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19 Minuten

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Titel: 19 Minuten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jodi Picoult
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dem Haus.«
    »Tust du doch auch.«
    »Ich hab keine andere Wahl«, sagte Alex.
    Josie wandte sich ihr zu, und in ihren Augen spiegelte sich das Kerzenlicht. »Man hat immer eine Wahl«, sagte sie und stützte sich auf einen Ellbogen. »Darf ich dich was fragen?«
    »Klar.«
    »Warum hast du Logan Rourke nicht geheiratet?«
    Alex hatte das Gefühl, in den Schneesturm hinausgestoßen zu werden, so unerwartet kam Josies Frage. »Wieso fragst du das?«
    »Was an ihm war nicht gut genug? Du hast mir erzählt, er sah gut aus und er war intelligent. Und irgendwann musst du ihn ja mal geliebt haben...«
    »Josie, das ist ewig her. Und über so was solltest du dir keine Gedanken machen, weil es nichts mit dir zu tun hat.«
    »Und ob es was mit mir zu tun hat«, sagte Josie. »Ich bin halb er.«
    Alex starrte an die Decke. Vielleicht fiel ihr ja tatsächlich der Himmel auf den Kopf. »Es stimmt, er sah gut aus, und er war intelligent«, sagte sie leise. »Es lag nicht an ihm. Es lag an mir.«
    »Und dann war er auch noch verheiratet.«
    Alex setzte sich auf. »Woher weißt du das?«
    »Steht doch in allen Zeitungen, weil er jetzt für die Wahl zum Bezirksstaatsanwalt kandidiert.«
    »Hast du ihn angerufen?«
    Josie sah ihr in die Augen. »Nein.«
    Ein Teil von Alex wünschte es sich fast, hätte gern gewusst, ob er Alex' Karriere verfolgt und vielleicht sogar nach ihr gefragt hatte. Logan zu verlassen, was ihr wegen des ungeborenen Babys so gerecht erschienen war, kam ihr jetzt jedoch selbstsüchtig vor. Warum hatte sie noch nie mit Josie darüber gesprochen?
    Weil sie Logan geschützt hatte. Josie war aufgewachsen, ohne ihren Vater zu kennen, aber war das nicht besser, als zu erfahren, dass er damals die Abtreibung gewollt hatte? Noch eine Lüge mehr, dachte Alex, nur noch eine kleine Lüge mehr. Sie sah zu Josie hinüber. »Ich konnte mich nicht klein genug machen, um in die Nische zu passen, die er mir in seinem Leben einräumen wollte. Verstehst du das?«
    »Ich glaub schon.«
    Alex griff unter der Bettdecke nach Josies Hand. Wäre die Geste sichtbar gewesen, hätte sie gezwungen gewirkt, viel zu emotional, als dass sie beide sie ertragen hätten, doch so schien sie ganz natürlich zu sein. »Es tut mir leid«, sagte Alex.
    »Was?«
    »Dass ich dir nicht die Chance gegeben hab, ihn um dich zu haben.«
    Mit einem Achselzucken zog Josie die Hand weg. »Du hast das Richtige getan.«
    »Ich weiß nicht«, seufzte Alex. »Das Richtige zu tun macht einen manchmal unglaublich einsam.« Plötzlich wandte sie sich lächelnd Josie zu. »Aber warum reden wir überhaupt darüber. Im Gegensatz zu mir hast du ja Glück in der Liebe, nicht?«
    Genau in dem Augenblick war der Strom wieder da. Unten piepte die Mikrowelle, die wieder neu eingestellt werden wollte, das Badezimmerlicht fiel gelb in den Flur. »Dann geh ich mal wieder in mein Bett«, sagte Josie.
    »Oh. Ja, gut«, antwortete Alex, obwohl sie am liebsten gesagt hätte, Josie könne gern bleiben, wo sie war.
    Zu Peters Erstaunen warf der Rausschmeißer am Eingang des Front Runner nicht mal einen Blick auf seinen gefälschten Ausweis, und so wurde er hineingeschoben, ehe er überhaupt Zeit hatte, noch einmal über die Tatsache nachzudenken, dass er tatsächlich hier war.
    Verrauchte Luft schlug ihm entgegen, und er brauchte einen Moment, um sich an das schummerige Licht zu gewöhnen. Musik hämmerte durch den Raum, Technosound, so laut, dass Peters Trommelfelle pulsierten. Zwei große Frauen flankierten den Eingang und taxierten jeden Neuankömmling. Erst auf den zweiten Blick fiel Peter auf, dass eine von beiden einen Bartschatten im Gesicht hatte. Einer von beiden. Der andere wirkte mädchenhafter als die meisten Mädchen, die Peter kannte, aber er hatte eben noch nie einen Transvestiten aus der Nähe gesehen. Vielleicht waren sie ja Perfektionisten.
    Männer standen zu zweit oder zu dritt am Rand der Tanzfläche, während andere oben auf der Empore wie Habichte Ausschau nach Beute hielten. Er sah Männer in hautengen Lederhosen, Männer, die andere Männer in dunklen Ecken küssten, Männer, die Joints weiterreichten. Die Spiegel an den Wänden ließen den Klub größer erscheinen, endlos.
    Er war über Chatrooms im Internet auf den Front Runner gestoßen und hatte den Bus nach Manchester genommen. Er wusste selbst nicht genau, warum er eigentlich hergekommen war - in seiner Vorstellung war es eine Art anthropologisches Experiment. Er wollte herausfinden, ob er in diese

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