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1899 - Katastrophe im Deltaraum

Titel: 1899 - Katastrophe im Deltaraum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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klar mit. „Ich lasse mich nicht erpressen. Du solltest dich schämen, von unserer Notlage profitieren zu wollen. Entweder du sagst die Wahrheit, dann bringst du uns auch ohne Sonderration durch den Hagel, oder du hast die Geschichte mit den Korridoren erfunden."
    „Das habe ich nicht!" schrie er.
    „Dann bring uns hindurch!" kam es von Mondra. „Zeige uns einmal, daß du zu etwas nütze bist!"
    „Ist er nicht", sagte Aagenfelt. „Er hat nur eine große Klappe."
    Kreyn stierte sie an, dann wieder mich. In seinem massigen, häßlichen Gesicht zuckte es heftig. Seine Hände waren geballt. Einen Moment lang dachte ich, er wolle sich auf mich stürzen.
    „Na gut!" rief er dann. Seine Stimme tat an den Ohren weh. „Gut, ich werde es euch beweisen! Ich bringe euch durch den Hagelsturm, und danach könnt ihr euch überlegen, wie ihr euch bei mir entschuldigt. Bis dahin rutscht mir alle den Buckel runter!"
    Sprach’s und ging hinüber zu seinem Pilotensitz, der seinen Körpermaßen angepaßt war. Bully und die anderen blickten mich fragend an. Ich nickte ihnen zu. Ich wußte, daß ich ein großes Risiko einging, wenn ich mich auf den Ertruser verließ, aber ich hatte keine andere Wahl. Und auch jetzt galt, daß wir schlimmstenfalls wieder aus dem Tunnel herausgespült werden würden.
    Dann allerdings wären wir mit unserem Latein am Ende.
     
    *
     
    Also machten wir uns zum zweitenmal auf den Weg. Mit hoher Geschwindigkeit flogen wir abermals in die Sphäre ein und durch sie in den Korridor, der nach Auras Messungen etwa dreißig Kilometer breit war -und damit dem Durchmesser der Sphäre entsprach.
    Wir kämpften wieder gegen den Hagelstrom an, und am Anfang sah eganz danach aus, als würden wir genauso abgebremst werden wie beim ersten Versuch. Die KAURRANG wurde langsamer. Poulton Kreyn saß voll konzentriert in seinem Sessel und bediente die Steuerung. Ein Außenbeobachtungs-Holostand direkt vor ihm, so daß er den Kopf nicht zu drehen brauchte. Er schwitzte stark.
    „Was sagt der Computer?" fragte ich Ska. „Gibt es einen Vergleich zu vorhin? Fordere ihn an!"
    „Liegt vor", entgegnete sie. „Wir sind schneller als vorhin. Wir werden zu ... über fünfzig Prozent weniger abgebremst. Das heißt, es gibt nur die Hälfte an Widerstand. Kreyn muß tatsächlich eine Schneise gefunden haben."
    „Sag’ ich doch", knurrte der Ertruser, ohne in seiner Konzentration nachzulassen. „Es gibt mehrere Schneisen, aber sie verändern sich laufend’. Dann brauche ich neue. Ich weiß nicht, wie lange ich das durchhalten kann."
    Es kam mir vor wie ein Wunder. Ich hatte nicht daran geglaubt, nur den Strohhalm ergriffen.
    Ertrusisches Reaktionsvermögen plus menschliche Intuition waren dem Bordcomputer in diesem Fall anscheinend tatsächlich überlegen.
    Und Kreyn schien sich sogar steigern zu können, denn der nächste Vergleich mit dem ersten Versuch fiel noch positiver aus. Wie ein Emotionaut schien der Ertruser die Schneisen im uns entgegenströmenden Psi-Hagel mehr zu spüren als zu sehen und steuerte die KAURRANG entsprechend.
    Als wir fünf Minuten unterwegs waren, flog das Schiff immer noch gegen den Strom, langsam zwar und von Vibrationen erschüttert, aber wir bewegten uns in die richtige Richtung. Und täuschte ich mich, oder war da bereits ein Ende des Tunnels auszumachen, der sich inzwischen so weit verbreitert hatte, daß der psionische Druck nicht mehr so stark war?
    Ich meinte jedenfalls, daß der Hagel längst nicht mehr so dicht war, und hoffte darauf, jeden Moment in eine freie Zone zu gelangen, ohne jede Aktivität. Doch da geschah das, was wir alle befürchtet hatten: Kreyn war am Ende seiner Leistungsfähigkeit angekommen. Er konnte das Schiff nicht mehr vorwärts bewegen. Er gab sich Mühe, aber die KAURRANG trat maximal auf der Stelle.
    „Vielleicht sollten wir ihm doch nachgeben, Perry", kam es von Bull. „Dieses eine Mal. Versprich ihm, was er will! Der Gedanke an die Sonderration gibt ihm vielleicht den Schub, den wir noch brauchen."
    Ich kam ins Zweifeln. Prinzipientreue war gut, aber hatte er nicht recht? Sollte ich nicht diese Ausnahme machen, im Interesse aller? Der Ertruser würde schon nicht gleich davon platzen, und wir befanden uns in einer absoluten Ausnähmesituation. Verlor er den Kampf gegen die Strömung, dann zog und blies es uns auf der Stelle wieder zurück, und alles war umsonst gewesen. Noch einmal würde Kreyn die Anstrengung nicht unternehmen.
    Die Vibrationen wurden heftiger.

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