1932 - Schiff am Abgrund
jeden TLD-Agenten, der sich in einer ausweglosen Lage befindet. Paß auf!"
Tuck haspelte Anweisungen an den Pikosyn hervor. Augenblicke später spuckte der SERUN eine Folie aus, auf der alles Material vermerkt war, das er benötigte. Und sie enthielt die Arbeitsvorgänge und Anweisungen, was zu tun war.
„Arbeitszeitvorgabe: knapp acht Stunden für etwa vierzig Personen", ergänzte er. „Das ist das eine. Jetzt zum anderen: Der Hypertrop funktioniert. Ich brauche mindestens dreihundert Meter Hochenergieleitungen, dreifach abgeschirmt und vier Meter dick. Anders können wir den Energietransport nicht bewerkstelligen."
Fee Kellind verlor endgültig die Fassung. Sie klammerte sich an einen Vorsprung.
„Wir sind hier nicht in einer Werkstatt auf einem Hinterwäldlerplaneten", keuchte sie. „Also denk nicht daran!"
Diesmal wurde Tuck Mergenburgh ernsthaft böse. Er packte sie am SERUN und schüttelte sie andeutungsweise.
„Warum hast du mich nicht sterben lassen? Das wäre viel angenehmer für mich, als mich mit dir herumzuärgern. In der GOOD HOPE DREI befinden sich zweitausend Meter Energieleitungen für den Hochenergiebetrieb und als Reserven für den Fall, daß die Transmissionsübertragung der Hauptsysteme ausfällt. Willst du mir weismachen, daß die alle zerstört und zerschmolzen sind?"
„Nein, natürlich nicht."
Wieder redete er in technischen und verbalen Fragmenten auf den Pikosyn ein. Fee verging Hören und Sehen. Am liebsten wäre sie im Boden versunken.
„Maschinist", murmelte sie. „Du hättest Lokomotivführer auf Trokan werden sollen. Bei allen Superintelligenzen und sonstigen Entitäten des Universums. Das habe ich nicht verdient."
Der SERUN lieferte die nächste Folie.
„Ich bitte um zügige Erledigung!" rief Mergenburgh. „Schließlich sind das nur die Vorarbeiten. In etwa neun Stunden werde ich den Hypertrog zum ersten Mal probefahren. Hundert Mann sollen sich um die Verlegung der Leitungen kümmern. Ich brauche vierzig Leitungen zum Metagrav und zwanzig zu den Feldtriebwerken."
„Ja, Tuck. Wird sofort erledigt."
Fee rannte davon, als sei der Teufel hinter ihr her. Später wußte sie selbst nicht recht zu sagen, was eigentlich mit ihr los war.
Tuck machte die ganze Zeit nicht den Eindruck, als sei er sich der Gefahr bewußt, in der die Besatzung und ihr Schiff schwebten. Vielleicht -aber dieser Gedanke kam ihr erst ganz zuletzt, als sowieso nichts mehr zu retten war - ignorierte er sie bewußt, um die Arbeiten ungerührt vorantreiben zu können.
Fünf Minuten später hasteten hundertvierzig Männer und Frauen an ihre neuen Einsatzorte. Gleichzeitig traf von draußen Lyjdas neueste Meldung ein. Der Planet hatte die GOOD HOPE III endgültig eingefangen und zwang sie auf eine instabile Bahn. Ob sich daraus eine Ellipse oder eine ballistische Absturzkurve entwickelte, vermochte im Augenblick niemand zu sagen.
*
Mergenburgh benötigte eine halbe Stunde, um sich von seinem ersten Zusammenbruch zu erholen. Der SERUN verabreichte ihm mehrere Injektionen. ‘Logan Poseider nahm dem Cheftechniker das Versprechen ab, sich so gut wie möglich zu schonen.
„Einverstanden", behauptete Tuck. Seine Stimme klang schwach und erweckte irgendwie den Eindruck von Resignation. „Ich koordiniere nur noch. Den Rest erledigt ihr."
Er hatte seinen Platz in der Zentrale eingenommen und beäugte mißtrauisch die Kabel der externen Videoüberwachung. Der Planet prangte als riesige Kugel auf dem einzigen noch aktiven Display. Die Finger des „Maschinisten" huschten beinahe spielerisch über das Sensorfeld des toten Terminals. Ob es eine Marotte war oder er diesen Ablauf benötigte, um seine Konzentration zu erhalten, wußte niemand zu sagen. Alles, was er tippte, wiederholte er akustisch und gab es an den Pikosyn weiter. Der übertrug es in die SERUNS der Männer und Frauen, die vor Ort arbeiteten.
„Drei Feldtriebwerke sind zu vierzig Prozent einsetzbar", sagte er halblaut. „Ein viertes zu zwanzig Prozent. Das müßte reichen."
„Es wird das Schiff auseinanderreißen", warnte Fee Kellind und erhob sich. Sie verließ das Podest und ging hinüber zum Kreis der Konsolen. „Du hast Fieber, Tack. Ich denke, ein paar Stunden Schlaf solltest du nicht ablehnen."
„Du machst dir zu viele Gedanken um mich und zu wenige um die Besatzung", blockte er sie ab und grinste gleichzeitig. „Schau auf das Display, dann weißt du, was ich meine!"
Der Planet war weiter in die Mitte des Bildschirms
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