19 Minuten
Untersuchungen der Waffen?«
»Ja, eine ballistische Untersuchung.«
»Können Sie uns das erläutern?«
»Nun«, sagte Patrick. »Man gibt aus der fraglichen Waffe einen Schuss in sogenanntes Ballistikgel ab. Jedes Projektil, das aus einer Waffe abgefeuert wurde, trägt Riefen, die durch die Drehbewegung der Kugel im Lauf entstehen. Das bedeutet, dass man jede abgeschossene Kugel einer bestimmten Waffe zuordnen kann. Außerdem lässt sich anhand von Pulverrückständen im Lauf feststellen, dass eine Waffe abgefeuert wurde.«
»Wurden alle vier Waffen getestet?«
»Ja.«
»Mit welchem Ergebnis?«
»Nur aus den beiden Pistolen wurde geschossen«, erwiderte Patrick. »Sämtliche von uns sichergestellten Projektile konnten Pistole A zugeordnet werden. Als wir Pistole B fanden, hatte
sie Ladehemmung. Zwei Patronen steckten gleichzeitig in der Kammer, wodurch die Pistole nicht mehr funktionsfähig war.«
»Aber Sie sagten, dass auch mit Pistole B geschossen worden war.«
»Mindestens einmal.« Patrick blickte zu Diana hoch. »Das Projektil wurde allerdings bis jetzt nicht gefunden.«
Diana Leven ging mit Patrick Schritt für Schritt das Auffinden der zehn Toten und neunzehn Verwundeten durch, angefangen damit, wie er Josie Cormier aus der Schule zu einem Rettungswagen getragen hatte, bis zu dem Augenblick, als der letzte Leichnam in die Gerichtsmedizin abtransportiert wurde. Dann vertagte der Richter die Verhandlung.
Nachdem er den Zeugenstand verlassen hatte, besprach Patrick noch mit Diana den nächsten Verhandlungstag. Die Doppeltür des Gerichtssaales stand offen, und Patrick sah, wie sich der dichte Pulk von Journalisten auf alle zornigen Eltern stürzte, die zu einem Interview bereit waren. Er erkannte die Mutter eines Mädchens - Jada Knight -, das auf der Flucht aus der Cafeteria in den Rücken geschossen worden war. »Meine Tochter wird dieses Jahr nicht vor elf Uhr morgens zur Schule gehen, weil sie es nicht erträgt, dort zu sein, wenn die dritte Stunde anfängt«, sagte die Frau. »Ihr macht einfach alles Angst. Ihr ganzes Leben ist ruiniert. Wieso sollte die Strafe für Peter Houghton niedriger ausfallen?«
Patrick wollte kein Spießrutenlaufen an den Medien vorbei, und da er an dem Tag der einzige Zeuge gewesen war, würde man ihn ganz sicher nicht in Ruhe lassen. Also setzte er sich stattdessen auf das Holzgeländer, das den Gerichtsbereich vom Zuschauerraum trennte.
»Hey.«
Als er Alex' Stimme hörte, wandte er sich um. »Was machst du denn hier?« Er hatte gedacht, sie wäre schon oben, um Josie aus dem Zeugenraum abzuholen.
»Das Gleiche könnte ich dich fragen.«
Patrick nickte Richtung Tür.
»Ich bin nicht in Kampfstimmung.«
Alex kam näher, bis sie zwischen seinen Beinen stand, und schlang die Arme um ihn.
Jordan McAfee hatte einen schlechten Tag. Das Baby hatte gespuckt und ihn bekleckert, als er gerade gehen wollte. Er war zehn Minuten zu spät zur Verhandlung gekommen, weil die verdammten Journalisten sich vermehrten wie die Karnickel und es weit und breit keine Parkplätze mehr gab, und Richter Wagner hatte ihn deswegen gerügt. Hinzu kam, dass Peter aus unerfindlichen Gründen nur noch durch gelegentliches Brummen mit ihm kommunizierte und seine erste Aufgabe heute Morgen das Kreuzverhör des strahlenden Helden war, der in die Schule gestürmt war und den bösen Killer dingfest gemacht hatte.
»Detective«, sagte er und trat auf Patrick Ducharme zu, der im Zeugenstand Platz genommen hatte, »nach Ihrer Unterredung mit dem Gerichtsmediziner sind Sie ins Präsidium zurückgekehrt, richtig?«
»Ja.«
»Dort war Peter in einer Arrestzelle untergebracht, nicht wahr?«
»Ja.«
»Wo verbrachte er die Nacht?«
»Im Bezirksgefängnis von Grafton.«
»Detective, haben Sie mit meinem Mandanten gesprochen?«, fragte Jordan.
»Ja, das habe ich.«
»Was haben Sie zu ihm gesagt?«
Der Detective verschränkte die Arme. »Ich habe ihn gefragt, ob er einen Kaffee möchte.«
»Hat er Ihr Angebot angenommen?«
»Ja.«
»Haben Sie ihn nach den Ereignissen in der Schule gefragt?«
»Ich habe ihn gefragt, was passiert ist«, sagte Ducharme.
»Wie hat Peter reagiert?«
Der Detective runzelte die Stirn. »Er sagte, er wolle zu seiner Mutter.«
»Hat er angefangen zu weinen?«
»Ja.«
»Genauer gesagt, er hat die ganze Zeit geweint, während Sie versuchten, ihn zu vernehmen, ist das richtig?«
»Ja, das ist richtig.«
»Haben Sie ihm noch weitere Fragen gestellt,
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