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Titel: 19 Minuten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jodi Picoult
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sagte Diana.
    Jordan stand auf und ging auf Dr. Uppergate zu. »Wann haben Sie Peter kennengelernt?«
    »Nun, wir sind uns bis heute nicht persönlich begegnet.«
    »Ich dachte, in der Psychiatrie ginge es darum, eine Beziehung zu einem Patienten herzustellen und herauszufinden, was er über die Welt denkt und wie er sie verarbeitet.«
    »Das gehört dazu.«
    »Gehört das nicht unbedingt dazu?«, fragte Jordan.
    »Doch.«
    »Würden Sie heute ein Rezept für Peter ausstellen?«
    »Nein.«
    »Weil Sie ihn erst selbst sehen müssten, um entscheiden zu können, welches Medikament für ihn das Richtige wäre, habe ich recht?«
    »Ja.«
    »Dr. Uppergate, Sie sind ein Kenner der Attentate in Colum-bine, Paducah, Thurston und Rocori. Haben Sie mit dem Amokläufer von der Thurston Highschool gesprochen?«
    »Ja, das hab ich«, sagte Uppergate.
    »Und mit dem Jungen aus Paducah?«
    »Ja.«
    »Rocori Highschool?«
    »Ja.«
    »Wohl kaum mit denen von Columbine...«
    »Ich bin Psychiater, Mr. McAfee«, sagte Uppergate, »Kein Medium. Aber ich habe ausführlich mit Angehörigen der beiden Jungen aus Littleton gesprochen, habe ihre Tagebücher gelesen und ihre Videos gesichtet.«
    »Dr. Uppergate«, sagte Jordan, »haben Sie auch nur ein einziges Mal direkt mit Peter Houghton gesprochen?«
    Curtis Uppergate zögerte. »Nein«, sagte er, »das habe ich nicht.«
    Jordan setzte sich, und Diana sah den Richter an. »Euer Ehren«, sagte sie, »die Anklage schließt die Beweisführung ab.«
    »Fang«, sagte Jordan und warf Peter ein Sandwich zu, als er die Wartezelle betrat. »Oder bist du jetzt auch noch im Hungerstreik?«
    Peter blickte ihn wütend an, packte aber das Sandwich aus und biss hinein. »Ich mag keine Putenbrust.«
    »Ist mir egal«, sagte Jordan. Er lehnte sich gegen die Wand. »Würdest du mir bitte mal verraten, welche Laus dir heute über die Leber gelaufen ist?«
    »Können Sie sich vorstellen, wie das ist, da drin zu sitzen und den Leuten zuzuhören, wie sie über mich reden, als wäre ich gar nicht da?«
    »So sind nun mal die Spielregeln«, sagte Jordan. »Jetzt sind wir an der Reihe.«
    Peter stand auf. »Ist das für Sie alles bloß ein Spiel?«
    Jordan schloss die Augen. »Natürlich nicht.«
    »Wie viel Geld kriegen Sie eigentlich dafür?«, fragte Peter.
    »Das geht dich nichts -«
    »Wie viel?«
    »Frag deine Eltern«, sagte Jordan knapp.
    »Und Sie werden so oder so bezahlt, nicht? Egal wies ausgeht?«
    Jordan zögerte und nickte dann.
    »Dann kann es Ihnen doch im Grunde scheißegal sein, oder?«
    Verblüfft sah Jordan Peter an.
    »Was ist?«, fragte Peter vorwurfsvoll. »Lachen Sie jetzt auch noch über mich?«
    »Nein. Ich hab nur gerade gedacht, du würdest einen guten Anwalt abgeben.«
    Peter setzte sich wieder. »Na toll. Vielleicht kann ich das ja im Gefängnis über den zweiten Bildungsweg anpeilen.«
    Jordan nahm Peter das Sandwich aus der Hand und biss hinein. »Abwarten, würde ich sagen.«
    Jordan wusste, dass sich Geschworene unweigerlich von Dr. King Wahs Lebenslauf beeindrucken ließen. Er hatte schon in 248 Verfahren als Sachverständiger ausgesagt. Er hatte mehr Aufsätze veröffentlicht als jeder andere forensische Psychiater mit dem Spezialgebiet posttraumatische Belastungsstörung. Und er hatte, wie Jordan genüsslich betonte, drei Seminare abgehalten, die von Dr. Curtis Uppergate besucht worden waren, dem Sachverständigen der Anklage.
    »Dr. Wah«, begann Jordan, »seit wann arbeiten Sie an diesem Fall?«
    »Ich wurde im Juni von Ihnen, Mr. McAfee, kontaktiert und erklärte mich bereit, ein Gutachten zu erstellen.«
    »Haben Sie Peter persönlich kennengelernt?«
    »Ja, durch über zehn Stunden Gespräche mit ihm. Außerdem habe ich die Polizeiberichte gelesen sowie die ärztlichen und schulischen Unterlagen von Peter und seinem älteren Bruder. Ich
    habe mit seinen Eltern gesprochen. Und ich habe ihn an den pädiatrischen Neuropsychologen Dr. Lawrence Ghertz überwiesen.«
    »Was macht ein pädiatrischer Neuropsychologe?«
    »Er untersucht organische Ursachen für psychische Symptome und Störungen bei Kindern.«
    »Was hat Dr. Ghertz gemacht?«
    »Er hat mehrere MRT-Scans von Peters Gehirn durchgeführt«, sagte King. »Dr. Ghertz kann anhand von Aufnahmen des Gehirns nachweisen, ob im Gehirn eines Jugendlichen strukturelle Besonderheiten gegeben sind, die nicht nur das Auftreten so schwerer psychischer Erkrankungen wie Schizophrenie und bipolare Störung erklären, sondern auch die

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