19 Minuten
hinüber. »Hör auf mich anzuglotzen, Homo.«
Josie stellte sich so, dass sie Peter den Blick auf Matt versperrte. »Wann?«
»Um sieben.«
»Wir sehen uns bei Drew«, sagte sie.
Matt trommelte kurz mit den Händen auf die Theke. »Cool«, erwiderte er und verließ das Geschäft.
»Pampers«, sagte Peter. »Vaseline.«
Josie sah ihn verwirrt an. »Was? Ach so. Ja.« Sie nahm die Kopien, die sie zusammengeheftet hatte, und stapelte sie akkurat übereinander.
Peter füllte Papier in den Kopierer nach. »Magst du ihn?«, fragte er.
»Matt? Irgendwie schon.«
»Doch nicht so«, sagte Peter. Er drückte die Starttaste und sah zu, wie das Gerät wieder ein Blatt nach dem anderen ausspuckte. Dann ging er zu Josie an den Sortiertisch. Er nahm einen Packen Blätter in die Hand und heftete ihn zusammen, dann reichte er ihn ihr. »Was ist das für ein Gefühl?«, fragte er.
»Was für ein Gefühl?«
Peter überlegte einen Moment. »Ganz oben zu sein.«
Josie griff an ihm vorbei und nahm einen weiteren Stapel, den sie in die Heftmaschine legte. Schließlich sagte sie: »So als würde ein falscher Schritt genügen, um abzustürzen.«
Peter hörte in ihrer Stimme einen Unterton, der wie ein Wiegenlied klang. Er sah eine schwache Röte in ihrem Gesicht und erkannte, dass es die Josie, die einst seine beste Freundin gewesen war, noch immer gab, gefangen in mehreren Kokons, wie eine von diesen russischen Puppen, in der alle ineinander steckten.
Wenn sie sich doch auch an ihre Freundschaft zu ihm erinnern könnte. Vielleicht war sie gar nicht mit Matt und Co. zusammen, um zu den angesagten Leuten zu gehören. Vielleicht hatte sie nur vergessen, wie gern sie mit Peter zusammen war.
Aus dem Augenwinkel beobachtete er Josie. Und Peter wünschte, er könnte so locker und lässig wie Matt sein, aber er hatte sein ganzes Leben lang immer ein kleines bisschen zu laut oder zu spät gelacht, ohne zu merken, dass alle anderen über ihn lachten. Er wusste nicht, wie er jemand anders sein könnte als der, der er immer war.
»He«, sagte er plötzlich. »Komm mal mit, ich zeig dir was.« Er ging nach nebenan in das Büro von Mr. Cargrew, der auf seinem Schreibtisch ein Foto von Frau und Kindern und einen pass-wortgeschützten Computer stehen hatte.
Josie folgte ihm und sah zu, wie Peter ein paar Tasten tippte, und auf einmal öffnete sich der Bildschirm.
»Wie hast du das gemacht?«, fragte Josie.
Peter zuckte die Achseln. »Computer sind mein Hobby. Letzte Woche hab ich mich in den hier reingehackt.«
»Ich glaub, wir sollten das nicht -«
»Moment.« Peter klickte sich immer weiter, bis er eine gut versteckte Datei mit Downloads gefunden hatte und die erste Pornoseite öffnete.
»Ist das ... ein Zwerg ?«, murmelte Josie. »Und ein Esel?«
Peter legte den Kopf schief. »Ich hab gedacht, es wär eine übergroße Katze.«
»Auf jeden Fall ist es widerlich.« Sie schauderte. »Igitt.« Dann sah sie Peter an. Kannst du dich auch in andere Computer reinhacken?«
»In jeden«, sagte er stolz.
»Auch in welche von ... Schulen und so?«
»Klar«, erwiderte Peter.
»Könntest du auch Adressen rauskriegen?«
»Kinderspiel«, erwiderte Peter. »Welche?«
»Warte«, sagte sie, und sie beugte sich zur Tastatur. Er konnte ihr Haar riechen - Äpfel - und spürte den Druck ihrer Schulter an seiner. Peter schloss die Augen, wartete auf den Blitzschlag. Josie war hübsch und ein Mädchen und dennoch ... spürte er nichts.
Weil sie ihm zu vertraut war?
Oder weil sie kein Er war?
Hör auf mich anzuglotzen, Homo.
Er erzählte es Josie nicht, aber als er das erste Mal auf die Pornobilder von Mr. Cargrew gestoßen war, da hatte er sich die Männer angeguckt. Hieß das, dass er auf Männer stand? Oder war das bloß Neugier? Um sich mit den Männern zu vergleichen?
Und wenn sich herausstellte, dass Matt und alle anderen recht hatten?
Josie klickte ein paarmal auf die Maus, bis der Bildschirm sich mit einem Artikel des Boston Globe füllte. »Der da«, sagte sie und zeigte. »Der Typ.«
Peter las die Bildunterschrift. »Wer ist Logan Rourke?«
»Ist doch egal«, sagte Josie. »So ein Typ wie der steht bestimmt nicht im Telefonbuch.«
Peter brauchte zehn Minuten, um herauszufinden, dass Logan Rourke an der juristischen Fakultät von Harvard arbeitete, und nach weiteren fünfzehn Minuten hatte er sich in den Computer der Personalabteilung gehackt.
»Bitte sehr«, sagte Peter. »Er wohnt in Lincoln. Conant Road.«
Er sah, wie er
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