Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
19 Minuten

19 Minuten

Titel: 19 Minuten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jodi Picoult
Vom Netzwerk:
Peter war den ganzen Nachmittag allein, ohne befürchten zu müssen, einem von den coolen Typen aus der Schule über den Weg zu laufen.
    Der oder die Neue würde Peter bestimmt kennen, und bestimmt würde man sich gleich am nächsten Tag das Maul über ihn zerreißen.
    Doch zu Peters großer Überraschung entpuppte sich der Neuzugang als Josie Cormier.
    Sie war hinter Mr. Cargrew hereingekommen. »Das ist Josie«, stellte er sie vor. »Kennt ihr zwei euch?«
    »Flüchtig«, hatte Josie ergänzt, als Peter Ja sagte.
    »Peter zeigt dir, was zu tun ist«, ordnete Mr. Cargrew an, und dann ließ er sie allein.
    Manchmal, wenn Peter in der Schule über den Flur ging und
    Josie mit ihrer neuen Clique sah, erkannte er sie kaum wieder. Sie zog sich neuerdings anders an - Jeans, in denen ihr flacher Bauch zur Geltung kam, und bunte Schichten von T-Shirts übereinander. Sie trug Make-up, das ihre Augen riesig aussehen ließ. Und ein bisschen traurig, dachte er, aber er glaubte kaum, dass sie das wusste.
    Das letzte längere Gespräch mit Josie hatte er vor fünf Jahren geführt, als sie beide in der Sechsten waren. Er war ganz sicher gewesen, dass die echte Josie irgendwann aus diesem Popularitätsnebel auftauchen würde, wenn sie begriff, dass die Leute, mit denen sie sich abgab, so viel Geist hatten wie Pappfiguren. Und spätestens, wenn sie anfingen, über andere herzuziehen, würde sie zu Peter zurückkommen. Du liebe Zeit, würde sie sagen, und dann würden sie über ihren Ausflug in die Unterwelt lachen. Was hat mich denn da geritten?
    Aber Josie war nie zu ihm zurückgekommen, und er hatte sich mit Derek aus der Fußballmannschaft angefreundet, und als er in der Siebten war, konnte er sich schon kaum noch vorstellen, dass er und Josie einmal zwei Wochen lang einen geheimen Handschlag geübt hatten, den nie einer je würde nachmachen können.
    »Okay«, hatte Josie an ihrem ersten Tag im Copyshop gesagt, als hätten sie sich nie zuvor gesehen, »dann erklär mal, wie der Laden läuft.«
    Jetzt arbeiteten sie seit einer Woche zusammen beim ständigen heiseren Brummen der Kopierer und dem schrillen Klingeln des Telefons. Wenn sie miteinander sprachen, dann ging es überwiegend ums Geschäft: Haben wir noch Toner für den Farbkopierer? Was muss ich berechnen, wenn jemand ein Fax schicken will?
    Heute Nachmittag kopierte Peter Artikel für ein Psychologieseminar am College. Während die Seiten durch das Gerät jagten, fragte er: »Wie nennt man das, wenn man für etwas nur den Markennamen benutzt?«
    Josie war damit beschäftigt, Kopien zusammenzuheften. Sie zuckte die Achseln.
    »Wie Xerox«, sagte Peter. »Oder Kleenex.«
    »Mag-Lite«, antwortete Josie nach einem Augenblick.
    »Google.«
    Josie blickte auf. »Gore-Tex«, sagte sie.
    »Q-Tipps.«
    Sie überlegte kurz, und dann grinste sie. »FedEx. Tupper-ware.«
    Peter lächelte. »Rollerblade. Frisbee.«
    »Ping-Pong.«
    »Das ist doch keine -«
    »Doch, guck's nach«, sagte Josie. »Barbour. Post-it.«
    »Magic Marker.«
    Sie hatten aufgehört zu arbeiten und standen lachend zusammen, als die Türglocke ging.
    Matt Royston kam in den Laden. Er trug eine Kappe des Ster-ling-Eishockeyteams - obwohl die Saison erst in einem Monat anfing, aber alle wussten, dass er aufgestellt werden würde. Peter, der noch immer über das Wunder staunte, die alte Josie wieder zu erleben, sah, wie sie sich zu Matt umdrehte. Ihre Wangen färbten sich rosa, und ihre Augen strahlten. »Was willst du denn hier?«
    Er lehnte sich gegen die Theke. »Sagst du das zu allen Kunden?«
    »Soll ich was kopieren?«
    Matts Mund verzog sich zu einem Grinsen. »Nee, nee. An mir bleibt alles im Original.« Er sah sich im Laden um. »Hier arbeitest du also.«
    »Eigentlich komm ich bloß her, weil es hier kostenlosen Kaviar und Champagner gibt«, witzelte Josie.
    Peter stand hinter der Theke und wartete darauf, dass Josie Matt sagte, sie sei mit etwas Wichtigem beschäftigt, auch wenn das nicht stimmte, aber sie hatten sich immerhin unterhalten.
    »Wann bist du hier fertig?«, fragte Matt.
    »Um fünf.«
    »Ein paar von uns wollen heut Abend zu Drew nach Hause.«
    »Ist das eine Einladung?«, fragte sie, und als sie lächelte, bemerkte Peter ein Grübchen, das ihm vorher nie aufgefallen war. Vielleicht weil sie ihn noch nie so angelächelt hatte.
    »Möchtest du, dass es eine ist?«, erwiderte Matt.
    Peter trat vor. »Wir müssen wieder an die Arbeit«, platzte er heraus.
    Matts Augen huschten zu Peter

Weitere Kostenlose Bücher