite, als der Kopf der Schlange auch schon auf sie niederfuhr. Aruula rollte sich über die Schulter ab und stand kampfbereit, während die Schlange das beeindruckende Maul aufriss. Wahrscheinlich zischte sie, aber in dem dröhnenden Lärm des Wasserfalls gingen alle anderen Geräusche unter.
    Den nächsten Angriff parierte Aruula mit dem Schwert.
    Blind war die Schlange nicht, denn sie wich gerade noch dem Hieb aus und versuchte es umgehend von der Seite. Aruula konnte sich nur durch einen hastigen Satz aus dem Stand retten.
    Dies wäre eigentlich die Situation gewesen, in der sie sich zurückgezogen und mit leeren Händen zu den Anangu zurückgekehrt wäre. Aber der Kampf war bereits in vollem Gange, die Schlange versperrte zudem den Ausgang aus der Höhle, und Aruula hatte das Ei gesehen, Gegenstand aller Hoffnungen der Lira Aranda.
    Vernunft war hier unangebracht und vor allem nicht mehr durchführbar. Aruula würde es zu Ende bringen. So oder so.
    Sie umklammerte den Schwertgriff, atmete einmal tief durch und ging dann zum Angriff über.
    Immerhin war diese weiße Schlange nicht so groß wie Kaya, sie maß sicher nicht mehr als acht Meter – das genügte aber auch schon, um einen Menschen wie einen trockenen Ast zu zerbrechen und kurzerhand zu verschlingen.
    Der Wächter folgte Aruulas Bewegungen blitzschnell, wich zurück, schoss dann vor, und so bewegten sie sich umeinander wie im Tanz, allerdings mit zu erwartendem tödlichen Ausgang.
    Als Aruula endlich das Verhaltensmuster der Schlange begriffen hatte, änderte sie selbst ihre Taktik. Sie wich zurück, wohlwissend, dass sie sich dem Wasserfall und damit dem Abgrund näherte. Der Boden wurde glitschig unter ihren Stiefeln, aber sie hatte schon Schlimmeres durchgestanden.
    Sie tänzelte vor der hoch aufgerichteten Schlange hin und her, die ihr mit dem Kopf unentwegt folgte, die rot glühenden Augen auf sie gerichtet, nach ihr züngelnd. Sie nahm das Schwert in die linke Hand und lenkte die Schlange durch heftige Bewegungen ab, während sie den Dolch aus dem Stiefelschaft zog. Diese offensichtlich antike, perfekt geschmiedete Waffe hatte einst einem seltsamen Jungen gehört und Aruula seither gute Dienste geleistet. Hervorragend im Gleichgewicht, lag der Dolch in ihrer Hand, schien sich hineinzuschmiegen und Kräfte zu sammeln, wie eine Feder, die angespannt wurde.
    Aruula sprang nach vorne, startete mit der Linken einen Scheinangriff, schleuderte mit der Rechten den Dolch – und traf. Mitten in das linke glühende Auge, das augenblicklich erlosch. Eine Blutfontäne spritzte hervor.
    Aruula schien es, als würde sie in völliger Lautlosigkeit kämpfen, denn nicht einmal der Schmerzensschrei des Reptils aus dem weit aufgerissenen Rachen übertönte das Wasserdonnern. Die Schlange schleuderte ihren Kopf hin und her und begann zu toben, außer sich vor Schmerz und Wut.
    Aruula wusste kaum mehr, wohin sie sich retten sollte. Sie versuchte weitere Wunden mit dem Schwert zu schlagen, aber sie war zu sehr damit beschäftigt, sich in Sicherheit zu bringen.
    Allmählich ergriff sie Sorge, ob sie lebend aus der Höhle entkommen würde – da griff der weiße Schatten ein. Schoss an ihr vorbei wie ein Federwisch, und dann verschwamm vor Aruulas Augen alles zu einem einzigen wogenden

Weitere Kostenlose Bücher