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Titel: 19 Minuten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jodi Picoult
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Copyshop.
    Peter knüllte den Aufsatz zusammen und warf ihn im Vorbeigehen in einen Mülleimer.
    Josie und ihre Clique hatten sich bei Maddie getroffen, die sturmfreie Bude hatte. Jetzt gähnte Matt und reckte sich. Josie konnte es förmlich spüren, obwohl sie gerade mit Maddie Trivial Pursuit spielte und ihm den Rücken zugewandt hatte. »Also Leute, war nett mit euch, aber wir gehen jetzt. Jo, komm.«
    Josie war mitten im Spiel. »Ich will noch nicht gehen«, sagte sie. »Ist gerade so spannend.«
    »Autsch«, sagte Drew. »Das war ein Schlag mit dem Pantoffel.«
    Seit sie miteinander gingen, verbrachte Matt mehr Zeit mit Josie als mit seinen Freunden. Dennoch war es ihm wichtig, von Drew und John respektiert zu werden, das wusste Josie, aber deshalb musste er sie ja nicht gleich wie seine Sklavin behandeln, oder?
    »Ich hab gesagt, wir gehen«, wiederholte er.
    Josie sah zu ihm hoch. »Und ich hab gesagt, ich gehe, wenn ich Lust hab.«
    Matt grinste herablassend. »Was Lust ist, hab ich dir doch erst beibringen müssen.«
    Drew und John prusteten los, und Josie merkte, dass sie schamrot wurde. Sie stand auf und rannte aus Maddies Zimmer.
    In der Diele zog sie hastig ihre Jacke an, und als sie hinter sich Schritte hörte, drehte sie sich nicht mal um. »Ich war mitten im Spiel. Und du -«
    Sie stieß einen kurzen Schrei aus, als Matt sie fest am Arm packte, sie herumriss und mit beiden Schultern gegen die Wand drückte. »Du tust mir weh -«
    »Mach das nie wieder.«
    »Du hast doch -«
    »Ich stand da wie ein Idiot«, sagte Matt. »Ich hab gesagt, wir gehen.«
    Seine Finger pressten sich so fest auf ihre Haut, als wollte er dort für immer seine Spuren hinterlassen. Josie hörte auf, sich zu wehren, eine Kapitulation. »Ich ... es tut mir leid«, flüsterte sie.
    Die Worte waren ein Schlüssel - Matts Griff lockerte sich. »Ach Jo«, seufzte er und legte seine Stirn an ihre. »Ich teil dich nun mal nicht gern. Nimm's mir nicht übel.«
    Sie schüttelte den Kopf, brachte aber kein Wort heraus.
    »Ich liebe dich einfach so sehr.«
    Sie blinzelte. »Wirklich?«
    Diese Worte hatte er bis jetzt nicht ausgesprochen, und sie auch nicht, obwohl sie sie oft auf der Zunge gehabt hatte, aber wenn er sie dann nicht erwidert hätte, wäre Josie vor lauter Scham auf der Stelle gestorben. Und jetzt hatte Matt als Erster gesagt, dass er sie liebte.
    »Ist das nicht offensichtlich?«, sagte er und führte ihre Hand an seine Lippen, küsste ihre Finger so sanft, dass sie beinahe vergaß, was diesem Moment vorausgegangen war.
    Der erste Schneesturm des Winters kam schon vor Thanksgiving. Er begann nach Mitternacht, rüttelte die alten Knochen des Hauses durch und schleuderte Eiskristalle gegen die Fenster. Der Strom fiel aus, aber Alex war darauf vorbereitet. Sie schreckte aus dem Schlaf in der tiefen Stille, die sich einstellt, wenn alle elektrischen Geräte verstummen, und griff nach der Taschenlampe, die sie vorsorglich auf den Nachttisch gelegt hatte.
    Sie zündete zwei Kerzen an und sah ihren überlebensgroßen Schatten über die Wand huschen. Als kleines Mädchen war Josie in solchen Nächten zu ihr ins Bett gekrochen und in ihrem Arm eingeschlafen, mit dem sehnlichen Wunsch, dass am nächsten Tag die Schule ausfallen möge.
    Wieso bekamen Erwachsene nie solche freien Tage geschenkt? Selbst wenn der Sturm weiter stöhnte, als hätte die Erde Schmerzen, wurde trotzdem von Alex erwartet, dass sie zur Arbeit erschien. Das wirkliche Leben fiel niemals aus.
    Die Schlafzimmertür flog auf. Josie stand da, in einem knallengen Tanktop und Herrenboxershorts - Alex hatte keine Ahnung, wo sie die herhatte, etwa von Matt Royston? Einen Augenblick lang brachte Alex diese junge Frau mit den weiblichen Rundungen und dem langen Haar nicht mit der Tochter überein, die sie noch immer erwartete, dem kleinen Mädchen mit dem halb aufgelösten Zopf und dem Flanellpyjama. Sie schlug die Bettdecke zurück, eine Einladung.
    Josie sprang darunter und zog sie dann hoch bis unters Kinn. »Da draußen ist die Hölle los«, sagte sie. »Als würde uns der Himmel auf den Kopf fallen.«
    »Die Straßen machen mir mehr Sorgen.«
    »Meinst du, morgen ist schulfrei?«
    Alex schmunzelte. Josie war zwar älter, aber ihre Prioritäten unverändert. »Höchstwahrscheinlich.«
    Mit einem zufriedenen Seufzer ließ Josie sich aufs Kissen fallen. »Vielleicht können Matt und ich zum Skilaufen fahren.«
    »Wenn die Straßen nicht geräumt sind, gehst du nicht aus

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